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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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sagte sein Vater. »Hör bitte auf. Letzten Winter sind viele Menschen in der Stadt verhungert. Haben wir je Hunger gelitten?«
    Â»Wir wollen uns nicht streiten«, sagte Roza Moreno, die sich freute, ihren jüngsten Sohn zu sehen, und sich die kurze Wiedervereinigung der Familie nicht durch Zankereien verderben lassen wollte.
    Â»Mutter hat recht«, sagte Elias. »Wir haben so wenig Zeit miteinander.«
    Roza Moreno ging zum Spülbecken, um die Teller abzuwaschen. Ihr Mann Saul ging nach oben, um sich unter dem kostbaren Quilt schlafen zu legen. Während seine Mutter mit dem Geschirr klapperte, hatte Elias Gelegenheit, seinem älteren Bruder eine Frage zu stellen.
    Â»Hör zu, wir gehen morgen wieder zurück. Warum kommst du nicht mit?«, fragte er leise. »Wir haben ein paar Männer in unserer Einheit verloren und könnten gut ein paar neue gebrauchen.«
    Â»Du müsstest keine Anzüge mehr für die Hunnen schneidern«, flüsterte Dimitri aufmunternd.
    Isaac blickte von einem zum anderen. »Lasst mich eine Nacht darüber schlafen«, antwortete er.
    Roza Moreno blickte über die Schulter und sah, wie ihre beiden Söhne und Dimitri die Köpfe zusammensteckten. Es machte den Eindruck, als würden sie etwas aushecken.
    Â»Jungs«, sagte sie lächelnd, »findet ihr nicht, dass es Zeit fürs Bett ist?«
    Â»Ja«, antworteten die drei jungen Männer lachend im Chor.
    Â»Elias, warum bleibst du nicht ein bisschen länger? Es ist so schön, dich wieder hier zu haben. Und Dimitri kann natürlich auch bleiben, solange er will.«
    Â»Wir wünschten, das könnten wir, Mutter. Aber wir haben nur sieben Tage Urlaub, und es hat fast vier Tage gedauert, herzukommen …«
    In dieser Nacht schlief Dimitri tief und fest auf der Couch im Wohnzimmer. Nie hatte sich ein Bett weicher angefühlt, und schon bald sank er in lebhafte Träume. Er schlief bis zum Mittag des nächsten Tages. Dann schrubbte er sich im Hinterhof den Schmutz vom Körper und behandelte die Geschwüre, die der Befall mit Läusen hinterlassen hatte. Roza Moreno hatte frische Kleider für ihn herausgelegt – er hatte die gleiche Größe wie Elias –, und die leicht gestärkte Baumwolle, die beim Anziehen raschelte, fühlte sich köstlich kühl auf der Haut an. Er fühlte sich wie neugeboren.
    Elias hatte auf dem Tisch eine Nachricht für Dimitri hinterlassen. Er sei am späten Nachmittag wieder zurück, rechtzeitig, um die Rückfahrt anzutreten, und nur kurz ins Atelier gegangen, um Isaac zu überreden, sich ihnen anzuschließen.
    Dimitri spürte einen Stich. Elias würde Katerina sehen.
    In den vergangenen Monaten hatte er versucht, nicht an sie zu denken, weil es einfach sinnlos erschien. Oben in den Bergen, fern aller Zivilisation, waren ihm die Gedanken an sie irgendwie unpassend vorgekommen, aber jetzt, da er wusste, wo Elias war, wäre er am liebsten auch gleich zum Atelier gelaufen.
    Das wäre aber nicht richtig gewesen, so viel war ihm klar. Stattdessen ging er auf die Straße hinaus, weil er unbedingt frische Luft brauchte, und schlug den Weg Richtung Meer ein. Die sauberen Kleider gaben ihm Sicherheit, und mit einer gewissen Kühnheit betrat er ein Kafenion, in dem er noch nie zuvor gewesen war, und bestellte einen Kaffee. Mit einem Mal spürte er neugierige Blicke auf sich, und als er den Kopf hob, sah er ins Gesicht eines Militärpolizisten, der ihn interessiert musterte.
    Â»Konstantinos’ Sohn?«, fragte er.
    Dimitri wusste nicht, wie er reagieren sollte. Es abzustreiten könnte dem Mann, der seinen Vater kannte, verdächtig vorkommen. Es hingegen zuzugeben könnte ungeahnte Folgen nach sich ziehen.
    Â»Das sind Sie doch, nicht?«, beharrte der Mann, der sich in Gesellschaft eines halben Dutzends Kollegen befand.
    Dimitri spürte, wie er rot wurde. Vielleicht hatte ihn sein Vater bereits als Kommunisten denunziert. Er erstarrte vor Angst und sah an den Militärpolizisten vorbei auf die Tür hinter ihnen. Aber er erkannte sofort, dass es kein Entkommen gäbe.
    Â»Sie müssen Dimitri sein. Sie sehen ihm sehr ähnlich. Grüßen Sie doch Ihren Vater von mir!«
    Er hasste die Vorstellung, dass er seinem Vater glich, spürte aber eine Woge der Erleichterung.
    Â»Ja … sicher«, erwiderte er und zwang sich zu einem Lächeln.
    Er leerte seine Kaffeetasse,

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