Eine geheimnisvolle Lady
in ruhigem Ton zu sprechen.
»Zum Henker mit unserem Arrangement!« Plötzlich ging sein Temperament mit ihm durch.
»Ich schulde dir nichts.« Verzweifelt erkannte sie, wie ungerecht sie ihn behandelte. Sie wappnete sich gegen den Protest ihres Gewissens und trat auf die nächste Stufe.
Aber ihr fehlte die nötige Willenskraft, um die Treppe hinaufzulaufen und ihn endgültig zu verlassen.
Arme schwache Diana. Arme liebeskranke Diana.
Ohne mit der Wimper zu zucken, schaute er sie an. Sein emporgewandtes Gesicht verhehlte seine Emotionen nicht. In seinen dunkelgrünen Augen las sie eine unverkennbare Sehnsucht, die das Leid ihres brechenden Herzens widerspiegelte. Erneut redete sie sich ein, es sei am besten, wenn sie sofort flüchten würde.
»Küss mich«, bat er. Flehend streckte er eine Hand aus. »Vergiss diesen ganzen Unsinn und küss mich. Dann komm mit mir nach Hause. Ich verstehe nicht, was du im Schilde führst, warum du hier bist oder was der verdammte Burnley damit zu tun hat. Aber sei versichert, verglichen mit alldem, was uns verbindet, ist es unwichtig.«
»Lord Ashcroft …«
»Als du in meinen Armen lagst, nanntest du mich Tarquin.«
Oh, welch süße Erinnerungen seine Worte weckten … Trotzdem musste sie stark bleiben. Nicht nur, weil sie feige war, sondern ihm zuliebe. Um des Kindes willen, das hoffentlich in ihr wuchs. »Das bedeutet nichts«, wisperte sie.
»Sogar sehr viel, zum Teufel!«
Ehe sie ihn zurückweisen konnte, umrundete er den Treppenpfosten und stieg auf die erste Stufe. Jetzt füllte er ihr ganzes Blickfeld aus, in allen ihren Sinnen regten sich neue Lebensgeister. Da er ungewöhnlich groß war, begegneten sie einander auf Augenhöhe, obwohl sie zwei Stufen über ihm stand. Die unverhüllte Sehnsucht in seinem Blick raubte ihr fast den Atem. »Warum tust du das?«, rief sie gepeinigt. »Ich sagte doch, es ist vorbei, und das müsste dir genügen. Bitte geh!«
Sein Kinn verhärtete sich. »Nein.« Er griff nach ihrem Arm, den sie blitzschnell aus seiner Reichweite entfernte. Dabei verlor sie das Gleichgewicht.
Bevor er sie auffangen konnte, umklammerte sie das Geländer. Wenn er sie berührte, würde sie zusammenbrechen. Ihre Selbstbeherrschung war ohnehin schon so dünn wie venezianisches Glas. »Soll ich den Lakaien befehlen, dich hinauszuwerfen?«
Er lachte geringschätzig. »In London gibt es keine Lakaien, die stark genug wären, um mich aus diesem Haus zu verscheuchen.«
Er hatte recht. James würde sich keine zehn Sekunden lang gegen ihn behaupten, wenn es zu einem Kampf käme. Nicht nur wegen seiner Kraft wäre Ashcroft dem Mann überlegen, auch dank der Entschlossenheit, die seine imposante Gestalt ausstrahlte. Zudem wollte sie ihn nicht hinauswerfen lassen. Diese wundervollen Tage durften kein so böses, qualvolles Ende finden. Aus ihrer Stimme sprachen Trauer und aufrichtiges Bedauern. »Mit diesem Verhalten erreichst du nichts, Ashcroft. Gehen wir nicht in Groll und Feindschaft auseinander. Wenn es um das Ende einer Affäre geht, bist du erfahrener als ich …«
Erbost winkte er ab. »Hör auf, über andere Frauen zu reden! Die bedeuten nichts. Das weißt du.«
»Ich bedeute genauso wenig «, konterte sie leise, von einer Bitterkeit erfasst, die ihrer Gewissheit entsprang, dass sie die Wahrheit sagte.
»Natürlich bedeutest du etwas.« Seine Augen verengten sich, wie üblich, wenn er bei einer Diskussion ein unwiderlegbares Argument anführte. »Aber du willst nichts bedeuten. Und ich frage mich, warum.«
Wachsende Angst gefror ihr Blut, und sie stieg noch eine Stufe hinauf. Sie würde sich abwenden und fliehen, wäre sie nicht so sicher, dass er die Schicklichkeit zum Teufel jagen und ihr folgen würde. »Von deinen anderen Gespielinnen verlangst du wohl kaum lebenslange Treue.«
Wie sie ihm sofort anmerkte, verfehlte dieser sarkastische Kommentar, der ihn endgültig entwaffnen sollte, die beabsichtigte Wirkung. Warum kannte er all ihre Gedanken und Gefühle? Das fand sie nicht fair. Er war der einzige Mann, mit dem sie ihre Zukunft verbringen könnte. Doch sie hatte sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in seine Arme geschmuggelt und ihn dadurch für immer aus ihrem Leben verbannt.
Er will sich nur mit dir vergnügen, bis du ihn langweilst. Dass du ihn verlässt, verletzt seinen Stolz. Er e mpfindet nichts für dich. Wenn du dir etwas anderes einbildest, täuschst du dich.
Aber dann erschienen ihr diese zynischen Worte wie ein schrecklicher
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