Eine Hand voll Asche
auf die Taphonomie werfen«, sagte ich. »Wird mir guttun, aus dem Büro rauszukommen.«
»Der Wagen steht auf dem Abschleppplatz der Polizei Knoxville«, sagte er. »Wann wollen Sie ihn sehen?«
»Wie wäre es frühmorgens?«, sagte ich, »wenn es nur zweiunddreißig Grad sind?«
»Ich bitte meinen Ermittler Darren Cash, sich mit Ihnen am Abschleppplatz zu treffen. Nur damit Sie Bescheid wissen, wir bereiten uns darauf vor, eine Grand Jury zu bitten, Stuart Latham wegen schweren Mordes anzuklagen auf Grundlage der Insektenlarve, die Sie im Schädel gefunden haben. Aber zuerst besorgen wir uns einen Durchsuchungsbeschluss, um uns die Farm noch einmal gründlich anzusehen. Wenn Sie im Auto noch irgendetwas finden, könnte das helfen, unseren Antrag auf einen Durchsuchungsbeschluss zu untermauern.«
»Ich schaue, was ich tun kann«, sagte ich, »aber machen Sie sich lieber nicht allzu viele Hoffnungen. Wann soll ich mich mit Cash treffen?«
»Wie wäre es mit neun Uhr?«
»Klingt spät und heiß«, sagte ich. »Wie wäre es mit acht?«
»Dann bitte ich Darren, sich um acht mit Ihnen zu treffen.«
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn Art Bohanan mitkommt? Er hatte keine Zeit, als die Kriminaltechnik sich den Wagen angesehen hat.«
»Ich freue mich immer, wenn Art einen Blick auf eine Sache wirft.«
Um 7 Uhr 55 bogen Art und ich am nächsten Morgen auf den Weg ein, der zum Abschleppplatz der Polizei von Knoxville führte. Das Gelände lag an einer Sackgasse im Osten von Knoxville, an der I-40 direkt gegenüber vom Zoo. Irgendetwas an diesem Nebeneinander fand ich witzig – Hunderte von gefangenen Tieren auf der südlichen Seite der Interstate und Hunderte von sichergestellten Fahrzeugen auf der nördlichen Seite. Als wir das Ende der Sackgasse erreichten, stellte ich mir eine Massenflucht aus dem Zoo vor; Tiere, die sich unter der Autobahn durchbuddelten und dann in gestohlenen Pkws und Pick-ups davonsausten – Schimpansen und Gorillas fuhren die Fluchtfahrzeuge, Nilpferde und Elefanten kauerten auf der Ladefläche der größten Lkws. Ich zeigte auf ein Auto, ein rotes BMW-Kabrio mit heruntergeklapptem Verdeck. »Glaubst du, eine Giraffe würde auf den Rücksitz dieses BMWs passen?«, fragte ich Art.
Der warf mir einen Blick zu, schaute wieder zu dem Auto hinüber und starrte mich an, als wäre ich selbst irgendeine zoologische Spezies. Er hob langsam die Augenbrauen und schüttelte dann den Kopf, einen Ausdrucks tiefen Mitleids im Gesicht. »Wir müssen uns unbedingt um professionelle Hilfe für dich kümmern«, sagte er.
»Komm schon«, sagte ich, »so weit hergeholt ist das doch gar nicht. Primaten haben opponierbare Daumen – sie könnten die Zündung kurzschließen.«
»Professionelle Hilfe«, sagte er noch einmal. »Es ist wirklich schlimm, wenn man den Verstand verliert.«
Der Abschleppplatz – im Grunde waren es vier schmale Plätze – war ungefähr vierhundert Meter lang, auf der einen Seite begrenzt von der Interstate, auf der anderen von Eisenbahngleisen. Auf dem ersten Platz, einem nicht eingezäunten, gekiesten Platz von etwa fünfzig mal fünfzig Metern, standen Fahrzeuge, die, wie ein Schild verkündete, am 1. September versteigert werden würden. Dies waren nicht abgeholte oder dem Besitzer irgendwie verlustig gegangene Pkws und Pick-ups sowie mehrere Pferdeanhänger, die mich besonders faszinierten. Ich hätte auf der Body Farm bestimmt Verwendung für einen billigen Pferdeanhänger , dachte ich.
Beim zweiten Platz handelte es sich um eine eingezäunte asphaltierte Fläche, ebenfalls fünfzig Meter tief – die Tiefe wurde von den Eisenbahngleisen an der Rückseite bestimmt –, aber rund hundert Meter lang.
Die Fahrzeuge hier waren aus den verschiedensten Gründen abgeschleppt worden: Hydranten waren blockiert worden, in Parkuhren war wochenlang nichts nachgeworfen worden, Schrottautos waren am Rand der Interstate abgestellt worden, unbezahlte Strafzettel hatten sich zu Tausenden von Dollar summiert. Viele Fahrzeuge hatten offene Fenster, und mehrere, wie der rote BMW, waren Kabrios, die den Elementen ausgesetzt waren. »Für die Kabrios ist es gut, dass wir mitten in einer Dürre stecken«, sagte ich.
Art zuckte teilnahmslos die Achseln. »Wenn beim Abschleppen das Verdeck offen und die Fenster runtergekurbelt sind, können wir nichts machen. Wir haben ja keine Schlüssel.«
In einer Ecke des Platzes bemerkte ich eine Videokamera auf einem Pfosten. »Hattet ihr Einbrüche hier
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