Eine ganz andere Geschichte
Schweigen und unseren Gedanken zu ruhen? In den Momenten und Zeiten, in denen wir unseren Handlungen nicht das richtige Gewicht und ihre wahre Bedeutung beimessen, zerstören wir unser Leben, das ist nichts Neues, aber es würde zweifellos alles anders aussehen, wenn wir uns mehr Zeit für Stille und Nachdenken gönnten.
Mein Töten verläuft nach Plan, noch steht einiges aus, aber ich hege keinen Zweifel daran, dass ich meine Absichten erreichen werde. Dass eine finanzielle Lösung nicht möglich war, zeigt ja nur, mit was für eingebildeten Menschen ich es zu tun hatte. Meine Forderung war in keiner Weise unangemessen, ich nehme an, dass sie miteinander konferiert haben und dann zu einem gemeinsamen Nein gekommen sind, und in gewisser Weise freut es mich sogar, dass es stattdessen zu dieser Alternative gekommen ist. Geld bietet ja trotz allem nur eine temporäre Lösung, kurzfristige Halbheiten, das ergibt sich von selbst aus der Sache.
Die letzten Nächte habe ich von der Großmutter des Mädchens geträumt, von dieser kleinen, gebrechlichen, verlebten Frau mit den fordernden Augen und den giftigen Worten, die ihr Schicksal besiegelten. Sie kommt im Traum in Gestalt einer Fledermaus zu mir, ich begreife die Symbolik nicht so recht, sie kommt durch ein offenes, rechteckiges Fenster hereingeflogen und lässt sich auf meinem Knie oder Arm nieder, dann sitzt sie da und betrachtet mich mit stechenden gelben Augen, sie sagt nichts, sitzt nur da, den winzigen Kopf mal nach links, mal nach rechts gekippt, und nach einer Weile fliegt sie mit einem charakteristischen Pfeifen davon. Ich wache stets in genau diesem Augenblick auf, und das Merkwürdige ist, dass ich mich von einer Art Freude erfüllt fühle, zumindest einer Art Zufriedenheit.
Von allen menschlichen Handlungen ist das Töten die entscheidendste.
17. – 19. August 2007
27
D u siehst frisch aus«, stellte Inspektorin Backman fest, als sie ins Auto stiegen.
»Bin heute Morgen fünfhundert Meter geschwommen«, gab Barbarotti zu. »Ihr nicht?«
»Natürlich sieht er frisch aus«, stellte Astor Nilsson fest. »Schließlich hat er drei Tage Urlaub gehabt. Während wir uns die Hacken abgerannt haben.«
»Wer fährt?«, fragte Eva Backman.
»Ich«, sagte Astor Nilsson. »Ich weiß, wo Hallsberg liegt. Habe da mal eine Frau gekannt.«
»Tatsächlich?«, sagte Barbarotti.
»Oh ja«, bestätigte Astor Nilsson. »Eine dunkle, geheimnisvolle Schönheit aus den Weiten um Visby. Wir wollten heiraten, aber die Umstände waren gegen uns.«
»Vielleicht solltest du die Gelegenheit nutzen und sie besuchen«, schlug Backman vor. »Man kann nie wissen.«
»Ich denke nicht«, wehrte Astor Nilsson ab. »Wenn ich mich nicht irre, dann liegt sie jetzt auf dem Friedhof.«
»Dann lassen wir das«, sagte Backman. »Außerdem haben wir wahrscheinlich auch so genug zu tun.«
»Sicher«, seufzte Astor Nilsson und bog auf den Norra Kungsvägen ein. »Dieser Fall hat mich bereits zu einem schlechteren Menschen gemacht.«
»Ehrlich gesagt raubt er mir den Schlaf«, stellte er zehn Minuten später fest, als sie aus der Stadt heraus waren und Eva Backman es geschafft hatte, ihren Kindern per Handy einige Instruktionen zu geben. »Meint ihr, dass wir da eine Leiche finden werden?«
Eva Backman zuckte mit den Schultern. »Ob wir etwas finden, will ich nicht beschwören. Aber ziemlich viel spricht dafür, dass Gunnar Öhrnberg tot ist, oder?«
»Möchte wissen, welche Methode er dieses Mal benutzt hat«, sagte Astor Nilsson. »Was haltet ihr vom Vergiften, das hat er bisher noch nicht versucht?«
»Wir wissen nicht, wie Henrik Malmgren gestorben ist«, bemerkte Eva Backman. »Und wenn ich mich recht erinnere, hat er auch noch nicht geschossen.«
»Entschuldigt mal«, sagte Gunnar Barbarotti, der freiwillig auf den Rücksitz gegangen war. »Könntet ihr mich ein wenig ins Bild setzen. Wo ich doch wieder in Gnaden aufgenommen wurde und erwartet wird, dass ich mich nützlich mache.«
»Ich werde dir alles beibringen, was ich kann«, versicherte Astor Nilsson und grinste ihn im Rückspiegel an. »Du hast diesen Reporter nicht umgenagelt, oder?«
»Nein«, bestätigte Barbarotti, »habe ich nicht.«
»Schade«, sagte Astor Nilsson. »Aber vielleicht besser für dich. Nun, wo wollen wir anfangen? Ich habe das Gefühl, dass ich jemanden mit etwas Ordnungssinn brauche, der das Ganze in die richtige Struktur bringt.«
»Vielen Dank«, sagte Eva Backman. »Ich habe den Wink mit dem
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