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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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angehalten haben?«
    »Ja.«
    »Und sie wird Ihnen am Samstag die Antwort geben?«
    »Das hoffe ich.«
    »Was ist das Schlimmste, was passieren könnte?«
    »Dass sie nein sagt, natürlich.«
    Doktor Olltman faltete die Hände. »Aber wenn sie ja sagt, dann könnten Sie mit allem anderen leben?«
    »Ja …«
    »Mit den Briefen des Mörders, dem Expressenjournalisten und der unbefriedigenden Situation bei Ihrer Arbeit …«
    »Ja, in dem Fall könnte ich damit leben.«
    »Gut«, sagte Doktor Olltman. »Ich glaube, ich habe verstanden, wie es Ihnen geht. Wenn ich Sie für zwei Wochen krank schreibe und dann sehen wir uns am Freitag für eine Stunde wieder, glauben Sie, das wäre in Ordnung? Zur gleichen Zeit?«
    »Keine Medikamente?«
    »Damit warten wir bis Samstag. Aber ich möchte, dass Sie dieses Formular mit nach Hause nehmen und es heute Abend oder morgen früh ausfüllen. Es ist eine Art Einschätzungshilfe darüber, wie Sie sich fühlen. Es dauert zehn, fünfzehn Minuten, aber es ist wichtig, dass Sie es in aller Ruhe und ernsthaft tun. Dann können wir uns das Ergebnis übermorgen ansehen, sind Sie einverstanden?«
    Sie reichte ihm ein Bündel zusammengehefteter Papiere. Er nahm sie entgegen, rollte sie zu einem Rohr zusammen und schob sie in seine Jackentasche.
    »Außerdem möchte ich, dass Sie mich sofort anrufen, wenn Sie das Gefühl haben, es wird zuviel. Oder wenn Sie eine Art neuer Attacke bekommen, meine Handynummer steht auf der letzten Seite des Formulars. Wie fühlen Sie sich jetzt?«
    »Wie ein Schwein in einer Lehmkuhle.«
    Wieder lachte sie. Auf jeden Fall habe ich sie in gute Laune versetzt, dachte Inspektor Barbarotti.
    »Ach, noch eins«, sagte sie, als sie bereits wieder im Wartezimmer standen. »Wenn Sie einen guten Freund haben, bei dem Sie für ein paar Tage wohnen können, dann würde ich das empfehlen.«
    »Ich werde drüber nachdenken.«
    »Dann sehen wir uns Freitag.«
    »Ja.«
    Sie gaben sich die Hand und verabschiedeten sich.
    24
    A ls er nach Hause kam, war es halb vier geworden. Er hatte sein Handy fast drei Stunden ausgeschaltet gehabt, doch als er es jetzt wieder einschaltete, war nur eine Nachricht darauf. Kein verärgerter Ermittlungsleiter. Keine Journalisten. Berühmtheit, deine Zeit ist kurz bemessen, dachte Barbarotti.
    Die Mitteilung war von Eva Backman, und sie sagte, er könne sie anrufen, wenn er Lust habe. Er kochte sich einen Kaffee und nahm die Tasse mit hinaus auf den Balkon, bevor er ihre Nummer eintippte.
    »Wie geht es dir?«, wollte sie wissen.
    Barbarotti beschloss, dass es nicht die Zeit für eine neue Schweinemetapher war, und sagte, dass es ihm den Umständen entsprechend gut gehe.
    »Ich bin heute Abend leider verhindert«, sagte sie.
    »Kommen Ville und die Kinder nach Hause?«
    »Nein, Jonnerblad besteht darauf, dass wir Überstunden machen. Bis neun, vermutlich noch länger.«
    »Das macht nichts, ich habe sowieso keinen Hummer gekriegt. Aber das heißt also, dass ihr ein Stück weitergekommen seid?«
    »Kann ich dich in einer halben Stunde zurückrufen, ich habe in fünf Sekunden eine Vernehmung?«
    Barbarotti erklärte, dass sie das gern könne, holte sein altes Kreuzworträtsel und trank seinen Kaffee. Er spürte, dass er sich immer noch nicht wieder ganz daheim in seinem Schädel fühlte, und nach zehn Minuten hatte er nicht ein einziges Wort gefunden.
    Er merkte auch, dass sich eine Spur Wut bei ihm einschlich. Warum saß er hier und schmorte wie ein vorzeitig pensionierter Archivarbei ter? Warum saß er nicht auch im Polizeigebäude und vernahm jemanden? Wie lange wollten sie ihn aus den Ermittlungen raushalten?
    Er musste einsehen, dass er wohl zumindest auf die letzte Frage eine Antwort bekommen hatte, da Doktor Olltman ihn für zwei Wochen krank geschrieben hatte. Hatten sie dahingehend eine Übereinkunft, sie und Jonnerblad? Nein, so eine kleinliche Konspiration erschien trotz allem nicht denkbar. Aber wer wusste, wie die Lage in zwei Wochen aussah? In vielerlei Hinsicht.
    Am besten, eins nach dem anderen anzugehen, dachte Inspektor Barbarotti. Eine Stunde, eine Minute nach der anderen. Das Leben tickt nun einmal auf diese Weise, in Sekunden und Minuten, auch wenn man nicht so oft darüber nachdenkt. Weil man meistens nicht die Zeit hat für derartige einfache Reflexionen. Aber die Schwalbe, die einen Strich in den Himmel schreibt, tut es nun einmal genau jetzt, nicht gestern und nicht morgen.
    Obwohl momentan … momentan sind die Schwalben

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