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Eine Geschichte aus zwei Städten

Eine Geschichte aus zwei Städten

Titel: Eine Geschichte aus zwei Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Senkgruben deponiert, deren üble Dünste seinen Glanz in wenigen Tagen verdarben. Die Urkunden fanden ein Unterkommen in aus Küchen und Spülräumen improvisierten Archiven, und ihre Pergamente verloren in der Bankhausluft vor Ärger all ihr Fett. Leichtere Faszikel mit Familienpapieren gingen die Treppe hinauf nach einem Saal, in dem stets ein großer Speisetisch stand, aber nie etwas verspeist wurde; und es war in dem Jahre eintausendsiebenhundertundachtzig noch nicht lange her, daß man die Familienbriefe, die der Engländer statt dem Notar dem Bankier zu übergeben pflegt, vor dem Schrecken befreit hatte, durch die Fenster von Köpfen angestarrt zu werden, die man mit der eines wilden Negers würdigen Roheit auf Temple Bar zur Schau zu stellen pflegte.
    Doch damals war das Zu-Tode-Bringen ein bei allen Geschäftszweigen und Berufsarten sehr beliebter Prozeß, und so
auch bei Tellsons. Der Tod ist das Heilmittel gegen alles; warum sollte ihn nicht die Gesetzgebung im gleichen Lichte betrachten? Demgemäß traf den Fälscher Todesstrafe, den unrechtmäßigen Eröffner von Briefen Todesstrafe, den armen Schelm, der vierzig Schillinge und sechs Pence stahl, Todesstrafe, den Burschen, der an Tellsons Tür ein Pferd hielt und sich damit davonmachte, Todesstrafe, den Münzer eines falschen Schillings Todesstrafe; kurz, auf drei Vierteilen der Noten in der Tonleiter des Verbrechens stand der Tod. Nicht daß dadurch auch nur im mindesten vorbeugend gewirkt worden wäre – man könnte fast eher das Gegenteil behaupten –, sondern das summarische Verfahren räumte für diese Welt mit den Angelegenheiten jedes einzelnen Falles auf, und es wurde später nicht nötig, sich weiter damit zu befassen. So waren auch in ihrer Zeit Tellsons gleich anderen größeren Geschäftshäusern jener Periode schuld an so viel zerstörtem Leben, daß das bißchen Licht des Erdgeschosses wahrscheinlich in einer ziemlich bedeutsamen Weise beeinträchtigt worden wäre, wenn man, statt sie im stillen zu bestatten, auch die Köpfe ihrer Opfer insgesamt über Temple Bar aufgepflanzt hätte.
    In alle Arten von dunklen Kästen und Verschlägen eingeengt, führten bei Tellsons die ältesten Männer gravitätisch das Geschäft. Nahmen sie je einmal einen jungen Menschen in Tellsons Londoner Haus, so versteckten sie ihn irgendwo, bis er alt war. Sie verwahrten ihn, gleich dem Käse, an einem dunklen Platz, bis er den vollkommenen Duft und Schimmel von Tellsons angenommen hatte. Dann erst wurde es ihm gestattet, in Hosen und Gamaschen, über großen Büchern brütend, sich von jederman anstaunen zu lassen und so der Würde des Hauses zu dienen.
    Außen vor Tellsons – aber ja nie innen ohne besonderen Auftrag – sah man regelmäßig einen Aushelfer, der als Bote und
Träger beschäftigt wurde und als lebendiges Hausschild diente. Er fehlte nie während der Bürostunden, wenn er nicht etwa einen Auftrag zu besorgen hatte, und in diesem Falle wurde er durch seinen Sohn, einen abscheulichen Knirps von zwölf Jahren, der sein getreues Ebenbild war, vertreten. Die Leute waren der Meinung, Tellsons duldeten dieses Anhängsel um der Ehre des Hauses willen, weil man immer eine Person in dieser Eigenschaft geduldet hatte und im Laufe der Zeit die gegenwärtige auf den Posten geraten war. Der Mann hieß Cruncher mit seinem Familiennamen und hatte bei der Taufe, als er durch einen Stellvertreter den Werken der Finsternis entsagte, in der öffentlichen Pfarrkirche von Houndsditch die weitere Benennung Jerry erhalten.
     
    Schauplatz: Mr. Crunchers Privatwohnung in Haning Sword Alley, Whitefriars. Zeit: halb acht Uhr an einem windigen Märzmorgen Anno Domini siebzehnhundertundachtzig. (Mr. Cruncher selbst nannte das Jahr unseres Herrn Anna Domino, augenscheinlich unter dem Eindruck, daß die christliche Zeitrechnung sich von der Erfindung eines beliebten Volksspiels durch eine Dame herschreibe, die dem Spiel ihren Namen beigelegt habe.)
    Mr. Crunchers Wohngelasse lagen in keiner durch gesunde Luft sich empfehlenden Gegend und waren nur zwei an der Zahl, selbst wenn man den mit einer einzigen Glasscheibe versehenen Alkoven mitrechnete. Doch sah es darin sehr anständig aus; denn trotz dem windigen frühen Märzmorgen war die Stube, in der er noch zu Bette lag, bereits sauber gefegt, und über den groben Fichtenholztisch, auf dem die Frühstückstassen standen, lag ein reinliches Tischtuch gebreitet.
    Mr. Cruncher ruhte unter einer aus verschiedenfarbigen

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