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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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so fesselt, daß man lieber in seinen Fesseln verschmachten wollte, als auf die Nähe dieser Frau zu verzichten.
    »Ich kenne keine Angst!« sagte er ruhig.
    »Nie?«
    »Nie, Gräfin.«
    »Elietta klingt schöner.«
    »Es paßt zu Ihnen wie eine rote Rose in Ihrem Haar.«
    »Sieh an, Sie können ja Komplimente machen, Hellmuth …«
    »Es war nur ein lyrischer Einfall, Elietta.«
    »Rege ich Sie zur Poesie an?«
    Sie lachte wieder ihre perlende Koloratur, drehte den Zündschlüssel und ließ den Maserati aus der Parkreihe heraus auf die Straße schießen. Wegener hielt den Atem an. Nicht nur, weil sie so verwegen fuhr, sondern auch, weil er sich fragte: Was ist mit dir los?! Wie sprichst du plötzlich?! Eine rote Rose im Haar … So was hast du zeit deines Lebens nicht von dir gegeben!
    Er beobachtete Elietta Dagliatti, wie sie den schnellen Wagen sicher durch den geradezu wahnwitzigen römischen Verkehr steuerte. Ihre schlanken Beine waren nackt bis zu den Oberschenkeln, und er fragte sich, ob ein paar Zentimeter höher wirklich der Hauch eines Schlüpfers unter dem Kleid war oder ob sie nichts darunter trug. Die Vorstellung erregte ihn maßlos – zum erstenmal seit Jahren wieder, er biß sich auf die Unterlippe und schaute ostentativ zur anderen Seite. Aber ihre Nähe war da, ihre Ausstrahlung, der Duft aus dem Urwald, er meinte sogar, trotz der Fahrgeräusche, das Wehen ihrer langen schwarzen Haare zu hören, dieses leichte Rauschen wie Wind, nächtlicher Wind in einem Palmenhain … Verrückt, dachte er. Total verrückt! Wind in einem Palmenhain, Rosen im Haar … du bist plötzlich selber zu einer Kitschfigur geworden, zu einer monströsen, einhundertundneunzig Pfund schweren Kitschfigur, über die sich die Gräfin Elietta nur lustig macht! Denk an den Spiegel in deinem Schlafzimmer, an deinen weißlichen Bauch, an dein Zusammenfallen in dem Augenblick, als du Irmi wieder bei dir hattest und ihr geben wolltest, was ein Mann geben kann. Das ist die Wahrheit, nicht Rosen im Haar! Du Narr! Du Trottel! Du Clown!
    »Sie sind so schweigsam, Hellmuth?!« sagte sie plötzlich.
    »Ich genieße«, antwortete er kurz.
    »Rom oder mich?«
    »Beides gehört zusammen.«
    »Das war kein Kompliment. Rom, soweit es schön ist, ist Altertum. Bin ich antik?«
    »Elietta, Sie beschämen mich.«
    »Nein! Sie schulden mir aber für diese Entgleisung einen Abend!«
    »Sie haben recht. Bestimmen Sie über mich!«
    »Heute abend um 21 Uhr? Ich hole Sie vom Hotel ab, und wir bummeln über die Via Veneto. Irgendwo essen wir dann – nicht in einem Luxusschuppen, sondern ganz intim in einem Eckchen, wo es nach Wein, Knoblauch, Paprika und Tomaten riecht.«
    Sie legte beim Fahren die rechte Hand auf seinen Oberschenkel und lenkte mit der linken. Es durchfuhr ihn heiß vom Schenkel bis unter die Kopfhaut, als sie ihn so berührte … unverbindlich und doch vertraut, harmlos und doch voller explosiver Erotik. Er atmete tief durch und sah sie an. Ihr Blick traf ihn aus den Augenwinkeln. Schwarze Augen mit goldenen Punkten darin. Pantheraugen.
    »Wir sind gleich da«, sagte sie schnell, als sie bemerkte, daß er nach Worten suchte. »Noch drei Straßen, dann sind wir vor dem Excelsior. Also, um 21 Uhr?«
    »Ich werde die Zeit vor mir hersagen wie ein unbegabter Schauspieler, der seinen Text memoriert.«
    »Sie sind nicht unbegabt, Hellmuth.«
    »Um beim Theater zu bleiben: Ich bin der dicke Drache auf der Bühne. Das dumme Ungeheuer, das nur Feuer spuckt und sich töten läßt.«
    »Ich kenne ein Märchen«, sagte Elietta Dagliatti, »in dem es auch einen mächtigen Drachen gab. Alle hatten Angst vor ihm, er beherrschte das ganze Land. Da kam ein kleines Mädchen, das gar keine Angst hatte, küßte den Drachen auf das Feuermaul – und plötzlich verwandelte er sich in einen schönen Prinzen.«
    »Das Mädchen war eine Gräfin?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Ich weiß es nicht. Es ist lange her, daß ich das Märchen gehört habe. Ich kenne die Einzelheiten nicht mehr, nur den Inhalt, in groben Zügen.«
    »Manchmal kommt es auf Einzelheiten an, Elietta!«
    »Das stimmt. Ich werde versuchen, mich zu erinnern, wie es gewesen ist, im Märchen …«
    Sie hielten vor dem Hotel. Elietta blieb sitzen, er küßte wieder ihre Hand. Ihr lachender roter, wie aufgebrochener Mund, ihre goldglitzernden Augen, ihr Körper unter dem dünnen Kleid auf den roten Lederpolstern, ihre nackten Beine, unbedeckt bis zu den Oberschenkeln, die bloßen Füße an

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