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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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habe ich tagelang Geschäfte durchstöbert. Mit wissenschaftlicher Präzision wissen sie, wann ich für Schmeicheleien empfänglich bin, und haben ihre ganze Liebe in das Vorhaben gelegt, zu Ehren meines Geburtstags kurz nach Weihnachten ein musikalisches Theaterstück aufzuführen. Carolina sagt, dass sie seit Wochen schon damit beschäftigt sind. Mit großem Spektakel und dem eigenwilligen Perfektionsdrang, den nur Kinder an den Tag legen, schließen sie sich in ihrem Zimmer ein, stellen die Musik auf volle Lautstärke und proben ihr Stück. Offenbar bekommt es der arme Brahms mit banalen modernen Liedchen zu tun. Ich hoffe nur, dass es sich nicht um eine zeitgenössische Version von Rotkäppchen handelt. Wie Sie wissen, nimmt die Großmutter kein schönes Ende dort.«
    Ich habe versucht, geistreich zu sein, Gabriella, aber ich
war nicht fröhlich. Schwermut setzte sich in mir fest wie eine wuchernde Schlingpflanze. Ich gebe es gerne zu: Die Vorstellung, dass sie abreisen würde, schmerzte mich. Nimm es mir bitte nicht übel. Aber das wirst Du nächste Woche höchstpersönlich tun.
    »Dieser Geburtstag, Lucrezia, hat eine große Bedeutung für mich. Nach vielen Jahren sind wirklich alle mal wieder da. Sogar Marco, mein erster Mann, hat seine Teilnahme an diesem außergewöhnlichen Familienauftrieb zugesagt. Er möchte der Familie seine neue Freundin vorstellen, die letzte in einer langen, ununterbrochenen Reihe von Kurzzeitverlobten. Sie ist Innenarchitektin und gibt sich schamlos für fünfzig aus. Wir sind uns alle sicher, dass sie mindestens zehn Jahre hinter einer dreisten Lüge versteckt, aber es besteht kein Grund, das Geheimnis zu lüften. Auch Guido wird kommen, der Vater von Carolina. Seit unserer Scheidung lebt er in New York und ist mit seinem Theater beschäftigt. Mit sechsundsiebzig hat er sich immer noch die Ruhelosigkeit und moralische Wachheit eines jungen Mannes bewahrt. Er wird allein kommen. Ich glaube, er ist mit sich selbst im Reinen. Dann werden meine Kinder mit ihren Ehegatten da sein und meine vier Enkel. Meine ganze wunderbare, unvollkommene Familie versammelt sich und wird mir die Ehre erweisen. Sie haben ein großes Fest organisiert, um auf meine nächsten vierundsiebzig Jahre anzustoßen. Ich sage Ihnen offen, dass diese kollektive Zuneigung mir verdächtig vorkommt. Sie macht mir sogar ein wenig Angst. Was, wenn es das Vorspiel zum Ende ist? Im Prinzip bin
ich ja bei aller Zartheit noch eine präsentable Großmutter, was meinen Sie?«
    Lucrezia lächelte nicht über meine Eitelkeit, auch wenn sie sich während meiner Abschweifungen sicher gefragt hatte, warum ich mir ausgerechnet das Ende ihres Besuchs ausgesucht hatte, um alle Mitglieder meiner riesigen Familie aufzuzählen. In Wirklichkeit, Gabriella, habe ich die Schilderung in die Länge gezogen, weil ich nicht wusste, wie ich zum entscheidenden Punkt kommen sollte.
    Morgen würde sie fort sein. Sehr wahrscheinlich würde ich sie nie wiedersehen, und ihr eine so wichtige Episode zu verschweigen, wäre dem Wunder unserer Begegnung nicht angemessen. Wenn Du zum Fest kommst, wirst Du alle Zeit der Welt gehabt haben, über diese in unserer Freundschaft so ungewöhnliche Unterschlagung nachzudenken. Ja, nicht einmal Dir habe ich erzählt, was mir bei meiner letzten Italienreise passiert ist. Unverzeihlich.
    »Das, was ich sein Syndrom nannte, hat ein paar Monate gedauert. Ich habe das Theater Hals über Kopf verlassen, und niemand hat je erfahren, warum. Meine neue Arbeit war langweilig, aber gut bezahlt. Soviel ich weiß, hat Ihr Vater nichts getan, um mich ausfindig zu machen. Nur einmal hat er auf dem Anrufbeantworter eine lakonische Botschaft hinterlassen, in der er von einer neuen Behandlung sprach. Sonst nichts. Ich hatte ihn wochenlang nicht gesehen.«
    »Das kann man fast nicht glauben, Signora.«
    »Er hat den Verlust feige hingenommen, Lucrezia. Ohnehin nur noch mit seiner Krankheit beschäftigt, hat er den
Schmerz als Ausrede benutzt, um seine Entscheidungsunfähigkeit dahinter zu verstecken. Er hätte mich gerne im Stillen weitergeliebt und unserer Geschichte das Etikett der heimlichen Affäre verpasst. Eine Liebe im Dunkeln, die sich im Licht der Sonne möglicherweise aufgelöst hätte. Seine Zukunft gehörte niemandem als ihm selbst, der einzigen Person, für die er Opfer brachte. Nach ein paar Monaten bin ich nach Paris gezogen. Ein unerträglicher Schmerz hatte sich in mir festgesetzt, und ich musste mich dringend von der

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