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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mütterliche Brust.
    Bei der Kriminalpolizei erwartete ihn Kommissar Runckel. Er saß hinter einem alten Schreibtisch, auf dem sich die Akten stapelten, rauchte einen Zigarillo und trank aus einer Thermosflasche Kaffee. Bohnenkaffee, wie der Duft verriet. Daneben lag auf einem Pergamentpapier die Hälfte eines zusammengeklappten Brotes.
    »Schinken!« sagte Runckel gemütlich. »Seitdem wir für ein Pfund Schinken dreihundert Kilometer auf Hamstertour fahren mußten, kann ich mich – jetzt, wo er frei zu haben ist – dumm und dusselig essen! Das gibt sich, bestimmt. Aber im Augenblick macht mich der Duft von geräuchertem Schinken geradezu erotisch!«
    Er zeigte mit dem Zigarillo auf einen Stuhl, und Wegener setzte sich. Er starrte auf ein Bild, das hinter Runckel an der weißgetünchten Wand hing. Ein dicker Holzrahmen, darin Bismarck in großer Pose und mit silberglänzender Brünne. Runckel nickte weise.
    »Dagegen haben die Besatzungsbehörden nichts. Bismarck ist erlaubt. Warum, weiß ich nicht. Aber drehen Sie das Bild mal rum. Dahinter klebt noch der Adolf! Ich habe das den Engländern vorgeführt, sie haben sich vor Lachen fast in die Hosen gepinkelt. Bin gespannt, wer demnächst im Bilderrahmen erscheinen darf. Ich tippe auf unseren Adenauer. Oder Schumacher. Einer ist immer da, der Amtsräume schmückt und Obrigkeit symbolisiert. Zigarre?«
    »Danke, nein!« Wegener klemmte die Hände zwischen die Knie.
    »Tasse Kaffee?«
    »Auch nicht.«
    »Wie geht's Ihrer Frau?«
    »Wir haben heute nacht einen Sohn bekommen …«
    »Gratuliere! Einen Jungen! Und Sie sind noch nüchtern?! Kommen Sie, ich habe einen im Keller …« Runckel bückte sich, öffnete eine Schreibtischschublade und holte eine Flasche Korn hervor. »Gläser gibt's nicht. Trinken wir aus der Flasche!« Er hielt sie Wegener hin. Dieser nahm einen kleinen Schluck, das Zeug brannte ekelhaft, aber er verzog keine Miene. Dann trank Runckel kräftig und schloß die Flasche wieder weg.
    »Ihr Schwiegervater«, sagte er endlich. »Tja, der Fall ist klar, aber nicht abgeschlossen. Tötung durch einen Schuß aus einer Pistole, 7,65 mm. Wertlose Spuren, weil in Ihrem Neubau zuviel andere herumgelatscht sind. Motiv ist klar: Der Kerl – oder die Kerle – wollten bei Ihnen klauen. Neubauten sind geradezu wie Honig für einen Bären. Was da alles herumliegt! Früher wurde das alles getauscht – heute, wo's fast alles wieder gibt, klaut man es eben. Das ist einfacher. Und man knallt den nieder, der das nicht dulden will. Man hat ja töten gelernt. Ist darauf gedrillt worden! Vereinfachtes Denken: Mensch ist Mensch. Ob Russe, Ami oder Franzose – du kannst töten! Vor gar nicht langer Zeit hat man dir dafür sogar Orden verliehen! So ist das, Herr Wegener.« Runckel klopfte auf den Aktenberg. »Alles unaufgeklärte Fälle! Apotheker Lohmann liegt als dritter von oben … in der Nacht hat's nämlich noch zwei Tote gegeben, später, gegen Morgen, in Köln-Ehrenfeld. In einem Buntmetallager. Eine Sauzeit, Herr Wegener.«
    »Kann ich meinen Schwiegervater wiederhaben?« fragte Wegener.
    Runckel fabrizierte einen faden Witz. »Wieso?« fragte er. »Habe ich ihn geklaut?!«
    Er lachte sehr laut und goß sich neuen Kaffee in den Becher der Thermosflasche.
    »Die Staatsanwaltschaft …«, sagte Wegener heiser.
    »Aber natürlich! Die Obduktion ist beendet, der Bericht des gerichtsmedizinischen Institutes liegt vor. Übrigens, Ihr Schwiegervater hatte eine leichte Fettleber, ja ja, die Apotheker, auch in ganz miesen Zeiten leben sie gut, denn Medikamente braucht ja jeder. Gegen eine Freigabe der Leiche liegen keine Bedenken vor. Sie können Herrn Lohmann abholen lassen. Die Staatsanwaltschaft hat ihn freigegeben. Das Abholen muß aber ein Beerdigungsinstitut machen. Sie können ihn nicht auf den Rücksitz nehmen.«
    »Sie sind sehr witzig!« Wegener stand auf. »Wann?«
    »Wann immer Sie wollen. Regeln Sie in Ruhe alle Formalitäten. Ihr Schwiegervater liegt ja auf Eis. Nur eins noch, Herr Wegener …« Runckel wurde sichtlich ernst. »Wenn Sie nicht der nächste sein wollen, der bei uns auf dem Seziertisch liegt, dann überhören Sie künftig, wenn nachts auf Ihrem Neubau etwas raschelt oder klappert oder scheppert. Oder ist ein Heizkörper ein Menschenleben wert?«
    »Ist das die neue Gesetzesmoral?«
    »Es ist das Halleluja auf unsere Ohnmacht, Herr Wegener. Vielleicht wird's einmal besser, vielleicht auch noch schlechter, wer weiß es?! Im Moment ist es so, daß

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