Eine Hand voll Asche
Fall nichts mit ihnen zu tun hat. Hat er?«
»Nein«, sagte ich. »Es geht um eine Firma im Nordwesten von Georgia – das Trinity-Krematorium.«
»Ach, die .«
»Warum sagen Sie das so?«
»Nun, dahin schicken die Bestattungsunternehmen ihre einzuäschernden Toten, wenn sie entweder ein paar Dollar oder ein bisschen Zeit sparen wollen.«
»Wie viel sind ›ein paar‹ Dollar?«
»Nicht allzu viele – rund hundert pro Kremation. Wir haben im Jahr mit ungefähr sechzig Einäscherungen zu tun, also würden wir an die sechstausend Dollar sparen, wenn wir wechselten. Wenn man allerdings den Hol- und Bringdienst von Trinity mit einrechnet, ist die Ersparnis größer.«
»Wie das?«
»Wir müssen die Leichen raus zum East-Tennessee-Krematorium bringen und die Asche wieder abholen, entweder am Ende des Tages oder irgendwann am nächsten Tag. Das macht rund hundertzwanzig Hin- und Rückfahrten. Von hier aus sind es nur vierundzwanzig Kilometer, also ist das kein großes Problem, aber es kann kompliziert werden, besonders wenn wir uns gleichzeitig um mehrere Beerdigungen kümmern müssen. Trinity holt die Leichen ab und bringt die Kremate wieder, das kann eine ziemliche Zeitersparnis bedeuten. Sie haben ganz schön hartnäckig um uns geworben, und wir haben darüber nachgedacht, zu ihnen zu wechseln, aber am Ende haben wir uns entschieden, beim East-Tennessee-Krematorium zu bleiben.«
»Weil?«
»Ich kenne die Leute seit zwanzig Jahren. Sie leisten gute Arbeit, sie halten ihre Einrichtung makellos sauber, und sie sind äußerst professionell.«
»Anders als diese Firma in Georgia?«
Er lachte. »Jetzt klingen Sie wie ein Anwalt, der einen im Gerichtssaal aus dem Konzept bringen will. Sie sind viel zu oft ins Kreuzverhör genommen worden. Schauen Sie, ich weiß nichts Schlechtes über die Firma zu sagen. Aber ich weiß auch nichts Gutes über sie zu berichten. Ich möchte nicht die Geschäftsbeziehungen zu Leuten abbrechen, die ich kenne und respektiere, nur um hier oder da mal hundert Dollar zu sparen.«
»Sehr anständig«, sagte ich. »Im Augenblick habe ich keine weiteren Fragen. Oh, außer vielleicht den Namen und die Telefonnummer desjenigen, den ich in dem Krematorium drüben in Alcoa anrufen könnte?«
»East-Tennessee-Krematorium.« Die Frau, die ans Telefon kam, klang ein wenig außer Puste, als hätte sie zum Telefon laufen müssen.
»Spreche ich mit Helen Taylor?«
»Ja. Kann ich Ihnen helfen?«
Ich stellte mich vor und setzte zu einer komplizierten Erklärung an, warum ich anrief.
»Norm Witherspoon hat mir gesagt, dass Sie wahrscheinlich anrufen«, sagte sie, sobald ich ihr die Gelegenheit dazu gab. »Ich habe vor einigen Jahren Ihren Vortrag vor dem Bundesverband der Bestatter gehört. Da haben Sie Bilder gezeigt, wie eine Leiche verwest, wenn eine Einbalsamierung nicht sachgerecht durchgeführt wurde. Sie sind hier jederzeit herzlich willkommen.«
Ich war mir nicht sicher, ob sie mich trotz meiner Kritik so herzlich willkommen hieß oder wegen ihr. Wie auch immer, ich nahm die Einladung rasch an. »Wann würde es Ihnen denn passen?«
»Da richte ich mich ganz nach Ihnen. Ich bin von Montag bis Freitag hier, von acht bis fünf. Wir haben heute noch drei Kremationen; ich werde also, egal wann Sie kommen, jemanden reintun, rausholen oder zerkleinern.«
»Klingt, als bekäme man bei Ihnen noch was für sein Geld«, sagte ich. »Kein Wunder, dass Sie so außer Atem waren, als Sie ans Telefon kamen.«
»Viele Pausen gibt es nicht, das ist mal sicher«, sagte sie. »Ich bin gleich mit einem fertig und wollte mit dem nächsten nach dem Mittagessen anfangen.«
Ich schaute auf die Uhr; ich hatte gerade an meinem Schreibtisch ein Sandwich gegessen, aber ich aß immer recht früh. Es war noch nicht ganz halb zwölf.
»Wäre es in Ordnung, wenn ich, sagen wir, in gut einer Stunde käme?«
»Ich freue mich auf Sie.« Sie erklärte mir den Weg, und ich sah noch die Post vom Vormittag durch und machte mich dann auf den Weg. Die Post hatte mich auf eine Idee gebracht, also schaute ich kurz bei Peggy rein. Ich hatte Glück, sie war nicht da. Wenn sie gewusst hätte, was ich damit vorhatte, hätte sie mir wahrscheinlich nicht erlaubt, ihre Briefwaage auszuleihen.
7
Vom Stadion nahm ich den Neyland Drive flussabwärts am Institut für Tiermedizin vorbei und unter der Brücke des Alcoa Highway hindurch. Die Brückenpfeiler waren im Abstand von dreißig Zentimetern mit horizontalen Linien versehen,
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