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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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und seinen Männern.
    Die Besetzung Smyrnas wurde mit so wenig Blutvergießen wie möglich ausgeführt – dem türkischen Kommandeur war aufgetragen worden, sich nicht zu wehren –, dennoch kam es zu vereinzelten Gräueltaten, und einige Hundert Türken kamen dabei ums Leben.
    Im Sommer darauf drang Leonidas’ Regiment weiter nach Osten vor, mit dem Ziel, die Besetzung auf die Umgebung von Smyrna auszudehnen. Mit der Zunahme der türkischen Nationalbewegung wurde der Widerstand zwar erbitterter, dennoch gelang es den griechischen Truppen, den Hauptteil des westlichen Kleinasiens zu besetzen. Bei ihrem Vormarsch wurden systematisch türkische Dörfer zerstört und deren Bevölkerung niedergemetzelt.
    Die Einnahme Smyrnas hatte unter den Türken eine Woge des Nationalismus ausgelöst, und viele träumten von Vergeltung. Sie rächten sich, indem sie nun Tausende von Griechen ermordeten, einschließlich vieler, die in der Nähe des Schwarzen Meers lebten. Das Ausmaß der Gräueltaten auf beiden Seiten war entsetzlich, und ganze Städte und Dörfer wurden ausgelöscht.
    Während dieser Zeit kam Leonidas nur einmal auf Urlaub nach Hause. Er besuchte seinen Bruder im Lagerhaus, verbrachte aber die ganze Woche lieber zurückgezogen im Haus in der Irinistraße. Olga fand ihn verändert. Er schien um Jahre gealtert zu sein.
    In einer Hinsicht jedoch war er der Gleiche geblieben. Er fand trotz seiner Erschöpfung immer noch Zeit und Kraft für den kleinen Dimitri. Er hatte ihm einen Reifen mitgebracht und zeigte ihm stundenlang, wie man damit umging.
    Im Frühjahr 1921 war Leonidas’ Regiment Teil einer neuen Offensive. Dieses Mal bestand das Ziel darin, Ankara einzunehmen. Obwohl die Griechen zwei Schlachten verloren hatten, gelang es ihnen, zwei strategisch wichtige Plätze in Zentralkleinasien zu besetzen, und im Sommer schien der Sieg in der gesamten Region in greifbare Nähe zu rücken. Leonidas hielt es für einen Fehler, nicht zügig bis zur vollständigen Nie derlage des Gegners weiterzukämpfen, aber der Befehl lautete haltzumachen, und die Truppe hatte zu gehorchen. Genau wie befürchtet, nutzten die Türken die Zeit, um hundert Kilometer westlich von Ankara, auf der anderen Seite des Sakarya-Flusses, eine neue Verteidigungslinie aufzubauen.
    Als sich die Griechen schließlich dem Fluss näherten, hätte es aufgrund ihrer Überzahl ein leichter Sieg sein können. Doch nach einer tagelangen blutigen Schlacht gegen einen Feind, der sich in die höher gelegenen Stellungen eingegraben hatte, begann ihnen die Munition auszugehen, sie mussten sich zurückziehen und die Linien aufgeben, die sie zwei Monate lang gehalten hatten.
    Obwohl sie nicht völlig geschlagen waren, hatte die Moral der Männer einen Tiefpunkt erreicht, und innerhalb der höheren Ränge traten viele, einschließlich Leonidas, für einen Rückzug nach Westen in Richtung Smyrna ein. Andere hielten an dem Traum fest, Konstantinopel zu erobern. Mit dem Ergebnis, dass die griechischen Truppen keine andere Wahl hatten, als die Stellung zu verteidigen. Fast ein Jahr lang herrschte eine Pattsituation.
    In der Zwischenzeit bemühten sich die Türken, Truppen für eine Entscheidungsschlacht zu bündeln. Eine andere Art der Konfliktlösung kam für sie nicht infrage. Der Leiter der Operation war in Thessaloniki geboren, nur ein paar Hundert Meter von Leonidas’ Geburtshaus entfernt. Der Vierzigjährige mit den eisblauen Augen, Mustafa Kemal, der viele Jahre später den Namen Atatürk – Vater der Türken – erhielt, befehligte nun die nationalistische Bewegung, und gemeinsam mit einer in Ankara gebildeten Regierung war er finster entschlossen, die Griechen vernichtend zu schlagen und zum Mittelmeer zurückzutreiben.
    Ende August 1922 griff Kemal die griechische Verteidi gungslinie an, und innerhalb weniger Tage war die Hälfte der Invasionstruppen gefangen oder getötet.
    Die Überlebenden flohen westwärts nach Smyrna, um ihr nacktes Leben zu retten. Viele von ihnen verübten entlang ihrer Route abscheuliche Gräueltaten, vergewaltigten, mordeten und plünderten und machten ganze Städte dem Erdboden gleich. In der ersten Septemberwoche trafen Tausende griechischer Soldaten, unter ihnen Leonidas, in Smyrna ein und hofften, übers Meer zu entkommen. Die türkische Armee, die nach Rache

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