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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Tür, bevor Wegener ihr zu Hilfe eilen konnte, und stampfte auf das Bett zu. »Sie sind der Vater, nehme ich an, nicht wahr? Ich bin Frau Else Viernisch, die Hebamme. Kommen Sie näher und sehen Sie sich Ihr Produkt an! Aber nicht zu nah! Riechen Sie nach Alkohol?«
    »Ich habe keinen Tropfen getrunken. Ich habe hier die ganze Nacht gewartet und …«
    »Auch keinen Kaffee getrunken?«
    »Nein. Noch nicht.«
    »Kommt gleich.« Frau Viernisch drückte die Tuchrolle an sich. »Ihre Frau darf noch nichts trinken, nur riechen darf sie! Aber Sie bekommen Ihren Kaffee. Haben Sie richtigen Bohnenkaffee?«
    »Zu Hause, natürlich. Hier leider nicht.«
    »Bringen Sie morgen eine Dose Gemahlenen mit. Hier gibt's immer noch Muckefuck, auch auf der Privatstation! Wie soll einer mit Muckefuck auf die Beine kommen, sage ich! Und so ein Täßchen Kaffee …«
    »Ich bringe Ihnen morgen zwei Pfund mit, Frau Viernisch.« Wegener starrte auf das Bündel. Es zuckte darin. Unser Kind! Unser Peter. Wie sieht er aus? Hat er Irmis blaue Augen? Ihren schön geschwungenen Mund? Ihre blonden Haare? Oder sieht er mir ähnlich? Das möchte ich ihm nicht wünschen. Mein Gott, laß ihn aussehen wie Irmi!
    »Und jetzt das Kerlchen!« Hebamme Viernisch klappte ein Tuch weg. Das Köpfchen kam zum Vorschein … ein runder Kopf mit blonden Haaren, wie Federflaum so weich und durchsichtig. Darunter die Augen, etwas zusammengekniffen wegen der plötzlichen Helligkeit. Die Nase, gekräuselt, etwas platt. Der Mund, zusammengepreßt, ein Schlitz nur. Hellmuth Wegener atmete tief durch. Sein Herz pochte, Blei war in seinen Beinen, als er näherkam und sich zu dem Kind hinunterbeugte. Unter dem runden Kinn lagen die Händchen, zu Fäusten geballt. Winzige rosa Fingernägel. Eine Haut wie zartgetöntes Porzellan.
    Seine Mundwinkel zuckten, er konnte es nicht verhindern.
    »48,3 cm lang –«, sagte Frau Viernisch laut. »Und 3.752 Gramm schwer! Na, ist das nicht eine Meisterleistung? Nicht von Ihnen, Herr Doktor! Von Ihrer kleinen Frau! Was Sie dazugetan haben, ist keine Kunst!«
    Sie wickelte das Kind aus, legte es neben Irmi auf das Bett und steckte die Hände in die Kitteltaschen.
    Welcher Augenblick ist vergleichbar mit dieser Sekunde, in der eine Mutter zum erstenmal ihr Kind sieht? Es gibt nichts Heiligeres auf der Welt, nichts Gottgesegneteres. Der erste Blick zwischen Mutter und Kind – das ist die Entscheidung für ein ganzes Leben.
    »Mein Kleiner«, sagte Irmi zärtlich. Sie legte ganz vorsichtig den Arm um das Kind und zog es noch näher an sich. Kopf an Kopf lagen sie jetzt, die Fäustchen lösten sich auf, die Händchen streckten sich, der verkniffene Mund öffnete sich, und die Augen wurden ganz groß, als verstünde das winzige Menschlein diese Stimme. Mit unendlicher Zärtlichkeit spitzte Irmi die Lippen und küßte ihr Kind auf die Wange. Dann sah sie Wegener an. Es war ein Blick, der wie aus dem Himmel kam.
    »Ist er nicht süß?« flüsterte sie. »Guck dir das an! Er versteht mich schon, er lächelt …«
    »Er hat Hunger!« sagte Frau Viernisch, für Wegeners Begriffe viel zu laut in dieser feierlichen Minute. »Er riecht die Milch! Wollen mal sehen, ob genug da ist.«
    Sie schob die Bettdecke herunter, öffnete Irmis Hemd, holte ihre linke Brust hervor, tastete sie mit sachkundigem Griff ab, nickte und sah dann zu Wegener hinüber.
    »Ich glaube, da kommt noch was. Schon morgen! Ein Kaiserschnitt hemmt manchmal. Aber bei dieser Brust müßte das wirklich reichen.« Sie griff zu dem Mullbehälter, tauchte einen Tupfer in lauwarmes Wasser, wusch schnell die Brustwarze und hob dann das Kind auf Irmis andere Seite. Sie drückte den kleinen Kopf gegen die Brust und legte ihre Hand unter Irmis Busen. »Nun such schon, fauler Strick, such!« sagte sie fröhlich. »Nachher kannste nicht genug haben.« Sie schob das kleine, herumtastende Mündchen an die Brustwarze, legte das Kind in Irmis Armbeuge zurecht und wartete. Als die winzigen Lippen sich plötzlich festsaugten, zuckte Irmi zusammen und sah Hellmuth mit glänzenden Augen an.
    »Er trinkt …«, flüsterte sie. »Hellmuth, er trinkt!«
    »Na ja, das hätten wir.« Frau Viernisch setzte sich breitbeinig auf einen Stuhl und starrte auf die Tür. Sie wartete auf den Kaffee. »Das ist auch für mich immer ein schöner Moment, wenn die Kleinen merken, wofür eine Mutterbrust da ist! Für Sie als Mediziner, Herr Doktor, ist das ja alltäglich.«
    »Ich bin jetzt kein Mediziner, ich bin

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