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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Krankenwagen?!« brüllte Wegener. »Wann kommt dieser Scheißkrankenwagen endlich?!«
    Kommissar Runckel blickte in die Apotheke, wollte sich verabschieden, erkannte die Situation sofort, drückte die Tür wieder zu und schnauzte den Uniformierten an, der in die Apotheke wollte, um noch einmal wegen der Beamtenbeleidigung mit Wegener zu sprechen. Dann fuhren die Autos der Mordkommission ab und machten dem Krankenwagen Platz, der quietschend vor der Haustür bremste.
    Die Krankenträger wußten schon Bescheid, der nachbarliche Nachrichtendienst funktionierte besser als ein Fernschreiber: Der allseits beliebte Apotheker Lohmann erschossen, seine Tochter, die Frau Wegener, hat einen Schock. Und das im achten Monat! Wenn das bloß gutgeht …
    Sie legten Irmi auf die Trage, schnallten sie nicht erst fest, weil sich das für die kurze Strecke nicht lohnte, außerdem fuhren Hellmuth und der Hausarzt mit, sie hockten sich auf die Klappsitze neben der Trage.
    »Hätten Sie das erwartet, Kollege?« sagte der Arzt wieder. »So unheimlich tapfer – und plötzlich das!«
    Im Krankenhaus war der Notarztdienst in bester Form – nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
    Zwei Ärzte nahmen Irmgard in Empfang, sie wurde auf ein Rollbett gehoben und im Eiltempo davongefahren. Eine große schalldichte Tür schloß sich hinter ihr. Wegener kam es vor, als werde er heute zum zweiten Mal Zeuge, wie ein Mensch für immer verschwindet. Einmal in einem polizeilichen Zinksarg- dann auf einem Rollbett des Städtischen Krankenhauses … Für immer?
    Eine Schwester kam zu ihm, versuchte ein tröstendes Lächeln und sagte mit sanfter Stimme: »Kommen Sie bitte mit? Wir müssen die Personalien aufnehmen.«
    »Ist das so wichtig?« fragte er und starrte auf die Tür, hinter der jetzt über Irmis Schicksal entschieden wurde.
    »Aber ja!« Die Schwester lächelte immer noch. »Wegen der Krankenkasse. Und wegen der Kartei, dem Krankenblatt. Und wenn was passiert.«
    »Wegen der Kartei. Natürlich, natürlich! Und wenn … wenn was passiert. Natürlich …« Er wischte sich über das Gesicht und merkte erst jetzt, wie stark seine Hand zitterte und daß er patschnaß war vom Schweiß. Der Hausarzt unterhielt sich vor der Milchglasscheibentür angeregt mit einem älteren Arzt, der forschen Schrittes aus einem Seitengang gekommen war und anscheinend eine Stufe höher in der Hierarchie stand als die Ärzte, die Irmi weggebracht hatten.
    »Meine Frau ist Privatpatient«, sagte Wegener heiser zu der Schwester.
    »Der Herr Professor ist schon da.« Die Schwester wies diskret auf den neu hinzugekommenen Arzt. »Sie brauchen gar keine Angst zu haben, Herr …«
    »Wegener. Hellmuth Wegener«, stotterte er.
    »Herr Wegener. So etwas kommt bei uns laufend vor. Frühgeburten. Machen Sie sich gar keine Sorgen! Können wir jetzt die Personalien …«
    Wegener nickte, ging mit der Schwester in einen Büroraum und machte die verlangten Angaben. Name und Vorname des Patienten, wann und wo geboren, verheiratet (auch das muß man fragen; nicht jede, die ein Kind bekommt, ist verheiratet), wo wohnhaft, wer ist der Kostenträger, es ist üblich, daß ein Vorschuß von D-Mark …
    Wegener antwortete und nickte, nickte und antwortete und wartete zitternd, daß jemand hereinkäme und zu ihm sagte: »Ihrer Frau geht es gut! Ihre Frau ist wohlauf! Ich, ein Arzt, schwöre Ihnen, daß es Ihrer Frau gutgeht …« Mein Gott, warum kommt denn keiner? Warum lassen sie mich hier herumsitzen und kümmern sich nicht um mich?! Es ist doch meine Frau! Selbstverständlich ist das alles für die Ärzte eine Routinesache, und Tag für Tag und vielleicht auch in den Nächten sitzen hier die Männer herum und warten und fragen dämlich und benehmen sich wie die Verrückten, nur weil ein paar Meter weiter ihre Frauen in den Wehen liegen und auf ein Stück Verbandsmull beißen, um nicht zu laut zu schreien. Und schuld ist man daran auch noch, denn hätte man vor neun Monaten nicht … Aber wer denkt denn in solchen glücklichen Minuten an so etwas, wer überlegt sich denn, daß die kleinen Schreie der Lust zum großen Schrei des Gebärschmerzes werden können? Wer denkt denn daran als Mann?!
    »Es ist bei ihr aber erst der achte Monat!« sagte Wegener zu der Schwester, die ihre Karteikarte fertig ausgefüllt hatte.
    »Wir hatten schon Geburten im sechsten Monat hier und haben sie durchgekriegt. Der Herr Professor schafft das schon.« Sie lächelte Wegener wieder bewußt vertraut und

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