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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bad. Er blieb vor dem Bett stehen, setzte sich dann auf das geschnitzte, vergoldete Fußteil und wartete. Seine Müdigkeit war groß, er starrte auf das aufgeschlagene Bett und hatte ein unwiderstehliches Verlangen, sich hinzulegen. Er sah sich in der großen Spiegelwand und musterte sich im Schein der venezianischen Kronleuchter.
    Du hast breite Schultern bekommen, dachte er. Und einen Bauch! Wenn du da auf dem Fußteil des Bettes sitzt, quillt er über den Gürtel, und man sieht, daß der Hosenbund zu eng ist, weil du zu eitel bist, um dir einzugestehen, daß du wieder zugenommen hast und dir zwei, drei Zentimeter in der Taille zugewachsen sind! Da nimmst du es lieber auf dich, daß die Hose im Bund verdammt kneift, daß der Bauch überhängt, das Hemd spannt und der Hosenstoff um Hintern und Hüften verflucht eng ist. Einhundertundneunzig Pfund! Du bist schon ein Brocken! Aber bloß nicht zugeben, daß du zu dick bist! Mensch, sieh dich doch an, du Trottel. Wie du dasitzt! Und welche Figuren von Männern umschwärmen Irmi! Dagegen bist du ein Kloß, ein Elefant, ein brummelnder, tapsiger, dicker Tanzbär! Und trotzdem liebt sie dich! Begreifst du das, du Dickwanst?! Und du gehst auch noch allein ins Bett, läßt sie unten bei ihrer Fernsehshow! Hättest du müder Bock nicht auch noch zehn Minuten neben ihr aushalten können? Dein Bett! Dein herrliches Bett! Dein Buch neben dem Bett auf dem Nachtkasten. Das köstliche Gefühl des Einschlafens, des Weggleitens: das hast du gewählt, nicht Irmi, und selten, nur noch höchst selten ihren jugendlichen, weichen und straffen Körper mit den herrlichen Brüsten!
    Er zog sich aus, setzte sich völlig nackt wieder auf das Fußteil und betrachtete sich abermals im Spiegel.
    Welch ein Bauch! Wäre ich eine Frau – ich liefe weg vor diesem Ungetüm! Wo ist die Ästhetik geblieben?! Da sitzt du auf dem Bett wie ein riesiges rosa Urschwein und bist ein reicher, berühmter Knülch und denkst immer noch, du seiest auch ein attraktiver Mann! Mensch, sieh dich nur richtig an! Über jeden anderen, der so aussieht, würdest du sagen: Bei dem sollten sie mal die Luft ablassen.
    Du legst dich hin und schläfst. Und tust das im heiligen Vertrauen, daß Irmi dich liebt, immer lieben wird, und wenn dein Bauch zum Fesselballon wird!
    Er wußte nicht, wie lange er so vor der Spiegelwand auf dem Bett saß und sich selbst beschimpfte. Plötzlich stand Irmi im Schlafzimmer und sah ihn verwundert an. Nicht, weil er nackt war, sondern weil er saß. Seine dicke Nacktheit gehörte zu ihrem Leben.
    »Du bist noch auf?« fragte sie.
    »Wie du siehst.«
    »Warum schläfst du nicht, Schatz?«
    »Ist deine Show zu Ende?«
    »Ja. Die haben zum Schluß einen himmlischen Charleston getanzt!«
    »So? Welche Freude!« Er blieb auf dem Bett hocken, sah zu, wie Irmi sich auszog, blieb auch noch hocken, als sie sich duschte, und erhob sich erst, als sie, das Badetuch um ihren nackten Körper geschlungen, zurück ins Schlafzimmer kam.
    Wortlos riß er ihr das Tuch weg und umfaßte ihre Brüste.
    »Bist du verrückt?« sagte sie, ehrlich verblüfft.
    »Ja!«
    »Hellmuth –«
    Er drängte sie zum Bett, sie fiel auf die Matratze und er über sie. Instinktiv umklammerte sie ihn mit ihren langen schlanken Beinen.
    »Hellmuth!« sagte sie fast böse. »Laß den Unsinn!«
    »Was ist Unsinn?!«
    »Du bist doch so müde. Und morgen die Konferenzen …«
    »Bin ich ein fettes Untier?!« sagte er heiser.
    »Aber Liebling …«
    »Wenn ich es nicht bin, dann liebe mich! Komm! Liebe mich wie früher! Ich kann es noch, ich habe es nicht verlernt, ich werde es dir beweisen, ich halte durch, ich … ich nehme es noch mit jedem auf. Mit jedem!«
    »Was ist bloß mit dir los?!« Sie bewegte sich unter ihm, sie wollte weg, aber er drückte sie in das Bett, und unter seinem Bauch wegzugleiten war allein technisch nicht möglich. »Was redest du für einen Blödsinn! Paß auf dein Herz auf …«
    »Mein Herz bist du!« brüllte er. »Du bist alles, alles! Irmi, was ist aus uns geworden?! Mit Seide, Mohair, Schmuck und Pelzen behängte Puppen! Irmi – das muß anders, ganz anders werden! Nicht: ›Ich komme in zehn Minuten nach.‹ Und wenn du kommst, schnarche ich schon! Ist das noch Liebe?«
    »Aber Hellmuth. Ich liebe dich doch! Was hast du denn plötzlich? Du weißt doch, wie ich dich liebe!«
    »Diese einhundertundneunzig Pfund!«
    »Es sind doch einhundertundneunzig Pfund von dir! Das allein ist wichtig!«
    Er küßte sie,

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