Eine Geschichte von Liebe und Feuer
unter uns, aber ich gehöre nicht zu ihnen, Mutter«, sagte er ruhig. »Und ich habe auch nicht die Absicht, in einem kommunistischen Land zu leben. Griechenland ist meine Heimat, und für Griechenlands Freiheit habe ich die ganze Zeit gekämpft.«
Den ganzen Nachmittag verbrachten sie gemeinsam in Olgas Schlafzimmer. Pavlina sorgte für Essen, und Katerina empfand es als ganz selbstverständlich, bei ihnen zu bleiben. Olga war nicht entgangen, dass die modistra ihr früheres Lächeln wiedergefunden hatte. Und wenn sie Dimitri ansah, leuchteten ihre Augen.
Während sie sich unterhielten, hatten sie nicht auf die Uhrzeit geachtet, doch als Pavlina beim Hinausgehen die Tür offen lieÃ, hörte Katerina die Standuhr schlagen und zählte mit.
»Ich muss gehen«, stieà sie hervor.
»Warum so plötzlich?«, fragte Dimitri. »Ich gehe auch bald.«
»Weil ich heimgehen und Essen kochen muss«, antwortete sie. »Und ich hab noch nicht mal Fleisch besorgt.«
»Aber Eugenia wird dir deswegen doch nicht böse sein?«
»Es geht nicht um Eugenia«, erwiderte Katerina fast unhörbar. »Ich bin inzwischen verheiratet.«
»Verheiratet?«, rief er ungläubig.
Katerina sah, dass Dimitri auf ihre Hand mit dem Ehering blickte, als wollte er sich überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte. Aber selbst wenn sie den Ring abgerissen und aus dem Fenster geschleudert hätte, hätte es an der Tatsache nichts geändert.
»Also, ich muss jetzt los«, sagte sie schroff. »Ich hoffe, du kannst bald einmal wiederkommen.«
Bemüht ruhig ging sie hinaus, aber auf der StraÃe rannte sie los und machte nur kurz beim Metzger halt. In ihrem Innern tobte ein heftiger Widerstreit der Gefühle.
Gourgouris war bereits daheim, als sie das Haus betrat.
»Ah, meine SüÃe«, sagte er sarkastisch, »Kyria Komninou hat dich wohl gebraucht, um noch ein paar Vorhänge zu nähen?«
»Es tut mir leid«, antwortete Katerina. »Wir haben uns unterhalten und darüber die Zeit vergessen.«
»Und das Abendessen? Hast du an mein Abendessen gedacht?«, schrie er. »Ich komme nach einem langen Arbeitstag in ein leeres Haus. Und es gibt kein Abendessen!«
»Ich sagte doch, dass es mir leidtut«, erwiderte sie kleinlaut.
»Ich hoffe, eure Unterhaltung war wenigstens anregend«, zischte er, »aber Grigoris hat keine Lust, beim Schälen und Schnippeln zuzusehen.«
Gourgouris schnaufte vor Anstrengung. Er war zu kurzatmig, um seine Tiraden lang durchzuhalten, und schnappte wie ein Fisch nach Luft.
»Ich fühle mich nicht wohl«, sagte Katerina über die Schulter hinweg, lieà das Fleisch auf die Arbeitsplatte fallen und rannte nach oben ins Badezimmer. Sie wusste, dass er ihr wohl kaum nachlaufen würde, weil er mittlerweile einfach zu fett dafür war.
Bald darauf hörte sie, wie die Eingangstür zuknallte. Er würde in eines seiner Stammlokale gehen, sich mit einer Riesenportion Essen den Bauch vollschlagen und dann befriedigt wieder heimkommen. Bis dahin würde sie schon schlafen.
Doch als sie sich klarmachte, in welcher Lage sie sich befand, traf es sie wie ein Schlag. Sie war mit einem Mann verheiratet, den sie hasste, und der Mann, den sie liebte, war von den Toten auferstanden. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Die wirkliche Tortur bestand darin, dass sie sich nichts anmerken lassen durfte. Das war die einzige Möglichkeit zu überleben.
»Es war also kein Traum?«, fragte Olga Pavlina am Abend. »Er ist wirklich hier gewesen?«
Es blieben noch zwei Tage, bis Konstantinos Komninos von seiner Reise zurückkehrte, also brauchten sie keine Angst zu haben, dass ihre Unterhaltung über Dimitris Besuch belauscht werden könnte.
»Ja, er war es wirklich. Und ich wundere mich nur, dass wir nicht alle vor Schreck auf der Stelle tot umgefallen sind. Was hat er sich nur gedacht, hier einfach so reinzuschneien, obwohl er wusste, dass wir ihn für tot hielten?«
»Ich dachte tatsächlich, der Schock bringt mich um, einen Moment lang zumindest«, erwiderte Olga lächelnd. »Ich bin überzeugt, mein Herz hat ausgesetzt.«
»Sie waren länger als eine Viertelstunde nicht mehr ansprechbar. Wenn ich den Doktor hätte holen müssen, hätte ich nicht gewusst, wie ich das erklären könnte.«
»Ist dir aufgefallen, wie glücklich Katerina
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