Eine geheimnisvolle Lady
zügellos er in sie eingedrungen war. Jetzt sah sie einen ganz anderen Mann.
Der Himmel möge ihr beistehen, denn diese beiden Seiten seiner Persönlichkeit beherrschten ihre Sinne wie kein anderer Mann. Nicht einmal ihr geliebter Ehemann William.
»Geht es dir gut?«, fragte er sanft.
»Was machst du?« So freundlich durfte er nicht sein. Weil sie seine Güte nicht verdiente.
Ein schwaches Lächeln hob seine Mundwinkel, dann schraubte er das Fläschchen auf und goss noch etwas auf das Taschentuch. »Ich will es dir nur bequemer machen.«
»Was ist das?«, fragte sie misstrauisch, ohne seine Antwort zu beachten.
»Wasser.«
Natürlich. Wäre es etwas anderes, Parfüm oder Alkohol, hätte sie es gerochen.
»Selbstverständlich, für solche Begegnungen hältst du gewisse Vorräte bereit.« Schuldgefühle und das beklemmende Bewusstsein ihres verheerenden Fehlschlags inspirierten sie zu verletzendem Sarkasmus. Sie fühlte sich müde und schmutzig, und ihr Zorn gegen sich selbst wuchs. Wäre sie doch woanders … Seltsam, während sie Lord Ashcrofts Verführung so akribisch geplant hatte, war sie niemals auf den Gedanken gekommen, wie sie die Peinlichkeit nach vollbrachter Tat überwinden sollte. »Erstaunlich, dass sich keine Sitzwanne in deiner Kutsche befindet.«
Sein Lächeln vertiefte sich. »Bist du nach sinnlichen Genüssen immer so schlecht gelaunt?«
»Daran erinnere ich mich nicht«, fauchte sie, ehe sie sich fragte, ob es klug war, so viel über ihre Vergangenheit zu verraten. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein neugieriger Ashcroft. Keinesfalls durfte er ihre Spur zu Lord Burnley und nach Marsham verfolgen. Und er durfte niemals die richtige Diana kennenlernen, die nichts mit der falschen bereitwilligen Liebhaberin gemein hatte.
Obwohl er genau wusste, wie echt ihre Leidenschaft gewesen war …
Sein Blick kehrte zu ihrem Körper zurück. Nachdem er ihren Bauch fürsorglich gesäubert hatte, spreizte er ihre Schenkel und setzte die sanfte Pflege fort. Auf ihrer brennenden Haut fühlte sich die Kälte wundervoll an, und sie seufzte wohlig.
»Hätte ich dich nur vorsichtiger behandelt …« Reumütig verzog er die Lippen. »Nächstes Mal werde ich es besser machen.«
Nächstes Mal? Großer Gott, würde sie das noch einmal durchstehen? Ohne Sinn und Zweck? In diesem Moment hätte sie sich am liebsten von Lord Ashcroft verabschiedet und beschlossen, sein attraktives Gesicht nie wiederzusehen. Schon jetzt verzagte sie bei diesem Gedanken. In der Frau, die nicht nur ein Mal, sondern zwei Mal einen erschütternden Höhepunkt erlebt hatte, erkannte sie sich selbst nicht wieder. Nur wenige Minuten in der Gesellschaft des Earls, und sie verwandelte sich in eine enthemmte Dirne.
Welche Frau würde sie in einer Woche sein? In einem Monat? Den wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit hatte sie retten wollen. Doch diese Absicht war im Feuer des Liebesakts zu Asche verbrannt. Nun musste sie eine unbestreitbare Tatsache akzeptieren. Cranston Abbey kostete sie viel mehr, als sie jemals zu zahlen bereit gewesen war.
Abrupt wurde ihr die Intimität seiner Aktivitäten bewusst. Sie presste die Beine zusammen und richtete sich auf. Bei dieser Bewegung wurde sie von neuen Schmerzen an die anfänglichen Qualen der Vereinigung erinnert. »Danke, jetzt fühle ich mich besser«, beteuerte sie atemlos, schob Ashcrofts Hand weg und zerrte ihre Röcke eher hastig als anmutig nach unten.
In seinen grünen Augen funkelte unverhohlene Belustigung, und sie wünschte, das würde ihn nicht noch attraktiver wirken lassen. »Wenn wir unser Ziel erreichen, lasse ich ein Bad für dich vorbereiten.«
Erstaunt hob sie die Brauen. »Sind wir denn nicht …«
Lachend steckte er das Fläschchen in eine Tasche an der Wagentür. Dann zog er ein anderes hervor und schraubte den Verschluss ab. »Sind wir nicht – was? Miteinander fertig? Ich hoffe nicht. Denn ich habe noch nicht einmal begonnen, die Reize zu erforschen, die du mir bieten kannst.«
»Besonders reizvoll fühle ich mich nicht«, murmelte sie. Wäre sie imstande, die Verführung fortzusetzen? Am liebsten würde sie nach Marsham fliehen und sich in der dunklen Sicherheit ihres Schlafzimmers verkriechen.
Oh Diana, sei nicht so schwach und mutlos.
Besorgt runzelte Ashcroft die Stirn und streichelte ihre Wange. Diese Geste war zärtlicher als alles, was er an diesem Nachmittag getan hatte. Flüchtig erblühte reines Glück in ihrem Herzen. Wie die erste
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