Eine gewagte Affaere
aus dem Fenster zu klettern. "Eve?"
Lieber Himmel.
"Eve, bist du das?"
Er befand sich bereits auf den Stufen der Veranda, die das Haus umgab. Regan drehte sich um und floh mitten ins Gebüsch.
Sie wollte sich so viel Vorsprung wie möglich verschaffen, bevor er den Garten erreichte.
Glücklicherweise war sie zierlich genug, um sich zwischen den Büschen hindurchzudrängen, in denen größere Menschen sich bestimmt verfangen hätten. Doch sie hörte Adam noch immer hinter sich. Er lief ihr nach und rief ihren Namen.
Regan wäre beinah gegen den mächtigen Stamm einer alten Fichte gelaufen. Spontan kletterte sie den Baum hinauf, bis sie eine Astgabel fand, auf der sie es sich halbwegs bequem machen konnte.
Keine Sekunde zu früh. Regan presste sich an den Baumstamm und hielt den Atem an, als Adam die kleine Lichtung erreichte.
"Eve? Verdammt noch mal, antworte mir."
Er blieb genau unter dem Baum stehen, auf dem sie saß. Ihr wurde schwindlig, und sie zwang sich dazu, tief durchzuatmen.
Sonst wäre sie vermutlich ohnmächtig geworden und ihm vor die Füße gefallen.
"Verdammt!" fluchte er leise. "Hören Sie, wer Sie auch sind.
Sie brauchen keine Angst zu haben." rief er dann ungeduldig.
"Kommen Sie aus Ihrem Versteck, ich werde Ihnen nichts tun."
Adam lauschte, doch das sanfte Rauschen der Blätter im Wind wurde plötzlich vom Klingeln seines Handys übertönt. Er fluchte und nahm das Telefon aus der Tasche.
"Hallo? Wie bitte? Nein, ich wurde nur kurz abgelenkt und habe aufgelegt. Nein, nein, du hast natürlich Recht, wir müssen die Sache jetzt zu Ende bringen ..." Adam blickte sich noch einmal um und ging dann langsam zum Haus zurück. "Lass uns die Klausel noch einmal Punkt für Punkt durchgehen ..."
Regan blieb noch eine Weile reglos sitzen, bis sie sicher war, dass er sie nicht in eine Falle locken wollte. Dann kletterte sie vorsichtig vom Baum herunter und war froh, dass sie einen weiten Rock und keine Strumpfhose trug.
Als sie wieder auf dem Boden stand, seufzte sie erleichtert auf. Sie ordnete ihre Kleidung, hatte aber plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden, und wirbelte herum.
Ein schlaksiger Junge stand im Gebüsch und beobachtete sie.
Regan strich sich das Haar zurück und lächelte betont fröhlich. "Hallo! Wo kommst du denn her?"
Die wichtigere Frage war allerdings. Wie lange stand der Junge schon da? Regan presste die Lippen zusammen. Hatte Adam einen Komplizen?
Der Junge erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern musterte sie nur eingehend. "Hallo."
"Wohnst du hier?" fragte Regan freundlich und versuchte, sich die Harzspuren von den Handflächen zu wischen.
Der Junge schob die Hände in die Taschen seiner weiten Shorts und zuckte die Schultern. "Nein."
Er betrachtete ihre zerkratzten Beine. "Was wollten Sie auf dem Baum?"
Regan suchte verzweifelt nach einer glaubhaften Erklärung.
"Ich ...habe einen interessanten Vogel gesehen", sagte sie schnell. So tief war sie also schon gesunken, dass sie sogar Kinder belog! Doch eigentlich sah der Junge nicht mehr wie ein Kind aus. Sie schätzte ihn auf zwölf oder dreizehn.
"Was für einen?"
"Ach, ich weiß nicht so genau ... Deshalb wollte ich ja dichter an ihn herankommen." Regan lächelte wieder.
"Haben Sie nicht gehört, dass jemand nach Ihnen gerufen hat?"
"Nein." Sie bemühte sich, möglichst unschuldig auszusehen.
"Weißt du, wer nach mir gerufen hat?" fragte sie. Vielleicht konnte sie so etwas über Adam erfahren.
Der Junge sah sie gelassen an. "Groß oder klein?"
"Wie bitte?"
"Der Vogel, den Sie gesehen haben - war er groß oder klein?"
"Groß", sagte Regan bestimmt.
"Welche Farbe hatte er?"
"Braun, würde ich sagen."
"Hell oder dunkel?"
"Beides", log sie verzweifelt. "Er sah irgendwie gefleckt aus."
"Flog er, oder saß er auf einem Ast?"
"Erst flog er, und dann setzte er sich auf einen Ast", erwiderte sie ungeduldig.
"Welche Farbe hatten seine Beine?"
Regan sah den Jungen ungläubig an. "Wer bist du, James Bond?" fragte sie scherzhaft.
"Meinen Sie den Vogelkundler oder den Spion, der nach ihm benannt wurde?" fragte der Junge. Ihr wurde klar, dass sie sich von seinem kindlichen Äußeren hatte täuschen lassen.
Sie hatte nur eine sarkastische Bemerkung mache n wollen und war davon ausgegangen, dass der Junge sie nicht verstehen würde. Statt dessen hatte er sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Er wusste genau, dass sie nur eine Ausrede erfunden hatte, denn er hatte sie geschickt dazu gebracht, sich um Kopf
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