Eine ganz andere Geschichte
dass er vergessen hatte, Inspektorin Backman zu fragen, was bei der Befragung von Göran Persson herausgekommen war. Inwieweit dieser sich beharrlich weigerte, seine Quelle zu verraten, oder ob es ganz einfach so war, dass er gar nicht wusste, wer seine Quelle war. Man konnte wohl Letzteres voraussetzen. Viel konnte man über diese Presse sagen, dass sie jedoch bewusst einem Mörder den Rücken freihielt, das war ja wohl hoffentlich ein bisschen zu viel.
Aber es könnte natürlich dennoch von Wert sein, zu erfahren, auf welchem Weg der Täter sich mitgeteilt hatte. War es durch Briefe geschehen – in der gleichen Art, wie er sich an die Polizei wandte, oder benutzte er eine andere Methode, wenn es um die dritte Staatsmacht ging? Oder die vierte, wie es in Demokratien mit etwas größerer Spannweite als Schwedens hieß?
Barbarotti machte sich mental eine Notiz, die Sache beim nächsten Briefing mit Backman anzusprechen. Wenn es lief, wie er hoffte, würde sie am Abend zu Wallmans Häuschen hinauskommen – er hatte nicht mit ihr gesprochen, nur eine SMS geschickt und eine halbe Zusage als Antwort bekommen, aber man konnte natürlich nie wissen. Die Unihockeybande konnte nach Hause kommen oder Jonnerblad sie wieder zu einem Abendjob verdonnern, es war so einiges möglich. Auf jeden Fall wollte er sie im Laufe des Tages anrufen und nachfragen.
Aber er kaufte weder Aftonbladet noch GT oder Expressen. Scheiß drauf, dachte er. Nicht eine Krone, um diese Skandalfabrik zu unterstützen.
Dagegen kaufte er Lebensmittel und Bier, genügend, dass es auch für Inspektorin Backman reichte, wenn sie sich ein Herz fasste. Während er im Laden stand, riefen zwei verschiedene Journalisten an und schlugen ein längeres Interview vor, damit er seine Ansicht zu den Dingen darlegen konnte – einer brummte auch etwas von pekuniärer Erstattung –, aber er lehnte routiniert ab. Ihm war klar, dass er aufgrund des Todes-Gunnars auf den Hitlisten wieder gestiegen war.
Während der zwanzig Minuten langen Autofahrt hinaus zu Wall-man klingelte das Handy noch drei weitere Male, aber er ging nicht ran. Kontrollierte nur, dass es weder Inspektorin Backman noch Marianne war, die in Kontakt mit ihm treten wollte, und dem war nicht so.
Axel Wallman hatte sich während der letzten vier Tage nicht merklich verändert. Er hatte jetzt ein orangefarbenes T-Shirt unter der Latzhose an, das war aber auch alles.
»Was tust du hier?«, wollte er wissen.
»Ich habe doch angerufen«, sagte Barbarotti. »Du hast gesagt, ich sei willkommen.«
»Doch, ich erinnere mich«, sagte Axel Wallman.
»Natürlich tust du das, ist ja erst zwei Stunden her.«
»Unterbrich mich nicht. Ich habe gesagt, du bist willkommen, aber das hindert mich doch nicht daran, dich zu fragen, was du hier tust? Korrigier mich, wenn ich etwas Falsches sage, Saarikoski.«
Der Hund wedelte zweimal mit dem Schwanz. »Er sagt, ich habe Recht«, interpretierte Wallman. »Nun? What brings you here, wir können ein Bier trinken, während wir die Sache klären.«
Sie öffneten jeder ein Bier und ließen sich auf den Plastikstühlen nieder. Barbarotti erinnerte sich an Doktor Olltmans Frage, ob er viel Alkohol konsumiere, und mit einem Gefühl von schlechtem Gewissen führte er die Dose an den Mund. Es war gerade erst Viertel nach elf am Vormittag, das war unleugbar noch verdammt früh.
Aber wenn die Umstände es erforderten. »Ich habe es nicht leicht gehabt«, sagte er, »in den letzten Tagen.«
»Das geschieht dir recht«, sagte Wallman. »Und dein Mörder läuft noch frei herum, habe ich das richtig verstanden?«
Barbarotti nickte.
»Solltest du dann nicht draußen sein und ihn jagen, statt hier zu sitzen, Bier zu trinken und es dir gut gehen zu lassen?«
»Ich bin suspendiert«, sagte Barbarotti.
»Den Begriff kenne ich«, sagte Wallman. »Zu der Zeit, als ich noch gearbeitet habe, war ich oft suspendiert. Deshalb muss man nicht gleich den Kopf hängen lassen.«
»Danke«, sagte Barbarotti. »Nein, ich lasse gar nicht den Kopf hängen. Aber es geht mir nicht gut. Ich war beim Psychiater. Solche kennst du wahrscheinlich auch, wie ich mal vermute?«
»Ich habe viele getroffen«, bestätigte Axel Wallman. »Ihr Fehler war, dass sie unverbesserlich waren. Ich habe ihnen eine Diagnose nach der anderen gestellt, aber was hat es genützt? Sie haben nicht einmal meine Rechnungen bezahlt.«
»Das Leben ist nicht leicht«, sagte Barbarotti.
»Dann bist du also zu Saarikoski und mir
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