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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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ich«, erwiderte der alte Mann ungerührt. Die leeren Augen schienen die Flecken auf Tarquin Vales Seele zu sehen. Vielleicht wusste er sogar, was in London zwischen Diana und dem berüchtigten Lebemann geschehen war. »Ich bin ihr Vater, und unter diesem Dach stelle ich die Regeln auf. Kehren Sie zu Ihren Huren zurück, Lord Ashcroft.«
    »Mr. Dean …«
    »Leben Sie wohl, Mylord.« Dean begann, die Tür zu schließen.
    Verblüfft registrierte Ashcroft die unmissverständliche Abfuhr. »Warten Sie!«, rief er und ergriff den Rand der Tür.
    Dean verengte die milchigen Augen und reckte sein Kinn hoch, auf eine Art, die dem Earl bekannt vorkam. »Zweifellos können Sie sich gewaltsam Eintritt verschaffen. Ich bin alt und blind, Sie sind jung und stark. Da Diana, Laura und das Personal am Gottesdienst teilnehmen, bin ich allein und hilflos. Aber das ist mein Haus, und Sie sind nicht willkommen.«
    Beschämt senkte Ashcroft den Kopf. Wollte er tatsächlich einen Mann herumkommandieren, der nur die Ehre seiner Tochter verteidigte? Trotzdem versuchte er es noch einmal. »Verzeihen Sie, Mr. Dean, mein Verhalten muss Ihnen aufdringlich erscheinen. Ich möchte nur mit Ihrer Tochter sprechen.«
    »Aber meine Tochter möchte nicht mit Ihnen sprechen. Und wenn Sie auch nur ein bisschen Anstand besäßen, würden Sie erkennen, dass es für Diana am besten wäre, Sie nie wiederzusehen. Guten Tag, Mylord.«
    Die Tür wurde vor Ashcrofts Nase zugeschlagen, und er hörte den Riegel klicken. Für ein paar verrückte Sekunden überlegte er, die Barriere einzutreten, sich Zugang zu erzwingen, Deans Weigerung zu missachten. Aber damit würde er nur die geringe Meinung bestätigen, die der alte Mann ohnehin von ihm hatte. Erbost verfluchte er seinen schlechten Ruf. Nun erntete er, was er gesät hatte. Zweifellos war eine Bestrafung seiner zahlreichen Sünden längst überfällig. Diese Erkenntnis milderte seine bittere Enttäuschung keineswegs.
    Die Fäuste an die Tür gepresst, versuchte er die rastlosen Dämonen des Zorns und der Demütigung zu bändigen. Schließlich richtete er sich langsam auf. Er war noch nicht mit Diana Carrick fertig. Noch lange nicht. Aber dies war die falsche Methode, um ein Gespräch mit ihr zu erreichen.
    Er wartete im Wald am Rand des grandiosen Parks von Cranston Abbey, den der unnachahmliche Landschaftsarchitekt Capability Brown gestaltet hatte. Und dieses prachtvolle Gelände gehörte einem verachtenswerten Mann, von einer Gärtnerarmee gepflegt, der Ashcroft wohlweislich aus dem Weg gegangen war. Glücklicherweise erleichterte ihm die dichte Sommervegetation, unentdeckt im Gebüsch zu kauern, obwohl es seinen Stolz verletzte.
    Welchen Stolz?
    Seit Dianas Abreise war sein Stolz zu Staub zerfallen. Seit drei Tagen wie ein obdachloser Vagabund zwischen Burnleys Büschen herumzulungern, war noch das wenigste.
    Und er hatte noch immer nicht mit ihr gesprochen, verdammt.
    Nach dem ersten Fehlschlag hatte er eine konventionellere Form der Kommunikation gewählt und ihr Briefe geschrieben, die Erklärungen und ihre Rückkehr nach London forderten. Eine Woche lang erhielt er keine Antwort, und da erkannte er, dass sein erster Impuls richtig gewesen war. Er musste ihr persönlich gegenübertreten. Wenn er vor ihr stand und sie an die wunderbaren Stunden voller Leidenschaft erinnerte, würde es ihr schwerer fallen, ihn zu ignorieren.
    Neun Tage nach seinem ersten Besuch in Marsham hatte er London wieder verlassen. Wie tief war er gesunken … Früher hätte er geschworen, er würde eine Frau nicht einmal bis zur nächsten Straßenecke verfolgen. Und jetzt trieb er sich schon zum zweiten Mal in diesem friedlichen kleinen Dorf herum, auf der Suche nach seiner entschwundenen Geliebten. Was mit ihm geschah, seit er Diana Carrick kannte, verstand er noch immer nicht. Bei allem, was heilig war, sie waren nur ein paar Wochen lang ein Liebespaar gewesen. In dieser Zeit konnte sie den Earl of Ashcroft und alles, woran er glaubte, nicht geändert haben. Sonst wäre sie imstande, Wunder zu wirken. Bald würde er sie vergessen. Sobald er wusste, warum sie ihm davongelaufen war. Sobald er sie zurückgewonnen und sein Verlangen hinreichend gestillt hatte. Was wahrscheinlich die nächsten dreißig Jahre dauern würde. Mindestens.
    Immer wieder sagte er sich, er wolle nur mit ihr reden. Zu viel war ungesagt und ungeklärt geblieben. Bedauerlicherweise traute er, der gewandte Mann von Welt, sich durchaus zu, sie einfach zu packen

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