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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil MacGregor
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Konfuzius und des klassischen Athen. Die nächste Etappe unserer Reise beginnt mit dem Imperium, das Krösus vom Thron stürzte – dem Perserreich.

Teil VI
Die Welt in konfuzianischer Zeit
500–300 v. Chr.
    Überall auf der Welt entwickelten
verschiedene Kulturen Modelle, wie sich Gesellschaften
regieren ließen, Modelle, die über Tausende
von Jahren einflussreich blieben. Während Sokrates den
Athenern beibrachte, wie man anderer Meinung war, legte
Konfuzius in China seine politische Philosophie der Harmonie vor,
und die Perser fanden eine Möglichkeit, wie verschiedene Völker in
ihrem Riesenreich zusammenleben konnten. In Mittelamerika schufen
die Olmeken hochentwickelte Kalender sowie Formen von Religion
und Kunst, die über tausend Jahre lang die mittelamerikanischen
Kulturen charakterisieren sollten. In Nordeuropa gab es weder
kleine noch große Städte, weder Staaten noch Imperien, weder
Schrift noch Münzwesen, doch die dort gefertigten Objekte
zeigen gleichwohl, dass auch diese Kulturen eine
ausgeprägte Vorstellung von sich selbst und ihrem
Platz in der großen, weiten Welt besaßen.



26
Streitwagen aus dem Oxus-Schatz
    Modell aus Gold, gefunden an den Ufern des Flusses Oxus,
im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Tadschikistan
500–300 v. Chr.
    Im 5. Jahrhundert v. Chr. begannen Gesellschaften überall auf der Welt damit, recht klare Vorstellungen über sich selbst und über andere zu artikulieren. Sie erfanden und definierten, was wir heute als «Staatskunst» bezeichnen würden. Manche haben diese Zeit als die Epoche der «Imperien des Geistes» etikettiert. Die Supermacht der Welt vor 2500 Jahren war Persien, ein Reich, das mit Hilfe eines deutlich anderen Prinzips regiert wurde als frühere Reiche. Michael Axworthy, Leiter des Centre for Persian and Iranian Studies an der University of Exeter, hat das so formuliert: Bis dahin beruhten Imperien im Allgemeinen auf dem nackten Prinzip, wonach Recht hat, wer die Macht hat; das Perserreich hingegen gründete auf dem Prinzip der eisernen Faust im Samthandschuh.
    Dieses Reich will ich anhand dieses winzigen goldenen Streitwagens, der von vier goldenen Pferden gezogen wird, näher vorstellen. Man kann sich leicht ausmalen, wie ein solcher Streitwagen über die Straßen des großen Perserreichs braust. Zwei Gestalten befinden sich darauf: der Lenker, der stehend die Zügel in Händen hält, und der viel größere und eindeutig sehr bedeutende Passagier, der neben ihm auf einer Bank sitzt. Er soll vermutlich einen hochrangigen Verwaltungsbeamten darstellen, der die ferne Provinz besucht, welche er als Vertreter des Königs von Persien regiert.
    Das Modell wurde in der Tat in einer sehr entlegenen Provinz gefunden, am östlichen Rand des Reiches nahe der Grenzen des heutigen Tadschikistan und Afghanistan. Es gehört zu einem riesigen Schatz von Gold- und Silberobjekten, der als der Oxus-Schatz bekannt ist und seit über hundert Jahren eine der berühmtesten Sammlungen des Britischen Museums bildet.
    Dieser erlesene Streitwagen hat bequem Platz auf der Handfläche, wo er wie ein teures Spielzeug für ein Kind aus begütertem Hause wirkt. Wir können freilich keineswegs sicher sein, dass es sich tatsächlich um ein Spielzeug gehandelt hat; er kann auch als Opfergabe für die Götter angefertigt worden sein, mit der man sie entweder um einen Gefallen bitten oder ihnen für einen solchen danken wollte. Doch welche Funktion auch immer er damals hatte – heute ermöglicht es uns dieser Streitwagen, ein ganzes Imperium lebendig werden zu lassen.
    Was für ein Reich war das? Rund 100 Kilometer nördlich der iranischen Stadt Shiraz öffnen sich die sanften, kamelbraunen Hügel in eine flache, windige Ebene. In dieser gesichtslosen Landschaft steht ein riesiger Sockel aus Stein, der sich in sechs gigantischen Stufen erhebt zu etwas, das aussieht wie die mit einem Schrägdach versehene Klause eines Einsiedlers. Das Bauwerk dominiert die gesamte Umgebung. Es handelt sich um das Grabmal des Kyros, des ersten Perserkaisers, des Mannes, der vor 2500 Jahren das größte Imperium errichtete, das es bis dahin je gegeben hatte, und die Welt – oder zumindest den Nahen und Mittleren Osten – für immer veränderte.
    Ausgehend von seinem Zentrum im heutigen Iran, erstreckte sich das riesige Perserreich von der Türkei und Ägypten im Westen bis Afghanistan und Pakistan im Osten. Um ein derartiges Territorium zu kontrollieren, brauchte man Verkehrswege in bislang

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