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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil MacGregor
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Bewegung geht, vom ersten Augenblick an, als die Menschen beschlossen, Afrika zu verlassen. Diese Rastlosigkeit scheint ein ziemlich wichtiger Faktor zu sein für die Art und Weise, wieder Planet von den Menschen besiedelt wurde. Es wirkt so, als seien wir gar nicht sesshaft. Wir glauben, dass wir es sind, aber ständig sind wir auf der Suche nach einem anderen Ort, an dem irgendetwas besser ist – wo es wärmer oder schöner ist. Vielleicht steckt darin ein – spirituelles – Element der Hoffnung – dass man irgendwann einen Ort findet, an dem es wunderschön ist. Das ist die Suche nach dem Paradies, nach dem vollkommenen Land – vielleicht ist es das, was dem Ganzen seit jeher zugrunde liegt.»
    Hoffnung als die bestimmende menschliche Eigenschaft – ein ermutigender Gedanke. Wenn ich mir unsere bisherige Reise durch fast zwei Millionen Jahre so anschaue, dann fällt mir vor allem eines auf: das unablässige Bestreben der Menschen, Dinge besser zu machen, Werkzeuge herzustellen, die nicht nur effizienter, sondern auch schöner sind, nicht nur die Umgebung, sondern auch Ideen zu erkunden, sich um etwas zu bemühen, das man noch nicht erlebt hat. Die Objekte, die ich bislang beschrieben habe, zeichnen diese Entwicklung nach – von Werkzeugen zum Überleben, die sich nicht groß von den Dingen unterscheiden, die andere Lebewesen verwenden, hin zu einem großartigen Kunstwerk und den möglichen Anfängen der Religion. In den nächsten Kapiteln nun geht es darum, wie wir die natürliche Welt durch die Anfänge der Landwirtschaft zu verwandeln begannen. Im Verlauf dieses Prozesses veränderten wir nicht nur die Landschaft, sondern auch Pflanzen, Tiere und vor allem uns selbst.

Teil II
Nach der Eiszeit: Nahrung und Sex
9000–3500 v. Chr.
    Am Ende der letzten Eiszeit, vor
10.000 Jahren, entwickelte sich in mindestens
sieben verschiedenen Teilen dieser Welt unabhängig
voneinander die Landwirtschaft. Diese langsame Revolution
dauerte viele Jahrhunderte lang und hatte tiefgreifende
Folgen. Der Anbau von Getreide und die Domestizierung wilder
Tiere bedeuteten, dass sich die Menschen zum ersten Mal an einem
Ort niederlassen mussten. Die Landwirtschaft sorgte für einen
Nahrungsmittelüberschuss, der es größeren Gruppen von
Menschen erlaubte, zusammen zu leben, und nicht nur ihre
Lebensweise, sondern auch ihre Denkweise veränderte. Man
erfand neue Götter, um das Verhalten der Tiere und die
saisonalen Zyklen beim Ackerbau zu erklären.



6
Stößel in Form eines Vogels
    Steinstößel, gefunden am Fluss Aikora in der Provinz Oro, Papua-Neuguinea
6000–2000 v. Chr.
    Wenn Sie das nächste Mal in einem Restaurant vor dem Salatbüffet stehen, dann schauen Sie sich die Auswahl an Speisen doch einmal genauer an. Es gibt wahrscheinlich Kartoffelsalat, Reis, Zuckermais und Kidney-Bohnen, die alle ursprünglich aus völlig verschiedenen Teilen der Welt kommen; daran ist heutzutage nichts Ungewöhnliches, aber keines dieser Produkte gäbe es in der heutigen Form, wenn die Pflanzen, von denen sie stammen, nicht von unseren Vorfahren über Generationen ausgewählt, gehegt und grundlegend verändert worden wären. Die Geschichte unserer modernen Getreide- und Gemüsesorten beginnt vor etwa 10.000 Jahren.
    Bislang haben wir beobachtet, wie unsere Vorfahren auf der ganzen Welt unterwegs waren; nun geht es darum, was passierte, als sie sesshaft wurden. Es war eine Zeit gerade erst domestizierter Tiere, mächtiger Götter, gefährlichen Wetters, guten Sexes und noch besseren Essens.
    Vor rund 11.000 Jahren erlebte die Welt einen rasanten Klimawandel, der die letzte Eiszeit beendete. Die Temperaturen stiegen und der Meeresspiegel erhöhte sich rasch um gut hundert Meter, als Eis zu Wasser wurde und der Schnee dem Gras wich. Das hatte langsame, aber grundlegende Veränderungen der menschlichen Lebensweise zur Folge.
    Vor 10.000 Jahren begann sich der Klang des Alltagslebens überall auf der Welt zu wandeln, als neue Rhythmen des Mahlens und Zerstampfens die Zubereitung neuer Speisen ankündigten, die unsere Ernährungsweise ebenso verändern sollten wie unsere Landschaften. Lange Zeit hatten unsere Vorfahren das Feuer dazu benutzt, um Fleisch zu braten; nun aber kochten sie auf eine Weise, die uns Heutigen deutlich vertrauter ist.
    Im Britischen Museum gibt es eine ganze Fülle von Objekten, anhand derer ich diesen spezifischen Augenblick in der Menschheitsgeschichte hätte illustrieren können, diesen Moment, da die Menschen

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