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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie schlang ihre Beine fester um ihn, er drang in sie ein, und es war doch nicht so wie früher, der Bauch war überall im Weg! Sie stöhnte leise, grub die Fingernägel in seinen fetten Nacken und erwiderte seinen Rhythmus, der ihm den Atem nahm. Ein einziges Mal wagte er es, in die große Spiegelwand zu blicken und ihre Liebe zu betrachten, was sie früher so lustvoll getan hatten. Er sah sich auf ihr liegen, sein mächtiges Gesäß wölbte sich hoch, seine gewaltigen Hinterbacken zuckten auf und nieder, es war ein Bild, das ihn wie mit Keulen traf.
    Er stöhnte qualvoll, vergrub sein Gesicht zwischen Irmis wundervollen Brüsten und hatte große Lust loszuweinen.
    Ich zerschlage den Spiegel, dachte er. Ich zerschlage ihn! Diese Wahrheit ist ja tödlich! Da reitet ein widerlicher fetter Faun auf einer zauberhaften Nymphe!
    Er begann wirklich zu schluchzen, wälzte sich von Irmi herunter, lag auf dem Rücken und schlug beide Hände vor sein Gesicht.
    »Es geht nicht mehr«, stammelte er. »Es ist furchtbar: Es geht nicht mehr!«
    »Auch wenn du die Absicht haben solltest, dich drücken zu wollen«, sagte Dr. Schwangler am nächsten Morgen, bevor die Aufsichtsratssitzung der Euromedica begann. »Du mußt nach Rom! Ich kann nicht, – ich muß nach Stockholm. Dort haben sie ein phantastisches Ding entwickelt, das ich mir ansehen muß und dessen Lizenz wir erwerben werden: ein Präservativ mit Himbeergeschmack!«
    »Verlaß sofort mein Zimmer!« schrie Wegener. »Ich bin heute nicht in der Stimmung, deine Sauereien anzuhören!«
    »Es ist keine, sondern eine Tatsache«, sagte Schwangler ungerührt. »Aber gut, schweigen wir davon. Ich muß also nach Stockholm. Die anderen Direktoren schwirren auch in der Welt herum, nur du bist noch frei. Außerdem könnte dir ein bißchen schwitzen nichts schaden!«
    »Im September!«
    »In Rom sind zur Zeit neununddreißig Grad. In den Puffs verlangen sie Sonderprämien … Nein! Ich gehe nicht aus dem Zimmer! Du bist der einzige Mann, mit dem Betrucci verhandeln kann, ohne gleich feuchte Augen zu bekommen; du bist nicht sein Typ. Und du weißt, was von dem Romgeschäft abhängt!«
    »Ich kenne Rom gar nicht!« antwortete Wegener steif.
    »René Seifenhaar wird's dir zeigen. Und außerdem sollst du keine Bildungsreise in die Antike machen, sondern den Vertrag vorbereiten. Die juristischen Dinge gebe ich dir unterschriftsreif mit! Du sollst nur Betrucci bei guter Laune halten, mit ihm essen gehen, saufen und wieder drei Pfund zunehmen! Das ist doch dein Metier.« – »Ich weiß nicht, warum ich dich nicht rausschmeiße!« sagte Wegener heiser. »Ich werde in allerkürzester Zeit verschwinden. Für sechs oder acht Wochen. In eine Klinik! Und dort werde ich abnehmen. Radikal! Ich kann mich selbst nicht mehr sehen!«
    »Erst Rom! Was dann auf deinem Plan steht, ist mir wurscht! Hat sich Irmi beschwert?«
    »Wenn du nicht sofort gehst«, sagte Wegener ganz leise, »ersteche ich dich mit der Papierschere. Bei Gott, ich tue es!«
    Dr. Schwangler starrte seinen Freund an. Er begriff plötzlich, daß das kein Witz mehr war. Das war verzweifelter Ernst. Er nickte, drehte sich um und verließ das Chefbüro. Draußen ließ er hörbar Luft ab und stellte sich ans Fenster. Von hier aus, von der zehnten Etage, hatte man einen Blick bis nach Köln hinein. Die Domtürme stachen durch einen milchig-hellen Tag.
    Irgendwo hat es ihn jetzt gepackt, dachte Schwangler. Was ist passiert und wo? Im Bett? Ist ihm die Luft weggeblieben? Auf jeden Fall sitzt in ihm eine Verzweiflung, die man nicht mit dummen Reden bagatellisieren sollte. Vielleicht wird ihn Rom ablenken … für ein paar Tage wenigstens.
    Dr. Schwangler ging hinüber in sein Büro, rief René Seifenhaar in Rom an und sprach mit ihm eine Viertelstunde lang. Dann legte er zufrieden den Hörer zurück. Ich habe schon oft in die Speichen des Schicksals eingegriffen, dachte er. Ich habe Hellmuth so oft, ohne daß er es merkte, durch kritische Situationen gepaukt. Auch das hier wird mir gelingen. Er wäre der erste Mann, der unter südlicher Sonne nicht seine Jugendlichkeit wiederentdecken würde.
    René Seifenhaar war am Flugplatz, als Wegener landete. Vor dem Lufthafengebäude wartete ein Maserati mit roten Lederpolstern (ein Geschenk Betruccis an René). Hinter dem Lenkrad saß eine Frau in einem kurzen weißen Kleid, das bis zum Ansatz des Oberschenkels geschlitzt war. Um die langen schwarzen Haare hatte sie ein goldenes Tuch gebunden, und als

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