Eine Hand voll Asche
ist gering«, sagte Robert. »Das Feld liegt ziemlich abgeschieden.«
»Sind Sie sicher, dass es der Ehemann war?«
»Ziemlich sicher«, sagte er. »Die letzten drei Tage vor dem Brand des Wagens will sie außer dem Ehemann niemand gesehen oder mit ihr gesprochen haben.«
»Klingt logisch«, sagte ich, »schließlich war sie tot.«
»Es gibt jedoch noch ein großes Problem, ehe wir Anklage erheben können«, sagte Roper.
»Und das wäre?«
»Sein Alibi«, sagte er. »Stuart Latham war in Las Vegas, als der Wagen brannte. Der Ermittlungsbeamte hat ihn auf dem Handy erreicht, und Latham hat von einem Festnetzanschluss im Bellagio Hotel zurückgerufen.«
»Aber war er schon in Las Vegas, als sie umgebracht wurde? Wenn sie seit Tagen tot war, was spielt es da für eine Rolle, wo er war, als das Auto tatsächlich Feuer fing?«
»Weil«, sagte er, »ein guter Verteidiger damit bei den Geschworenen Zweifel säen und sie auf die Idee bringen wird, jemand anders hätte sie umgebracht.«
»Und wer?«, fragte ich. »Ein Einbrecher? Jemand, der es eigentlich auf eine Stereoanlage abgesehen hatte oder einen Videorekorder? Warum um alles in der Welt sollte ein Fremder sie erst umbringen, einige Tage warten und sie dann raus auf eine Wiese in der Nähe der I-40 fahren, um die Beweise zu verbrennen? Bei mir sät das kaum irgendwelche Zweifel.«
»Sie sind kein Geschworener«, sagte er, »Sie sind Wissenschaftler.«
»Und überhaupt«, beharrte ich, »hat ihr Ehemann nicht behauptet, sie wäre noch am Leben gewesen, als er an dem Morgen ins Flugzeug stieg? Die Verwesung und die Insekten beweisen, dass er lügt, wenn er nur den Mund aufmacht.«
»Sie wissen das, und ich weiß das, aber wir müssen zwölf andere Menschen davon überzeugen«, sagte er.
»Was hat man neben den verbrannten Knochen noch im Wagen gefunden?«
»Nicht viel«, sagte er. »Ein paar Zigarettenkippen auf dem Boden unter dem Fahrerfenster, als hätte sie eine Weile dort gesessen und geraucht, bevor das Gras Feuer fing. Der Mann behauptet, das hätte sie gerne gemacht. Sagt, er hätte sie immer wieder gewarnt, sie soll keine Zigarettenstummel ins Gras werfen. Autofahrer auf der I-640 haben den Rauch gesehen und die Polizei darüber informiert, wahrscheinlich innerhalb von zehn Minuten, nachdem das Feuer ausgebrochen war. Sagt der Brandermittler.«
»Irgendwelche Spuren einer Zeitschaltuhr?«, fragte ich. »Ein Zündmechanismus, etwas, was er so eingerichtet haben konnte, das es zündete, sobald er weit weg in Vegas war?«
»Die Spurensicherung hat nichts dergleichen gefunden«, sagte er. »Einer von denen ist gerade aus dem Irak zurückgekommen, und er hat keine Anzeichen für ein USBV gefunden.«
»Was ist ein USBV?«
»Eine unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung. Irakische Rebellen benutzen so etwas als Sprengbomben am Straßenrand. Manchmal werden sie durch ein Handy ausgelöst. Aber man muss einiges über Elektronik wissen oder Erfahrung als Terrorist haben, um so etwas zusammenzuschustern, und Stuart Latham leitet eine Avis-Mietwagen-Filiale.«
»Nun, entweder hat er sie umgebracht oder nicht«, sagte ich entnervt. »Wenn er es war, hatte er entweder einen Komplizen oder nicht. Und wenn er keinen Komplizen hatte, muss sich entweder am Auto oder draußen am Tatort irgendetwas finden lassen, was uns einen Hinweis darauf gibt, wie er das Auto vom Bellagio aus in Brand gesetzt hat.«
»Wären Sie bereit, einen Blick darauf zu werfen? Auf das Auto und auf das Anwesen?«
»Ich bin nicht bei der Spurensicherung«, erinnerte ich ihn.
»Aber Sie sind gut in Taphonomie«, sagte Roper. Ich war beeindruckt, dass sich der Staatsanwalt an den Begriff erinnerte. In der Archäologie bezeichnet der Begriff Taphonomie die Lehre von der Entstehung von Fossilien. Forensische Anthropologen benutzen ihn in einem allgemeineren Sinne, um die Anordnung und die Beziehungen zwischen Leichen, Knochen und anderen – natürlichen oder von Menschen produzierten – Beweisen zu beschreiben, die ein Licht auf einen Mord oder seinen zeitlichen Ablauf werfen könnten: Poststempel auf Briefen, eine mehrere Wochen alte, auf den Sportseiten aufgeschlagene Zeitung, Milch oder Fleisch, das mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen ist, selbst ein einjähriger Schößling oder ein Wespennest in einem Brustkorb oder einer Augenhöhle – all das kann als taphonomischer Beweis in Betracht gezogen werden, wann ein Mord begangen wurde.
»Ich würde sehr gerne einen Blick
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