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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schon nicht mehr miteinander geschlafen. Ich hörte auf, ihn danach zu fragen. Aus Angst, abgewiesen zu werden.«
    Ich wusste, dass mein Körper Zeuge einer unverstandenen Unfähigkeit zu lieben geworden wäre. Mein Glück prallte an seiner Brust mit ihrer feinen, kindlichen Behaarung ab. Jede Intimität war verschwunden. Ich überging die Symptome mit einem Lächeln, das sich auf eine schwache Muskelspannung reduzierte.
    »Er hat es gut geschafft, das alles vor der Familie zu verheimlichen. Bestimmt wollte er Mama keine Sorgen machen.«
    »Nein, Lucrezia. Er hat die Schulter gebraucht, um sich selbst zu schützen - vor etwas Geheimnisvollem, Unsichtbarem, das seine Sinne mit irritierenden Fragen bestürmte.
    »Wir haben uns an einen amerikanischen Spezialisten gewandt. Er war uns von einem gemeinsamen Freund und Orthopäden, der in Boston Kurse bei ihm belegt hatte, empfohlen worden. Damals war Professor John Buster wegen einer Vortragsreihe an der medizinischen Fakultät in Italien. Er hatte schon andere Cellisten geheilt und galt als Kapazität für solche Patienten. Einen Termin zu bekommen, war nicht
schwierig, denn die Musik öffnet den Weg in die Herzen der Menschen. Der Professor frönte außerdem einer leidenschaftlichen Liebe zur Oper. Wir trafen uns also im Krankenhaus, und nach einem kurzen Gespräch, das sich von Verdi bis hin zu diversen völlig geheilten Sehnen erstreckte, ließ er eine weitere Ultraschallaufnahme machen. Das reichte schon, um die Diagnose der anderen Orthopäden zu bestätigen, dass es sich um eine fortgeschrittene Sehnenverkalkung handelte. Buster schlug Ihrem Vater vor, sich einer Ionophorese zu unterziehen, jeden Tag eine halbe Stunde, zehn Tage lang. Nach diesem Rat schien er erleichtert. Sich um sich selbst kümmern zu müssen, kam seinem narzistischen Pragmatismus entgegen und beschwichtigte die Angst. Ich vermied es, von mir zu sprechen, und versuchte, den Zwangsurlaub dazu zu nutzen, mich über seine so ungewohnte Nähe zu freuen. Selbst ins Krankenhaus habe ich ihn begleitet, obwohl der Gedanke an unsere Zukunft mittlerweile wie ein Krebsgeschwür an mir fraß. Ich dachte darüber nach, wie ich das Thema ins Spiel bringen könnte, er ging ihm aus dem Weg. Diese verdammte Schulter war der einzige Hauptdarsteller seiner Tage. Durch eine seltsame Volte der Psyche ist das Leiden auch noch auf seinen Ellbogen übergegangen. Ein übertragener Schmerz. Ein fortschreitendes Übel. Er klagte, und ich ging abends immer leerer und sorgenvoller heim. Eine Erklärung zu verlangen, wäre demütigend gewesen. Meine Seele verkalkte. Das Leben schloss das Begehren nicht mehr ein. Ihm fehlte ein Plan.
    »Daheim in der Familie ging alles mit unnatürlicher
Gleichförmigkeit seinen Gang. Guido verstand. Er war viel zu intelligent, um mich mit verspäteten Blumensträußen zu überschütten. Die Kinder waren sich selbst genug. Es kommt eine Zeit, in der nur Schulkameraden, Feste, Nachmittage mit Freunden zählen. Zu arbeiten fiel mir nicht schwer. Er hat mich nicht mehr abgelenkt.
    »Wenn ich ihm schrieb, wählte ich Worte, die treue Spiegel meines Gemütszustands waren. Und der wurde von Tag zu Tag ängstlicher.«
    Das Telefon klingelt nicht. Du rufst nicht an und weißt nicht, wie schrecklich es ist, in der Schwebe zwischen Wut, Enttäuschung und Angst zu verharren. Wo bist Du? Ich schwanke zwischen fiebrigstem Glück (gibt es überhaupt ein sanftes Glück?) und tiefster Niedergeschlagenheit. Warum rufst Du nicht an, mein Geliebter?
     
     
    Ich habe angerufen. Jetzt geht es mir besser. Deine Stimme ist Balsam für mich. Du sagst sogar nette Dinge, wenn Du ruhig bist. Heute waren ganze zehn Minuten der Schulter gewidmet. Von zwölf Minuten insgesamt. Nicht schlecht, oder? Ich habe gut geschlafen. Mit Deiner Stimme in mir. Morgen kommst Du. Und ich frage mich jetzt schon, ob Dir eine Minute bleibt, eine einzige nur, um ein wenig bei mir zu sein. Ich brauche das.
    C.
    »Ich habe ihn zur Ionophorese ins Krankenhaus begleitet und nach beschwichtigenden Worten gesucht. Das ist, als würde man in einen Schönheitssalon gehen . Er hat nicht darüber lachen können. Die Behandlung war schmerzlos. Man hat ihm ein Mittel gespritzt, das die Verkalkung auflösen sollte. Nach den ersten zehn Sitzungen keine Anzeichen für eine Besserung. Ihr Vater war depressiv. Die Diagnose des Professors aus Boston war von musikalischer Gnadenlosigkeit: ›Periarthritis humeroscapularis mit Verkalkung der

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