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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Autopedalen, ihr Parfüm … Er mußte flüchten.
    Schnell stieg er aus, winkte noch einmal und rannte durch die Drehtür in die Hotelhalle. An der Rezeption wartete schon René Seifenhaar mit den Koffern.
    »Du verdammter Satan!« sagte Wegener zu ihm.
    Seifenhaar hielt ihm den Zimmerschlüssel hin, ohne eine Miene zu verziehen. Ein schöner Jüngling, den Wegeners Probleme kalt ließen.
    »Sie haben die Suite Nummer 15, Herr Wegener.«
    »Eine ganze Suite? Seid ihr verrückt?«
    »Ein Schlafzimmer mit französischem Bett, ein Wohnzimmer, ein Salon mit Bar, ein Schreibkabinett …«
    »Ich will schlafen, aber nicht residieren, René!«
    »Sie müssen Besuche empfangen.« Seifenhaar war die Ruhe selbst. »Es werden viele einflußreiche Leute zu Ihnen kommen. In Rom ist es so, daß die Umgebung immer einen Rückschluß auf den Gastgeber zuläßt. Wände aus Kristall bedeuten auch einen kristallenen Herrn.«
    »Das ist doch hochprozentiger Quatsch!«
    »Das ist die neue Gesellschaft, Herr Wegener.«
    »Und das nach einem solchen Krieg!«
    »Der Krieg ist seit zwanzig Jahren vorbei. Er ist Historie geworden, weiter nichts. In dieser Gesellschaft will niemand daran erinnert werden! Man will nur leben, aus dem vollen!«
    »Dann werde ich pausenlos von meinen Kriegserlebnissen erzählen!« sagte Wegener in grober Opposition. Seifenhaar nickte ungerührt.
    »Man wird Ihnen fasziniert zuhören. Ob eine neue Liebschaft des Grafen Laparollo oder die Schlacht bei Smolensk – für diese Gesellschaft ist das ein und dasselbe … Unterhaltung.«
    »Das kann ja lustig werden!« Wegener nahm den Schlüssel für die Suite Nummer 15 in Empfang. »Wer dolmetscht? Ich kann fünf Worte Italienisch.«
    »Die Gräfin Dagliatti.«
    »Ach! Immer?«
    »Ja.« Seifenhaar blickte stur in die Gegend. »Sie wird immer um Sie sein.«
    »Danke.«
    Wegener wandte sich ab, ging zum Lift und fuhr hinauf in die Beletage Nummer 15. Die Suite überraschte ihn nicht, er hatte sich so etwas gedacht. Prunk wie für einen Renaissancefürsten, überladen, erdrückend, aber in seiner Art faszinierend. Nur eins störte ihn maßlos: der große Spiegel vor dem Bett.
    Er sah sich wieder darin, dieses Mal angezogen, die Fülle von einem guten Schneider kaschiert. Aber später, wenn der Stoff fällt, wird diese fürchterliche fette Nacktheit wieder den Komplex heraufbeschwören, der ihn versagen läßt …
    »Ich fresse nach Rom nichts mehr!« schrie er sein Spiegelbild an. »Vierzig Pfund müssen runter. Hörst du: vierzig Pfund!«
    Er rannte ins Badezimmer, ließ Wasser in die Wanne laufen und hatte schon jetzt Angst vor dem Abend. Elietta Dagliatti … Er würde sich so zurückhaltend und steif wie möglich benehmen und allen gefährlichen Gesprächen ausweichen. Vor allem den Definitionen von Gefühlen, anscheinend Eliettas Lieblingsthema!
    Pünktlich um 21 Uhr stand sie unten in der Halle in einem Kleid … Wegener verschlug es den Atem. Ihre Brüste, kleiner und spitzer als die von Irmi, lagen fast frei in Spitzenschalen. Und in das lange schwarze Haar hatte sie tatsächlich rote Rosen geflochten.
    »Wie sehe ich aus?« fragte sie, als er sie begrüßte. »Sie haben auf der Fahrt wenig gesagt, aber was Sie gesagt haben, war zum Nachdenken. Gefalle ich Ihnen jetzt?«
    Sein Vorsatz, ein sturer Bauer zu sein, ein deutscher, tumber Tor, schmolz dahin. »Ich bin kein Dichter, mir fehlen wirklich die Worte«, sagte er und nahm ihre Hand. Er spürte, wie sie mit leichtem Druck antwortete, wie sie sich ihm gleichsam schon mit den Fingerspitzen hingab. »Wenn ich jetzt schweige, bedeutet das mehr als tausend Worte!«
    »Danke, Hellmuth. Fahren wir?«
    Beim Hinausgehen streifte sein Blick noch einmal sein Spiegelbild. Ein stattlicher Mann im weißen Smoking. Man muß den Schneider loben! Du bist immer noch ein Mann, der auf Frauen wirkt, sagte er zu sich. Verdammt noch mal, dein Bauch, ja, dein runder Hintern, dein Doppelkinn, das alles sind Schönheitsfehler, da wirft dich jeder halbwegs gut gebaute Jüngling aus dem Rennen. Aber ist ein ebenmäßiger Körper alles? Hat ein Mann nicht mehr zu bieten als seine Muskeln?!
    Elietta, schon an der Drehtür, wandte sich um.
    »Wo bleiben Sie, Hellmuth?«
    »Ich bin eitel, Elietta!« sagte er und betrat mit ihr die Straße. »Ich habe mich noch einmal im Spiegel besehen.«
    »Und waren unzufrieden mit sich?«
    »Wieso?« Er hielt den Atem an.
    »Stimmt es?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich kann in Ihren schönen, treuen

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