Eine geheimnisvolle Lady
verleiten können, wäre sie ohne Fehl und Tadel gewesen.
»Sie bilden sich ein, diesen wertlosen Kerl zu lieben.« Jetzt klang seine Stimme irritiert, als hätte sie ihn im Stich gelassen, weil sie ihren Emotionen zum Opfer gefallen war. Vermutlich hatte sie das sogar getan. »Mit dieser Möglichkeit hätte ich rechnen müssen. Aber Sie kamen mir stets wie eine sehr vernünftige junge Frau vor.«
»In letzter Zeit war mein Verhalten wohl kaum von Vernunft geprägt«, bemerkte sie trocken. Über ihre Gefühle wollte sie nicht sprechen.
»Sie sollten diesen Schurken endlich vergessen.«
Oh, wie falsch er Tarquin Vale einschätzte. Welch eine tragische Ironie, dass Burnley nicht erkannte, wie stolz er auf seinen Sohn sein konnte. Denn der Earl war stark, attraktiv, intelligent und erstaunlich prinzipientreu für einen Mann, den alle Welt für einen gewissenlosen Wüstling hielt.
Nicht, dass sie sich der Illusion hingab, Ashcroft wäre ein Heiliger. Stets versuchte er seinen Willen durchzusetzen, war verwöhnt und eigensinnig, und er hatte sich bei seinen erotischen Erfahrungen sicher nicht zurückgehalten. Gewiss, er hatte seine Fehler. Aber keine unverbesserlichen.
Traurigerweise war er für sie immer noch viel zu gut. Das wusste sie, seit sie zum ersten Mal ihren eigenen Augen getraut hatte, nicht mehr von Burnleys Vorurteil gegen seinen einzigen überlebenden Sohn und ihren Ambitionen geblendet.
»Da ich sein Kind in mir trage, kann ich ihn wohl kaum vergessen«, erwiderte sie scharf.
Sie erwartete, Burnley würde widersprechen, sich zumindest ihr unhöfliches Verhalten nicht bieten lassen. Doch der Marquess schwieg.
Als er zu sprechen begann, überraschte er sie. Allerdings hätte sie ahnen müssen, wohin diese Unterredung führen würde. Dass sie es erst jetzt erkannte, lag an ihrer elenden seelischen Verfassung. Für gewöhnlich war sie nicht so begriffsstutzig, wenn es um Burnleys Manipulationen ging.
»Betrachten Sie dieses Kind als meines, Diana. Das tue ich bereits.«
Reglos saß sie neben ihm. Wollte er seinen Antrag tatsächlich wiederholen? Obwohl sie ihn entschieden abgewiesen hatte? »Oh … Mylord …«, stammelte sie.
Die ausgemergelte Hand umklammerte den Griff des Stocks noch fester, die Knöchel traten weiß hervor. »Hören Sie sich an, was ich zu sagen habe.«
»Nein, ich kann Sie nicht heiraten.« Sie wandte sich zu ihm, sah die Augen in dem aschfahlen Gesicht glühen. Grüne Augen, wie die seines Sohnes. Und der Glanz darin verbot ihr, wegzuschauen.
»Denken Sie an die Fakten. Sie haben erreicht, was Sie wollten, den Schuft verführt und Cranston Abbey einen Erben beschert, in dessen Adern das Blut der Fanshawes fließt. Und das alles nur, weil Sie das Haus lieben.«
Früher hatte sie es geliebt. Heute würde sie sämtliche Ziegelsteine der Abbey ohne Zögern in die Hölle schleudern, könnte sie noch einen einzigen Blick auf den geliebten Mann werfen. »Ich …«
Mit seiner freien Hand bedeutete er ihr zu schweigen. »Sie sind die perfekte Verwalterin dieses Erbes, Diana. Und Ihr Kind wird es eines Tages übernehmen, auf legale Weise. Ihr Fleisch und Blut wird durch die Korridore wandern, die Ländereien besitzen, die glorreiche Linie der Fanshawes fortsetzen. Bei diesem Gedanken müsste Ihr Herz jubeln. Ich hielt Sie für die einzige Frau auf der Welt, die ein Ziel ansteuern würde, ohne sich um Mittel und Wege zu sorgen. Was ist aus Ihrem Ehrgeiz geworden?«
Immer noch in scharfem Ton, entgegnete sie: »Der wurde von Lug und Trug erstickt.«
Verächtlich winkte er ab. »Reiner Unsinn! Denken Sie doch nach! Seit Sie diesen verkommenen Bastard kennen, sind Sie nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.«
Diana sprang auf. Diese Tortur würde sie nicht länger erdulden. Das hätte sie voraussehen müssen.
Was Burnley wollte, gab er niemals auf. Und er wünschte sich einen Erben für Cranston Abbey. Was bedeutete, dass er immer noch eine Heirat anstrebte.
»Seien Sie still!«, zischte sie. »Das höre ich mir nicht mehr an! Wie ein skrupelloser Teufel verdrehen Sie die Tatsachen, bis ich Recht und Unrecht nicht mehr unterscheiden kann.«
In seinem Blick flammte Ärger auf. »Sie wagen es, so unverschämt mit mir zu reden?«
»Ja, das wage ich!«
Erstaunlicherweise verzogen sich die schmalen Lippen zu einem Lächeln. »Was für eine fabelhafte Marchioness Sie abgeben werden«, meinte er und schaute bewundernd zu ihr auf. » Das ist der Geist, den ich stets in Ihnen
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