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Eine Geschichte aus zwei Städten

Eine Geschichte aus zwei Städten

Titel: Eine Geschichte aus zwei Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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– und solcher Ausländer! Ich wollte fast lieber, ich hätte ihn als unschuldigen Knaben in seinem …«
    »Habe ich es nicht gesagt?« unterbrach sie ihr Bruder. »Ich wußte es wohl; sie will mich im Grabe haben. Meine eigene Schwester wird mich unter die Verdächtigen bringen, während ich eben im Begriff bin, vorwärtszukommen!«
    »Das wolle der gnädige und barmherzige Himmel verhüten!« rief Miß Proß. »Weit lieber will ich dich in meinem ganzen Leben nicht wieder sehen, mein teurer Salomon, obwohl ich stets mit ganzer Seele an dir gehangen habe. Sag mir nur ein einziges liebevolles Wort; sag mir, daß du mir nicht zürnst, mir nicht fremd sein willst, und ich werde dich nicht länger aufhalten.«
    Die gute Miß Proß! Als ob die Schuld der Entfremdung ihr zur Last gefallen wäre! Hatte doch Mr. Lorry schon vor Jahren in dem stillen Winkel von Soho gewußt, daß dieser feine Herr Bruder ihr Geld durchgebracht und sie verlassen hatte.
    Er war indes im Begriff, das ersehnte liebevolle Wort mit weit mehr widerwilliger Herablassung und Gönnerschaft auszusprechen, als er hätte an den Tag legen können, wenn ihre wechselseitigen Verhältnisse die umgekehrten gewesen wären – es pflegt ja gemeiniglich durch die ganze Welt so zu gehen; da berührte ihn Mr. Cruncher an der Schulter und störte ihn unerwartet, indem er ihn mit seiner heiseren Stimme anredete:
    »Darf ich so frei sein, mir eine Frage zu erlauben? Heißt Ihr John Salomon oder Salomon John?«
    Der andere wandte sich mit plötzlichem Mißtrauen gegen ihn. Jerry hatte bisher kein Wort verlauten lassen.
    »Na, nur heraus mit der Sprache!« fuhr Mr. Cruncher fort. »John Salomon oder Salomon John? Sie hat Euch Salomon genannt, und da sie Eure Schwester ist, muß sie wohl wissen, wie
Ihr heißt. Und ich kenne Euch als John. Welches ist der Vorname? Und wie steht's mit dem Namen Proß? Über dem Wasser drüben war das nicht der Eurige.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Hm, das weiß ich selbst nicht, denn ich kann mich nicht mehr erinnern, wie Ihr über dem Wasser drüben geheißen habt.«
    »Nicht?«
    »Nein. Aber ich wollte drauf schwören, es war ein zweisilbiger Name.«
    »Was Ihr nicht alles wißt!«
    »Ja. Der andere hatte einen einsilbigen. Ich kenne Euch wohl. Ihr wart ein falscher Zeuge vor Gericht. Im Namen des Vaters der Lügen und des Eurigen zugleich, wie habt Ihr Euch doch damals genannt?«
    »Barsad«, fiel plötzlich eine andere Stimme ein.
    »Millionen noch einmal, ja, der ist's!« rief Jerry.
    Der Sprecher, der sich so unverhofft in die Unterhaltung mischte, war Sydney Carton. Er hatte die Hände unter den Schößen seines Reitanzugs und stand so nachlässig an Mr. Crunchers Seite, als befände er sich wieder in Old Bailey.
    »Erschreckt nicht, meine liebe Miß Proß! Ich bin gestern abend bei Mr. Lorry zu dessen großem Erstaunen angekommen, und wir haben uns dahin verständigt, daß ich mich nirgends zeigen solle, bis alles in Ordnung sei oder ich mich irgendwie nützlich machen könne. Nun bin ich aber ausgegangen, um mir eine kleine Rücksprache mit Eurem Bruder zu erbitten. Ich wollte, Euer Bruder hätte einen besseren Dienst als dieser Mr. Barsad, der zu den Gefängnisschafen gehört.«
    Mit diesem Kunstausdruck pflegte man damals die Spione unter den Gefangenenwärtern zu bezeichnen. Barsad wurde blaß und immer blässer und fragte ihn, wie er sich unterstehen könne …
    »Das will ich Euch sagen«, versetzte Sydney. »Ich sah Euch etwa vor einer Stunde aus dem Conciergeriegefängnis herauskommen, wie ich eben die Mauern dieses Baues betrachtete. Ihr tragt ein Gesicht, Mr. Barsad, das man nicht so leicht vergißt, und ich habe ein gutes Gedächtnis für Physiognomien. Eure Anwesenheit an einem solchen Platz erregte meine Neugierde, und ich folgte Euch, weil ich Euch aus einem Euch wohlbekannten Grunde mit der traurigen Lage eines Freundes in Verbindung brachte, der jetzt sehr unglücklich ist. Ich bin Euch in das Weinhaus nachgegangen und saß in Eurer Nähe. Aus Eurem rückhaltlosen Gespräch und aus dem Geruch, in dem Ihr bei Euren Bewunderern steht, konnte ich mir leicht die Art Eures Berufs klarmachen. Und so bildete sich, was ich aufs Geratewohl begann, allmählich zu einem Plan aus, Mr. Barsad.«
    »Zu was für einem Plan?« fragte der Spion.
    »Es wäre unbequem und wohl auch gefährlich, ihn auf der Straße auseinanderzusetzen. Wolltet Ihr mir wohl den Gefallen erweisen, mir im Vertrauen auf einige Minuten Eure

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