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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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weibliche Priester.«
    Barbarotti hatte sie auf Axel Wallman vorbereitet, soweit das möglich war.
    »Danke«, sagte sie nur. »Habt ihr das Essen bereit wie versprochen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Barbarotti.
    »Du bist sicher verheiratet?«, fragte Wallman.
    »Großer, kräftiger Mann und drei Kinder«, sagte Backman.
    »Ich selbst bin Single«, sagte Wallman.
    »Das habe ich vermutet«, sagte Backman.
    »Wie bist du draufgekommen?«
    »Weibliche Intuition.«
    »Das ist es, was mich erschreckt«, nickte Wallman. »Ihr Frauenzimmer scheint durch einen hindurchsehen zu können. Ihr seid ein Rätsel. Was für ein Gefühl ist es, so rätselhaft zu sein?«
    Essen und Konversation dauerten eine Stunde, inklusive ein paar kürzerer Gedichtrezitationen des Gastgebers, anschließend zogen er und Saarikoski sich zurück und ließen die beiden Polizeiinspektoren allein auf der Veranda. Backman holte einen Ordner aus der Aktentasche, dieses Mal war er blau.
    »Zuerst möchte ich dir gratulieren«, sagte sie.
    »Wozu?«, fragte Barbarotti.
    »Du wirst nicht länger eines Vergehens beschuldigt. Der Expressen hat seine Anzeige zurückgezogen. Im Prinzip kannst du morgen wieder deinen Dienst antreten.«
    »Schön«, sagte Barbarotti. »Aber soweit ich verstanden habe, bin ich krank geschrieben. Wie läuft es mit der Presse und deren Informanten, ich habe auf der Fahrt hierher die Schlagzeilen gesehen.«
    »Sie haben uns mitgeteilt, wie es gelaufen ist«, sagte Backman. »Expressen wie auch Aftonbladet. Er schickt ihnen auch Briefe.«
    »Handgeschrieben mit der linken Hand?«
    »Nein, dieses Mal nicht. Normale Ausdrucke aus dem Drucker. An namentlich genannte Reporter. Göran Persson beziehungsweise Henning Clausson. Aber das lässt sich nicht zurückverfolgen. In dem letzten Fall waren es identische Kopien an beide Zeitungen, gut eine halbe A4-Seite jeweils … hast du gelesen, was sie schreiben?«
    Gunnar Barbarotti schüttelte den Kopf.
    »Nein, ist auch egal. Aber ich wage zu behaupten, dass wir den Gunnar gefunden haben, um den es geht, und das ist die Hauptsache. Wir haben den ganzen Tag mit alten Bekannten von Anna Eriksson geredet, und es stimmt tatsächlich, dass sie eine Beziehung mit einem Typen hatte, der Gunnar Öhrnberg hieß.«
    »Öhrnberg?«
    »Ja, sie waren offensichtlich den größten Teil des Jahres 2002 zusammen. Haben nie unter demselben Dach gelebt, aber man konnte sie trotzdem als Paar betrachten … von März bis irgendwann vor Weihnachten, nach allem zu urteilen. Er wohnte zu der Zeit in Boras, sie hier in Kymlinge. Und sie sind im Sommer zusammen nach Frankreich gefahren, irgendwohin in die Bretagne, einige ih rer Freundinnen haben Ansichtskarten bekommen, auf einer steht
    Quimper.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Barbarotti.
    »Ja, und der Zeuge aus Göteborg behauptet, dass die Malmgrens in diesem Sommer auch irgendwann in der Bretagne gewesen sind … also vor fünf Jahren.«
    »Bretagne«, sinnierte Barbarotti. »Bist du schon mal dort gewesen?«
    »Nein«, antwortete Eva Backman. »Du?«
    Er nickte. »Bin ich sogar. Schöne Landschaft, ein bisschen wild, gewaltige Klippen … Paradies der Schalentiere. Überall Hortensien, weißt du, solche großen, blumenkohlartigen Blumen. Wir waren einmal dort, bevor die Jungs geboren wurden, Anfang der Neunziger, nur Helena, Sara und ich … erzähl weiter.«
    Eva Backman blätterte in ihrem Ordner. »Es gab auch ein paar Fotos von Gunnar Öhrnberg in Anna Erikssons Album, aber da wussten wir ja noch nicht … übrigens auch ein Nacktfoto.«
    »Du hast gesagt, ihr habt ihn gefunden?«
    »Das hängt davon ab, was man unter finden versteht. Wir wissen fast alles über ihn, er ist siebenunddreißig Jahre alt und wohnt inzwischen in Hallsberg, arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium, das Allésschule heißt. Geschichte und Politik, am Montag hat das Schulhalbjahr begonnen … nur für die Lehrer, meine ich … aber leider ist er nicht aufgetaucht.«
    »Er ist nicht aufgetaucht?«, wiederholte Barbarotti.
    »Nein, ist er nicht. Und genaugenommen sieht es so aus, als hätte ihn seit einer Woche niemand mehr gesehen.«
    »Du meinst …?«
    Sie starrte kurz in die Dunkelheit, bevor sie antwortete.
    »Man kann es ja befürchten, nicht wahr? Er hat keine Familie. Er war offensichtlich während der Sommerferien verreist. Vorzugsweise an der Westküste, er war außerdem Tauchlehrer, pflegte sich meistens an einem Ort bei Kungshamn aufzuhalten. Aber er ist Anfang August nach

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