Eine gewagte Affaere
gemacht haben. Sie hat ihr einziges Kind im Stich gelassen und ist nach Australien in die Wüste gezogen!"
"Sie hat mich nicht im Stich gelassen. Immerhin war ich schon achtzehn", protestierte Regan. Sie hatte es als Erleichterung empfunden, sich am Flughafen von ihrer Mutter zu verabschieden. Nach dem Tod ihres Mannes war Joanne Baker immer schwieriger und engstirniger geworden, besonders als sie, Rega n, sich geweigert hatte, ihre furchterregenden Endzeitvisionen zu teilen.
Sir Frank schnaufte abfällig. "Sie hätte wenigstens warten können, bis du dich an der Universität eingelebt hattest. Und sie hätte den Kontakt zu dir nicht abreißen lassen sollen."
"Immerhin hat sie dir vor ihrer Abreise geschrieben", erinnerte sie ihn.
Es war ihr zunächst sehr peinlich gewesen, dass ihre Mutter diese Verbindung ausgenutzt hatte. Die Harrimans waren nur entfernte Verwandte. Sir Frank hatte ihr, Regan, geschrieben und ihr in den Semesterferien einen Job in der Rechtsabteilung von Harriman Developments angeboten.
"Das war auch gut so, denn du hättest dich nie an uns gewandt, stimmt's? Regan, man muss schon ein wenig dreist sein, um voranzukommen. Wie dein Mann zum Beispiel.
Michael hat mich gleich um eine Stelle gebeten. Er war sehr direkt und sagte, er wolle mehr verdienen, um seiner Frau ein schönes Leben bieten zu können.
"Ja, ich weiß", sagte Regan kurz angebunden.
Sie hatte immer darauf geachtet, sich nicht wie eine bettelnde arme Verwandte zu verhalten. Doch Michael war mit seiner Stelle in einem Maklerbüro unzufrieden gewesen und hatte sie überredet, ihre Beziehungen zu nutzen, um ihm einen besseren Job zu verschaffen. Durch Sir Frank hatte er einen Posten in dem Marketingteam bekommen, das für den Verkauf der Eigentumswohnungen in Palm Cove zuständig war.
Michael war immer sehr überzeugend gewesen.
"Entschuldige, ich wollte dich nicht auf traurige Gedanken bringen." Sir Frank legte ihr die Hand auf den Arm. "Ich weiß, dass du noch immer Schwierigkeiten hast, ohne ihn auszukommen. Die Zeit in Palm Cove wird dir sicher gut tun."
Regan rang sich ein Lächeln ab. Seine Freundlichkeit verursachte ihr Schuldgefühle.
"Bestimmt", sagte sie leise.
"Du hättest nach Michaels Tod zu uns kommen sollen", fuhr Sir Frank fort. "Hazel hätte sich schon um dich gekümmert. Sie hatte es auch schwer, als mein Bruder starb."
"Ich wollte es allein schaffen", erklärte Regan.
"Ich weiß. Deine Unabhängigkeit bedeutet dir viel. Aber ich hätte dic h wenigstens beim Verkauf des Hauses beraten können.
Du hättest damit wirklich warten sollen."
Unglücklicherweise hatte sie keine Wahl gehabt.
"Es war viel zu groß für mich allein."
Sir Frank dachte, sie wäre finanziell gut versorgt, und sie wollte ihn in dem Glauben lassen.
"Wir hätten dich auch in einer der
Mustereigentumswohnungen unterbringen können. Palm Cove ist nur eine Stunde von Auckland entfernt. Du hättest auch von dort aus zur Arbeit fahren können."
"Wenn der neue Besitzer die Firma übernimmt, habe ich vielleicht gar keinen Job mehr", sagte Regan leise.
"Wade verfügt über eine gute Menschenkenntnis. Er stellt zwar hohe Ansprüche, ist aber auch anständig und fair. Wenn er deine Personalakte liest, wird er feststellen, dass du den Job nicht nur durch Beziehungen bekommen hast."
Sie hatte noch nie von Carolyns Verlobtem gehört, der ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann aus Auckland war, doch Sir Frank hatte ihr versichert, dass man in Finanzkreisen sehr viel von Joshua Wade hielt. "Fred sagte mir, du seist die beste Assistentin, die er je hatte. Er glaubt, dass du noch eine große Karriere vor dir hättest..."
Sir Frank verstummte. Regan glaubte, seine Gedanken erraten zu können. Er hatte versucht, seine Enttäuschung zu verbergen, als sie das Studium nach Michaels Tod abgebrochen hatte. Sir Frank war davon ausgegangen, dass sie ihre Begeisterung für Jura nach einer gewissen Trauerzeit wieder entdecken würde. In der Zwischenzeit hatte Fred Stevenson, der Leiter der Rechtsabteilung, sie fest eingestellt.
"Fred war sehr verstimmt, als ich dich aus seiner Abteilung geholt habe", sagte Sir Frank energisch, "aber schließlich bin ich nicht mehr lange der Chef der Firma. Da kann er schon ein wenig Nachsicht walten lassen!"
"Ich habe ihm angeboten, mir für diese Ze it freizunehmen...", begann Regan.
"Unsinn! Schließlich hilfst du uns und sollst dafür nicht auch noch auf deinen Urlaub verzichten. Außerdem willst du ja in deiner
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