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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Wasser gebaut hatte. Dauernd war ihr zum Weinen zumute. Und irgendetwas an der kunstvollen, symmetrischen Fassade des Hauses im rötlichen Licht der letzten Sonnenstrahlen weckte eine unerträgliche Wehmut. Oder es lag am schwülen Duft der verblühenden Rosen. Vielleicht, weil dieser Geruch sie so schmerzlich an die Tage und Nächte in Lord Peregrine Montjoys märchenhaftem Haus erinnerte. Zitternd tastete sie in der Tasche ihres Rocks nach einem Taschentuch.
    »Ah, da sind Sie ja. Fast den ganzen Park habe ich nach Ihnen abgesucht.«
    Langsam drehte sie sich um und blinzelte die Tränen aus ihren Augen. Am Ende des Kieswegs stand Lord Burnley. Immer schwerfälliger stützte er sich auf seinen Stock. Die letzten Monate waren nicht freundlich zu ihm gewesen, und die Krankheit vergällte ihm die wenigen Tage, die ihm noch blieben. Offenbar hatte er seine letzte Vitalität verbraucht, um Ashcroft zu vernichten. Lose hingen die Kleider an seinem ausgemergelten Körper. Früher hatte er stets hoch aufgerichtet vor Diana gestanden, jetzt beugte der Schmerz seine Schultern. Über eingefallenen Wangen lagen die Augen tief in den Höhlen.
    Selbst wenn sie nicht über seine Krankheit Bescheid wüsste, würde sie sein nahes Ende ahnen.
    Stets ein Opportunist, war er am Tag nach Ashcrofts Abreise im Haus ihres Vaters erschienen, um seinen Heiratsantrag zu wiederholen. Ihre Ablehnung hatte ihn schockiert, aber seltsamerweise nicht erzürnt.
    Und das war ungewöhnlich, denn der Marquess pflegte seinen Willen mit aller Macht durchzusetzen. Wie ein verwöhntes Kind geriet er in helle Wut, sobald er das Wort »nein« hörte. Und dieser Zorn trieb ihn zu grausamen Racheakten. Vor einigen Jahren war ihm das Wegerecht durch ein Feld verweigert worden. Deshalb hatte er den Besitzer des Grundstücks in den Bankrott getrieben. Nur um zu beweisen, dass man Lord Burnley nichts verwehren durfte.
    Trotzdem bereute Diana ihren Entschluss nicht, den Antrag abzulehnen. Nach allem, was sie mit Ashcroft geteilt hatte, konnte sie Burnley unmöglich heiraten – oder von ihren Sünden profitieren. Für sie war Cranston Abbey verloren. Und so sollte es auch sein. Noch immer schwebte der Traum in ihrer Reichweite. Sie musste nur Ja sagen, und das Landgut würde in ihre Hände fallen. Doch der Traum war unrettbar von den frevelhaften Taten beschmutzt worden, die sie begangen hatte, um ihr Ziel zu erreichen.
    Seit Burnleys Antrag verstrichen die Tage wie gewohnt. Diana arbeitete, traf Entscheidungen, übertrug den Dienstboten Aufgaben, beantwortete die Fragen der Pächter. Tausend Pflichten verbanden sie mit Cranston Abbey, so eng wie Wurzeln eine Eiche mit dem Erdreich. Und die ganze Zeit fühlte sie sich wie eine Uhr mit gebrochener Feder. Die Zahlen verharrten auf dem Ziffernblatt. Doch der Mechanismus funktionierte nicht mehr.
    Und jetzt, mit der Ankunft des Marquess im Rosengarten, klang eine verhaltene Warnung in ihren Ohren. Hatte er endlich doch noch beschlossen, John Dean und dessen Tochter davonzujagen? Zum ersten Mal, seit sie ihn zurückgewiesen hatte, kam er zu ihr. Sie versuchte, Angst und Sorge zu empfinden. Doch die dumpfe Leere, die seit den Wochen in London über ihr hing, verschwand nicht.
    Höflich knickste sie. »Mylord.«
    »Geht es Ihnen gut?«
    Burnley war der selbstsüchtigste Mensch, den sie kannte. Niemals erkundigte er sich nach dem Befinden anderer Leute. Irgendetwas musste er im Schilde führen. Diese Erkenntnis riss Diana aus dem emotionslosen Nebel, ihre Nackenhaare sträubten sich. Irgendwie gelang ihr eine konventionelle Antwort. »Ja, danke.«
    »Möchten Sie sich setzen?«
    Wahrscheinlich wollte er sich ausruhen. Mochte er auch eine schwarze Seele besitzen, es wäre unmenschlich, einem Sterbenden diesen Komfort zu verweigern.
    Stand ihr ein ungewöhnliches Gespräch bevor? Neugier regte sich in ihr, aber nicht stark genug, um die ständige Melancholie zu durchdringen.
    »Ja, danke, Mylord.« Sie wartete, bis er in einer Laube voller weißer Kletterrosen Platz genommen hatte, bevor sie sich widerstrebend neben ihm niederließ. Normalerweise würde sie eine solche Majestätsbeleidigung nicht wagen. Aber er hatte ihr vorgeschlagen, sich zu setzen. Und wenn sie nicht wie eine Bäuerin im Gras kauern wollte, musste sie die Bank an seiner Seite wählen.
    Dann entstand ein langes Schweigen. Auch das sah ihm nicht ähnlich. Normalerweise kam er sofort zur Sache und erklärte, was er wollte – und er wollte immer etwas.

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