Eine gewagte Affaere
nachdachte.
"Sie starb an Brustkrebs, als ich zwei Jahre alt war. Ich erinnere mich kaum noch an sie. Dad heiratete Sara drei Jahre später. Vorsicht!"
Regan war über eine vorstehende Kante auf der Gangway gestolpert. "Ich bin eigentlich gar nicht für eine Segeltour angezogen", bemerkte sie mit einem Blick auf ihre hochhackigen Sandaletten. Auch das taillierte dunkelblaue Kostüm passte besser in ein Büro als auf eine Yacht. Sie hoffte, sie würde sich unter den anderen Gästen in lässiger Freizeitkleidung nicht fehl am Platz fühlen.
"Du kannst dich an Bord umziehen", versicherte ihr Joshua.
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Wir haben rutschfeste Schuhe in etlichen Größen und finden bestimmt ein Paar, das dir passt."
Er wirkte so entspannt und freundlich, dass es sie nur noch mehr irritierte. Was war geschehen, seit er im Büro aufgetaucht war und sie förmlich hinausgezerrt hatte?
Ein schlanker, grauhaariger Mann in weißen Shorts und einem kurzärmeligen weißen Hemd stand an der Gangway und hielt eine weiße Kapitänsmütze unter dem Arm.
"Willkommen an Bord, Sir und Madam!"
"Schon gut, Grey, die Dame ist keine Kundin. Sie müssen sie nicht beeindrucken."
Der Mann entspannte sich sichtlich und setzte sich lächelnd die Mütze auf. "Schade, ich hatte einen so zackigen Gruß eingeübt."
"Das ist Regan. In kleinen Booten wird sie seekrank", sagte Joshua zynisch.
"Dann werden Sie auf der Sara Wade keine Probleme haben", versicherte Grey Regan stolz.
"Grey ist der Kapitän der Yacht, seit sie gebaut wurde", erklärte Joshua. "Sie können jederzeit ablegen, Grey. Wir gehen zunächst zum Achterdeck, aber vielleicht zeige ich Regan später die Brücke."
"Aye, aye, Sir!" Grey tippte sich an die Mütze.
"Ich führe dich jetzt erst einmal herum, damit du dich zurechtfindest", sagte Joshua, öffnete die Kabinentür und warf sein Jackett über einen Stuhl.
Sie befanden sich im Salon, der mit Mahagoni getäfelt und mit hellen Polstermöbeln eingerichtet war. Am Tisch des angrenzenden Esszimmers hätten mühelos zwanzig Gäste Platz gefunden, und die Kombüse war besser ausgestattet als einige Restaurantküchen, die Regan gesehen hatte.
Es gab vier geräumige Schlafkabinen mit Bad und ein weiteres großes Badezimmer, in dem sich die Sauna befand. Die luxuriöse Ausstattung der Yacht beeindruckte Regan, obwohl Joshuas Nähe sie ablenkte und sehr nervös machte.
Der Kabinenboden vibrierte leicht, als der Schiffsmotor ansprang. "Wir haben die Yacht von einem amerikanischen Millionär gekauft, der in Geldnot geraten war. Eigentlich ist sie Firmeneigentum. Wir unternehmen Ausflüge mit Kunden oder vermieten sie an Geschäftsleute, die nicht in einem Hotel wohnen wollen."
Regan folgte Joshua zurück an Deck. Sie vermutete, dass es das gesamte Jahreseinkommen eines durchschnittlichen Neuseeländers kosten würde, die Yacht für eine Woche zu chartern.
Die Sara Wade hatte inzwischen abgelegt. Vom Achterdeck aus blickte Regan auf den Yachthafen, der allmählich aus ihrem Blickfeld verschwand. Plötzlich fiel ihr etwas ein. "Wo sind eigentlich die anderen?"
"Welche anderen?" Joshua lehnte sich an die Reling und setzte sich eine Sonnenbrille auf.
"Du sagtest, wir würden eine Bootstour unternehmen."
"Das tun wir doch. Grey musste einige Änderungen am Navigationssystem vornehmen und wollte eine kurze Probefahrt machen."
"Aber ich nahm an, dass Carolyn ..." Regan verstummte, als Joshua sie ironisch anlächelte.
"Ich habe dir schon erklärt, wie gefährlich es sein kann, einfach Mutmaßungen über mich anzustellen."
"Du hast mich absichtlich in dem Glauben gelassen, es würden noch andere Gäste an Bord sein", warf sie ihm vor.
"Du hast in letzter Zeit einen so gestressten Eindruck gemacht, dass ich dachte, die Abwechslung würde dir gut tun."
Da er der Hauptgrund für ihren Stress war, hielt sie das für sehr unwahrscheinlich. "Und wenn ich nun umkehren möchte?"
"Wir können aber nicht mehr zurück." Joshua kreuzte lässig die Beine und ließ einen Ellenbogen auf der Reling ruhen.
"Worüber hast du dich vorhin mit Ryan unterhalten?"
Regan zögerte. Sie sah zwar seine Augen nicht, aber seine Züge drückten Wachsamkeit und Misstrauen aus. Sie tat so, als würde sie die anderen Boote beobachten, um sich von Joshua abwenden zu können.
Die war ihre Chance, das Richtige zu tun und Ryan durch ein Geständnis vor Schwierigkeiten zu bewahren. Sie würde auf seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn
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