Eine gewagte Affaere
und Kragen zu reden.
Regan verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich bin erstaunt, dass du weißt, nach wem Ian Fleming seinen Helden benannt hat."
Der Junge trat von einem Fuß auf den anderen. "Ich lese eben viel."
"Das habe ich in deinem Alter auch getan. Aber Ian Fleming durfte ich nicht lesen", sagte sie.
"Wie alt bin ich denn Ihrer Meinung nach?"
"Spielen wir wieder Rätselraten?" Sie seufzte über die Hartnäckigkeit des Jungen. "Vierzehn", schätzte sie dann großzügig, um seinem männliche Ego zu schmeiche ln.
"Fünfzehn", korrigierte er finster.
"Nun, jedenfalls stimmt es, was ich gesagt habe", versuchte sie ihn abzulenken. "Meine Mutter glaubte, die Bibel sei das einzige lesenswerte Buch. Alles andere war bei uns streng verboten."
Der Junge blickte sie schockiert an. "Durften Sie denn keine Romane lesen?"
Regan zuckte die Schultern. "Zu Hause nicht. Aber ich hatte einige in meinem Spind in der Schule versteckt."
"Aber das ist Zensur! Sie hätten Ihrer Mutter sagen sollen, dass sie nicht einfach Ihre Bürgerrechte einschränken darf!" rief er entrüstet und erwies sich damit als Kind seiner Zeit. "Ich darf lesen, was ich will."
"Da hast du Glück. Deine Mutter ist sicher sehr tolerant, stimmt's?"
"Keine Ahnung. Cläre lebt in Amerika. Meine Eltern haben sich kurz nach meiner Geburt scheiden lassen, und ich bin bei Dad geblieben."
"Das tut mir Leid."
"Warum?"
Die Frage überraschte Regan. "Nun, weil deine Mutter nicht bei dir war, als du klein warst", erklärte sie vorsichtig.
"Glauben Sie denn nicht, dass Väter ihre Kinder ebenso gut allein erziehen können wie Mütter?"
Regan seufzte. Dieser Teenager wäre ihr in einer Debatte jederzeit überlegen gewesen. Er schien Fragen am liebsten mit Gegenfragen zu beantworten.
"Ich muss jetzt gehen", sagte sie.
"Das Haus liegt in dieser Richtung." Der Junge nahm eine Hand aus der Tasche und deutete über seine linke Schulter.
"Danke." Sie zögerte.
"Wenn Sie sich hinter dem großen Farnstrauch rechts halten, kommen Sie vorn bei den Rosenbeeten an", fügte er hinzu.
Regan sah ihn prüfend an, doch der Junge erwiderte ihren Blick gelassen. Wenn er bereit war, ihr zu helfen, konnte er unmöglich mit Adam unter einer Decke stecken.
"Vielen Dank. Bye..."
"Wir sehen uns", antwortete er ruhig.
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. "Wirklich?"
"Vermutlich." Er zuckte die Schultern. "Ich bin Ryan."
Regan sagte sich, dass sie die Prüfung wohl bestanden haben musste, wenn er ihr plötzlich seinen Namen sagte, den er bislang so beharrlich verschwiegen hatte. "Ich heiße Regan und bin hier, um Mrs. Harriman bei den Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Enkelin zu helfen."
Abgesehen davon, dass seine Augen aufblitzten, zeigte der Junge keinerlei Reaktion. Sie winkte ihm zu und ging.
Fünf Minuten später begrüßte sie Hazel Harriman im vorderen Salon der Villa und entschuldigte sich für ihre schmutzigen Hände.
"Du siehst aus, als hätte man dich durchs Gebüsch geschleift"
sagte Sir Frank, als Regan erklärte, sie sei über eine Baumwurzel gestolpert.
"Diese Taktlosigkeit ist wieder einmal typisch für dich, Frank", bemerkte die große, schlanke, elegant gekleidete Frau, die auf dem antiken Sofa saß. Ihr verbundener Fuß ruhte auf einem Hocker, und sie trug den linken Arm bis zum Ellenbogen in Gips. Eine Krücke lehnte an der Sofalehne, und ein Brautmagazin lag auf den niedrigen Couchtisch aus Mahagoni.
Hazel Harriman lächelte Regan freundlich an. Sie hatte bemerkt, wie sehr sie sich schämte.
"Beachten Sie ihn gar nicht, meine Liebe. Ich habe den Garten so anlegen lassen, damit die Leute ihn nicht nur ansehen, sondern auf Entdeckungstour gehen. Möchten Sie sich nicht setzen? Mrs. Beatson wird Ihnen eine Tasse Tee oder eine kalte Erfrischung bringen."
"Tee, bitte", sagte Sir Frank. "Und Scones mit Schlagsahne und deiner selbstgemachten Kiwimarmelade."
Seine Schwägerin bedachte ihn mit einem strengen Blick.
"Du bekommst ohnehin nur Tee und trockene Kekse von Alice", erwiderte sie bestimmt. "Dein Arzt hat ihr deinen Diätplan geschickt."
"Ich glaube, mein Rock ist auch schmutzig", sagte Regan. Sie wollte es vermeiden, Flecken auf den eleganten hellen Sesseln zu hinterlassen. Außerdem erwartete sie, dass Adam jeden Augenblick das Zimmer betreten und sie als billiges Flittchen entlarven würde. "Ich sollte mich vielleicht vorher umziehen."
"Natürlich. Sicher möchten Sie nach der langen Fahrt auch duschen. Alice wird Ihnen
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