Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
das Dasein eines namenlosen Straßenjungen zu fristen, der keinen Penny in der Tasche hat?«
    Nein, eine unbestreitbare Tatsache.
    Welch eine Ironie! Der Marquess bot ihr alles an, was sie früher ersehnt hatte. Und jetzt wollte sie nichts davon.
    Mein Sohn vielleicht schon.
    Dieser mahnenden inneren Stimme durfte sie nicht ausweichen. Ihr Kind verdiente eine sichere Zukunft. Und auf Burnleys Erben wartete eine viel angenehmere Zukunft als alles, was sie ihm in einer gnadenlosen Welt bieten konnte. Sie erwartete, Burnley würde sie noch intensiver bedrängen, seine stichhaltigen Argumente überspitzen, sodass sie ihr Temperament aufbieten und ihn abweisen könnte.
    Aber der arglistige Manipulierer schwieg. Seine grünen Augen inspizierten Dianas Gesicht, schienen die Gedanken zu verfolgen, die ihr durch den Sinn gingen und ungewollt ihr trauerndes Herz erreichten.
    Trotzdem widerstand sie der unvermeidlichen Kapitulation immer noch. Es wäre ein schwerer Fehler, diesem Mann anzugehören, während ein anderer ihre Seele besaß.
    Diesen anderen würde sie niemals für sich gewinnen.
    Erst jetzt gestand sie sich ein, wie hartnäckig sie die Stimme der Vernunft missachtet und die schwache Hoffnung gehegt hatte, Ashcroft könnte ihr verzeihen. Dann würde er nach Marsham zurückkehren und erneut um ihre Hand bitten. Wie ein Ritter aus alten Zeiten würde er auf einem weißen Schlachtross herangaloppieren, sie in seine Arme reißen und ihr versichern, alles sei gut.
    Beinahe lächelte sie über dieses Fantasiebild, obwohl ihr Herz endgültig brach. Nach einem tiefen Atemzug spähte sie zum leeren Horizont, als wollte sie ein letztes Mal feststellen, ob der Ritter sie vielleicht doch noch retten würde.
    Dann wandte sie sich zu Burnley. »Ich werde Sie heiraten, Mylord.«
    Zitternd sank Ashcroft in den Sessel hinter seinem Schreibtisch und japste wie eine gestrandete Forelle. Aus allen Poren brach ihm kalter Schweiß.
    »Verdammt …«, flüsterte er. Seinen ganzen Körper peinigten schwindelerregende Schmerzen.
    Es war spät. Kurz vor Mitternacht. In der Luft lag herbstliche Kälte, im Kamin loderten Flammen. Der Butler war schockiert gewesen, als Ashcroft ihm befohlen hatte, an diesem Abend die Bibliothek für einige Arbeitsstunden herzurichten.
    Vielleicht musste er dem Butler zustimmen. Allein schon der Weg die Treppe hinab hatte Ashcroft an die Grenzen seines Durchhaltevermögens getrieben. Trotzdem bezwang er den feigen Impuls, nach einem Lakaien zu läuten und sich wieder ins Bett tragen zu lassen. Seit zwei Monaten war er in diesem Haus gefangen. Wenn er seine Rekonvaleszenz nicht in die eigenen Hände nahm, würde er für immer in diesem Gemäuer dahinvegetieren.
    Er hatte geglaubt, seine Kräfte seien zurückgekehrt und er könne die Stufen mühelos meistern. Und nach den Stufen, vielleicht am nächsten Tag einen Spaziergang über den Platz.
    Doch er hatte sich geirrt.
    Mit unsicherer Hand schenkte er sich ein Glas Brandy ein und verschüttete ein paar Tropfen auf den Schreibtisch. Klirrend stieß die Karaffe gegen das Kristallglas. In einem Zug leerte er den Schwenker und spürte, wie der Alkohol eine brennende Spur in seinem Inneren hinterließ.
    Inzwischen waren die angeknacksten Rippen und der gebrochene Arm geheilt. Aber sein Bein war bei der brutalen Schlägerei in Marsham besonders schlimm zugerichtet worden und noch immer nicht kräftig genug, um ihn über weitere Strecken zu befördern. Mit jedem Tag wuchs Ashcrofts Enttäuschung. Noch länger ertrug er es nicht, auf dem Rücken zu liegen und an nichts anderes zu denken als an Diana Carrick, die einen Vollidioten aus ihm gemacht hatte.
    Seine Ärzte staunten, weil er die Attacke überlebt hatte. Anscheinend wussten sie nicht, welche Kraft man aus wildem Zorn schöpfen konnte. An manchen Tagen schwor er sich, er würde der verräterischen Hexe den Hals umdrehen, wenn er sie jemals wiedersah.
    Und an anderen Tagen sehnte er sich so inbrünstig nach ihr, dass er beschloss, sie erst einmal in sein Bett zu holen – bevor er ihr den Hals umdrehte.
    Doch den Zorn zog er vor. Ein machtvolles, anregendes, gerechtfertigtes Gefühl, während die Sehnsucht ihn schwächte und erniedrigte, bis er sich wie ein Hund vorkam, der in einem Rinnstein verhungerte.
    Bevor er an diesem Abend nach unten gegangen war, hatte er von ihr geträumt. Nichts Neues. Seit Burnleys Schläger ihn wie eine Handvoll Abfall vor die Eingangstür seines Hauses geworfen hatten, spukte sie durch

Weitere Kostenlose Bücher