Eine Hand voll Asche
Tests ich durchführen konnte, um exakt zu bestimmen, was sich neben oder statt Burts Tante Jean in dieser Urne befand.
Das Telefon klingelte. »Dr. B.?«
»Ja, Peggy?«
»Sie haben nicht zufällig meine Briefwaage gesehen, oder?«
Verdammt – sie stand auf der Ecke meiner Schreibtischplatte, wo ich sie hingestellt und prompt vergessen hatte, sobald ich mein Büro betreten hatte.
»Ich muss Kate Spreadley ein Exemplar ihrer Dissertation runter nach Pensacola schicken, und ich finde die Waage nicht, um das Päckchen zu wiegen.«
»Ich schaue mich mal um, ob ich sie irgendwo entdecke«, sagte ich.
»Soll ich eine für Sie besorgen, Dr. B., wenn ich nächstes Mal Büromaterial einkaufe?«
»Wofür sollte ich denn eine Briefwaage brauchen, Peggy?«
»Weiß der Himmel«, sagte sie. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es gar nicht wissen will.«
Ich legte auf und machte mir im Geiste eine Notiz, auf dem Weg zu ihrem Büro auf der Herrentoilette vorbeizugehen. Mit etwas Glück besaß der elektrische Händetrockner genug Elan, um die Schicht menschlichen Staubs aus dem Krematorium von der Briefwaage zu pusten.
Ich wünschte, er könnte auch die Schichten aus Grauen und Angst vertreiben, die sich seit Garland Hamiltons Flucht auf mein Herz herabgesenkt hatten.
9
Das Telefon klingelte, und ich griff danach in der Hoffnung, es wäre Art – oder ein Reporter, oder sonst irgendwer –, der anrief, um mir zu erzählen, dass sie Hamilton geschnappt hatten.
Doch es war Robert Roper, der Staatsanwalt von Knox County, der sich nach Mary Latham erkundigen wollte. »Sind Sie ganz sicher, dass sie bereits tot war, als das Auto in Brand geriet?« Robert war ein langjähriger Kollege und Freund; ich hatte in den vergangenen zehn Jahren in einem Dutzend oder mehr Mordfällen für ihn ausgesagt, und ich respektierte seine Gründlichkeit und seine Professionalität.
Ich wusste auch zu würdigen, dass Robert sich und seine Leute wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen hatte, als man mich damals des Mordes an Jess Carter angeklagt hatte.
»Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass sie noch gelebt hat«, sagte ich. »Es sei denn, sie wäre herumgelaufen wie jemand aus Die Nacht der lebenden Toten , von dem dicke Fleischbrocken abfallen und der von Fliegen und Maden nur so umschwirrt wird.«
»Vielen Dank für die anschauliche Antwort«, sagte er. »Ich wollte gerade zum Mittagessen gehen. Vielleicht setze ich mich stattdessen noch einmal an meine Zeugenaussagen.«
»Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, könnte es nicht schaden, wenn Sie das eine oder andere Mittagessen ausfallen lassen«, parierte ich. »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, hatten sie gut zehn Kilo zugenommen.«
»Sie sollten ein Buch schreiben«, sagte er. »Dr. Brocktons radikale Ekeldiät. Es könnte die nächste South Beach Diät werden. Vielleicht werden Sie sogar zu Oprah eingeladen.«
»Dann sage ich Oprah auf jeden Fall, dass Sie mich dazu inspiriert haben.«
»Toll. Und jetzt zurück zu Mary Latham. Können Sie sagen, ob sie im Auto verweste oder woanders?«
»Wohl nicht«, meinte ich. »Normalerweise findet sich am Ort der Verwesung ein großer, schmieriger Fleck, doch das Wageninnere ist wahrscheinlich zu verbrannt, um das zu sagen. Vielleicht bitten Sie die Spurensicherung, noch einmal rauszufahren und sich Haus und Hof genauer anzusehen – sämtliche Stellen, wo sie ein paar Tage gelegen haben könnte, bevor ihr Mann oder wer auch immer sie ins Auto gesetzt hat.«
»Was ist mit der Gefriertruhe im Keller?«
»Unwahrscheinlich, obwohl es vielleicht eine gute Idee gewesen wäre, aber wenn er sie tiefgefroren hätte, wäre sie nicht verwest.« Ich überlegte einen Augenblick. »Es wäre allerdings eine ziemliche Sauerei gewesen, sie ins Auto zu schaffen, sobald die Leiche einmal angefangen hat sich zu zersetzen. Teile fallen ab, Flüssigkeiten tropfen heraus. Es ist nicht leicht, und es ist alles andere als vergnüglich. Wenn man natürlich erst einmal so weit ist, seine Frau umzubringen, steht Vergnügliches wahrscheinlich nicht unbedingt ganz oben auf der aktuellen Prioritätenliste. Also, ich vermute, dass sie schon im Auto war. Ich gehe jede Wette ein, dass er sie direkt nach dem Mord auf den Beifahrersitz gesetzt hat, das Auto raus aufs Feld gefahren hat und sie, solange sie noch frisch war, rüber auf den Fahrersitz gezerrt hat. Obwohl er natürlich das Risiko eingegangen ist, dass jemand sie findet.«
»Die Gefahr
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