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Eine Geschichte aus zwei Städten

Eine Geschichte aus zwei Städten

Titel: Eine Geschichte aus zwei Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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enger zusammenzurücken und aneinander die Frage zu richten: Was hältst du davon?
    »Muß ich in dem Gerichtssaal warten, Sir?« Diese Frage schien das Ergebnis der erwähnten Konferenz zu sein.
    »Das sollt Ihr sogleich erfahren. Der Portier wird das Billett Mr. Lorry zustellen, und Ihr macht Euch Mr. Lorry durch eine Gebärde bemerklich, damit er weiß, wo Ihr steht. Dann habt Ihr weiter nichts zu tun, als dort zu warten, bis er Euch braucht.«
    »Sonst nichts, Sir?«
    »Sonst nichts. Er wünscht einen Boten bei der Hand zu haben, und Ihr gebt ihm damit zu verstehen, daß Ihr es seid.«
    Mr. Cruncher sah schweigend zu, wie der alte Kontorist bedächtig das Billett faltete und etwas darauf schrieb; erst als endlich das Löschpapier zur Verwendung kam, erlaubte er sich die Bemerkung: »Ich denke, man verhandelt diesen Morgen Fälschungen?«
    »Hochverrat.«
    »Darauf steht Vierteilen«, sagte Jerry. »Barbarisch!«
    »So lautet das Gesetz«, entgegnete der alte Kontorist, erstaunt seine Brillengläser auf ihn richtend, – »das Gesetz.«
    »Es ist hart von dem Gesetz, einen Menschen so zuzurichten, denk ich. Es ist schon hart, einem das Leben zu nehmen, aber sehr hart, einen zu zerstückeln, Sir.«
    »Durchaus nicht«, erwiderte der alte Mann. »Sprecht mit
Achtung vom Gesetz. Sorgt für Eure Brust und Eure Stimme, mein guter Freund, und laßt das Gesetz für sich selbst sorgen. Ich rate Euch dies wohlmeinend.«
    »Es ist die Feuchtigkeit, die meiner Brust und meiner Stimme zusetzt«, sagte Jerry. »Ihr mögt selbst beurteilen, auf was für einem feuchten Wege ich meinen Unterhalt erwerben muß.«
    »Na, schon gut, jeder muß sich auf seine eigene Art durch die Welt bringen. Bei dem einen ist der Weg feucht, beim andern trocken. Hier ist der Brief. Macht, daß Ihr weiterkommt.«
    Jerry nahm das Billett und sagte mit weit weniger innerlicher Unterwürfigkeit, als er nach außen zur Schau trug, vor sich hin: »Jawohl, altes Gerippe.« Dann machte er seinen Bückling, unterrichtete im Vorbeigehen seinen Sohn von dem ihm erteilten Auftrag und ging seines Weges.
    Man hängte in jenen Tagen die Verbrecher zu Tyburn; die Straße von Newgate hatte also damals noch nicht die traurige Berühmtheit erlangt, die sie jetzt besitzt. Immerhin aber war das Gefängnis ein abscheulicher Ort, wo Ausschweifungen und Schurkereien fast aller Art geübt wurden und wo schlimme Krankheiten sich ausbreiteten, die mit den Gefangenen in den Gerichtssaal kamen und bisweilen von der Anklagebank aus geradewegs sogar auf den Lord-Oberrichter zustürzten und ihn von seinem Stuhle herunterrissen. Mehr als einmal war es vorgekommen, daß der Richter in dem schwarzen Käppchen mit dem Urteilsspruch über den Gefangenen selbst den Tod in sich aufnahm und sogar noch vor dem Verurteilten starb. Im übrigen galt Old Bailey weit und breit als eine Art Totenwirtshaus, von dessen Hofe aus man unaufhörlich bleiche Reisende auf Karren und in Kutschen eine rasche Fahrt in die andere Welt antreten sah. Es war ferner berühmt wegen des Prangers, einer weisen Einrichtung, die eine Strafe auferlegte, deren Auswirkung niemand voraussehen konnte, we
gen des Stäupepfahls, einer andern alten, lieben Anstalt, deren Wirksamkeit einen recht humanisierenden, beruhigenden Eindruck übte, und endlich wegen ausgedehnter Verhandlungen um Blutgeld, eines weiteren Bruchstücks der Weisheit unserer Vorfahren, das systematisch Anlaß zu den schrecklichsten Verbrechen gab, die unter der Sonne begangen wurden. Mit einem Wort, das Old Bailey jener Zeit war eine bündige Veranschaulichung des Grundsatzes, daß, was ist, auch recht ist – eine faule Lehre, die freilich schnell mit allem fertig wird, aber doch die verwirrende Folgerung mit sich bringt, daß von allem je Gewesenen nichts unrecht gewesen sein könnte.
    Der Bote bahnte sich einen Weg durch die unsaubere Menge, die sich in Gruppen um diesen unheimlichen Platz gesammelt hatte, mit dem Geschick eines Mannes, der sicher zu gehen gewohnt ist, fand bald die Tür, die er suchte, und reichte sein Billett durch eine Klappe hinein. Denn damals mußten die Leute ebensogut zahlen, wenn sie das Spiel in Old Bailey, wie wenn sie das in Bedlam sehen wollten, nur mit dem Unterschied, daß jenes viel teurer zu stehen kam. Deshalb waren auch alle Türen von Old Bailey wohl gehütet, natürlich die ›menschenfreundlichen‹ Türen ausgenommen, durch die die Verbrecher hineinkamen und die immer weit offenstanden.
    Nach einigem Verzug

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