Eine geheimnisvolle Lady
Selbstbeherrschung. Sein Atem ging stoßweise. Unter Dianas Händen verwandelten sich seine Schultern in unnachgiebigen Fels. Immer wilder und schneller bewegte er sich.
Auf einer heißen Woge raste sie zum Gipfel höchster Lust empor. In ihrem Körper schienen alle Muskeln Feuer zu fangen. Brennendes Dunkel strömte in sengenden Wellen durch ihre Adern und presste ihr das Herz zusammen, ihre ganze Welt versank in einer einzigen scharlachroten Flamme.
In gleißender Ekstase umfingen ihre inneren Muskeln ihn bebend. Noch nie hatte sie eine so berauschende Glut empfunden, sich nichts dergleichen jemals vorgestellt.
Noch immer von Erschütterungen durchzuckt, spürte sie, wie Ashcroft sich wieder bewegte. Ohne seinen Rhythmus zu unterbrechen, schob er mit bebenden Händen ihre Röcke nach oben und entblößte ihren Bauch unterhalb der kurzen Korsettstangen.
Ein paar flüchtige Liebkosungen, bevor er sich aus ihrem Schoß befreite. Halb erstickt stöhnte er. Dann spannte er sich an, zuckte unkontrolliert.
Und auf ihre nackte Haut ergoss sich heiße Flüssigkeit.
7
Sie hatte versagt. Sie hatte versagt. Sie hatte versagt.
Schweigend glitt Lord Ashcroft von ihrem Körper hinab und lag neben ihr, die Arme um ihre Taille geschlungen. Noch immer atmete er unregelmäßig, der Geruch von Sinnenlust und Schweiß füllte die Kutsche. Auf der schmalen Bank fand sie keinen Platz, um ihn wegzustoßen, ohne ein würdeloses Gerangel zu riskieren. Selbst wenn sie die Kraft für eine so endgültige Geste aufbrächte …
In ihrem Innern pochte eine widerwärtige Mischung aus Selbstekel und sinnlicher Erfüllung. Erschlafft und geöffnet lagen ihre Beine da, auf ihrem nackten Bauch trocknete Ashcrofts Samen. Aus der bitteren Verwirrung ihrer Seele stieg eine klare Erkenntnis empor. Für nichts und wieder nichts hatte sie sich erniedrigt. Zu verzweifelt, um die befriedigte Lust anzuerkennen, die dieser Überzeugung widersprach, blinzelte sie brennende Tränen zurück. Welchen Sinn hatte es zu weinen? Wie eine betrogene Frau zu schluchzen, würde die Demütigung vollends besiegeln. Ashcrofts Umarmung müsste ihr unwillkommen sein. Doch sie kam sich so beraubt und einsam vor, dass ihr seine Nähe wie ein Segen erschien.
Langsam schloss sie ihre Beine und bemerkte den Schmerz ihrer Muskeln. Sie sollte sich säubern, die Röcke hinabstreifen, irgendetwas nach dieser Katastrophe retten. Zum Glück wollte Ashcroft nach dem Akt nicht reden. Beinahe fürchtete Diana, sie würde nie wieder sprechen können. Sie starrte zum Wagendach hinauf, das mit kostbarem Brokat in blauen und goldenen Mustern beschlagen war, und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Vor ihr lag die Landschaft ihres Lebens wie eine öde, endlose Wüste. Nun fühlte sie sich gefangen, zwischen einer unwiederbringlich verlorenen Vergangenheit und einer unvorstellbaren Zukunft. Seit Williams Tod war sie allein gewesen. Aber nichts schmerzte so sehr wie ihre Einsamkeit in diesem Moment – nach dem höchsten Entzücken, das sie jemals empfunden hatte.
Sekundenlang umarmte Ashcroft sie etwas fester, küsste ihre Wange und setzte sich auf. Sie versuchte, seine Nähe nicht zu vermissen. Mühsam raffte sie einen Rest ihres Stolzes zusammen und wollte ihre Röcke nach unten streifen.
»Nein, warte«, bat er und hielt ihre bebende Hand fest.
Die Augen geschlossen, gehorchte sie. Trotz ihres Kummers regte sich ihr lüsternes Blut, von der Erinnerung an andere Körperstellen animiert, die er berührt hatte.
Als er merkte, dass sie keinen Widerstand leistete, ließ er sie los. Über dem stetigen Knarren der Kutsche hörte sie seine Kleidung rascheln. Vermutlich brachte er seine äußere Erscheinung in Ordnung. Dann hörte sie ein leises Klicken, spürte eine angenehme Kühle auf ihrem Bauch. Sie schüttelte ihre Erstarrung ab, öffnete die Augen und stützte sich auf einen Ellbogen. Ashcroft wusch sie mit einem feuchten, schneeweißen Taschentuch. In der anderen Hand hielt er eine kleine Silberflasche. Die Lider gesenkt, beobachtete er seine gebräunten Finger auf ihrer blassen Haut. Dichte Wimpern beschatteten seine hohen Wangenknochen, seine attraktiven Züge bezeugten äußerste Konzentration, und er erweckte den Eindruck, er würde die wichtigste Aufgabe der Welt erledigen.
Offenbar hatte sie einen Protest hervorgestoßen, denn er blickte auf. Seine grünen Augen schimmerten dunkel und weich, wie Moos neben einem Bach im Wald. Plötzlich entsann sie sich, wie wild und
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