Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
weitere Woche bezahlt. Diesmal mit Kreditkarte.« Ich spürte, wie sich die feinen Härchen an Armen und Hals aufstellten. »Es ist Hamilton. Oder ein Typ, auf den seine Beschreibung passt und der seine Kreditkarte gestohlen hat. Die Kriminalpolizei hat einen Anruf von der Bank bekommen, und Steve Morgan hat sich darum gekümmert. Morgan ist überzeugt, dass er es ist.«
    »Er muss doch gewusst haben, dass die Kreditkarte überprüft wird«, erwiderte ich. »Warum sollte er das Risiko eingehen, sie zu benutzen?«
    »Das habe ich Morgan auch gefragt«, sagte O’Conner. »Wir sind das immer wieder durchgegangen, aber Steve hat mich schließlich überzeugt. Erstens hat Hamilton inzwischen wahrscheinlich kein Bargeld mehr. Zweitens ist der Laden noch weit im finsteren Mittelalter, technisch gesehen – sie benutzen noch diese altmodischen mechanischen Dinger, mit denen man einen Abdruck von der Karte macht, den man dann per Brieftaube an MasterCard schickt. Abgesehen davon, wer sollte es sonst sein? Wer sollte Hamiltons Kreditkarte benutzen und Hamiltons Gesicht tragen?«
    Meine Hände zitterten. Und meine Knie.
    »Bill? Geht es Ihnen gut?«
    »Bloß ein bisschen nervös«, sagte ich. »Und jetzt?« Ich schaute auf die Uhr an der Wand. Es war acht Uhr fünfzehn, und draußen verblasste das Licht.
    »Wir haben die schwere Artillerie hinzugerufen. Ein SWAT-Team geht nach Einbruch der Dunkelheit in Position, und der Zugriff erfolgt dann bei Sonnenaufgang.«
    »Und was ist, wenn er sie bemerkt und abhaut?«
    »Der Leiter des SWAT-Teams war mit mir bei den Army Rangers. Zu Übungszwecken hat er sich an die Kerle in der Truppe rangeschlichen. Man wusste, dass er einem auflauern würde, aber man wusste nie, wann – bis man die flache Seite seines Messers an der Kehle gespürt hat. Wenn seine Leute nur halb so gut sind wie er, werden nicht mal die Eulen und Kojoten mitkriegen, dass sie da sind.«
    »Aber Sie warten bis morgen früh?«
    »Das ist sicherer. Neben dem SWAT-Team sind Hubschrauber, eine Hundestaffel, Bundespolizeieinheiten und sämtliche Waschbärjäger in ganz Cooke County im Einsatz, die ich bis dahin noch zu Deputys ernennen kann. Wir fallen über ihn her wie der Zorn Gottes.«
    Ich spürte, wie mir die Kehle eng wurde, mein Herz schneller klopfte und mein Atem in raschen Stößen ging. »Sind Sie sich sicher, dass Sie ihn kriegen, Jim?«
    »Ich wusste nicht, wie irgendjemand, außer dem Teufel höchstpersönlich, sich aus dieser Schlinge rauswinden sollte.«
    Ein Zittern überlief mich. »Verdammt, Jim, ich wünschte, das hätten Sie nicht gesagt.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir kriegen ihn.«
    »Seien Sie vorsichtig. Rufen Sie mich an, wenn Sie ihn haben.«
    Ich musste mich mit aller Macht beherrschen, nicht in meinen Pick-up zu springen und nach Cooke County zu fahren, sobald ich aufgelegt hatte, doch ich wusste, ich wäre dort nur im Weg und könnte die ganze Operation sogar gefährden. Also ging ich eine Weile in der Küche auf und ab und um den Tisch und die Kücheninsel herum. Alle paar Runden fuhr ich mit der Gabel durch die erstarrte Lasagne. Dann ging ich nach draußen und spazierte eine Weile durch Sequoyah Hills, suchte mir den Weg hinunter zum Fluss. Die Dunkelheit brach herein, doch der Park am Flussufer war noch belebt. Ein junges Paar, dessen Augen besser an das Zwielicht gewöhnt waren als meine, warf eine Frisbeescheibe hin und her. Ein Haufen Hunde – freundlichere Geschöpfe als die, die Art und mich in Georgia aus dem Wald gejagt hatten – tobte über die Wiese und purzelte gelegentlich zu einer flauschigen Pyramide aus Fell übereinander. Ein Jogger lief vorbei, hob eine Hand in stummem Gruß, wie ein athletischer Priester, der mir einen verschwitzten Segen zuteilwerden ließ. »Frieden«, schien die Geste zu sagen, doch Frieden war für mich vollkommen außer Reichweite.
    Als ich eine Meile am Fluss entlanggewandert war, war es so dunkel, dass ich meine Füße nicht mehr erkennen konnte, deshalb schlug ich, als ich zum Parkplatz am Indian Mound kam, den Weg zum Cherokee Boulevard ein. Auf dem Mittelstreifen des Boulevards verlief eine Aschenbahn. Pfosten zeigten dort in regelmäßigen Abständen die Entfernung vom einen Ende der Straße unten am Fluss bis zu der Ampel oben am Kingston Pike an. Unmittelbar hinter dem Pfosten, der die zweieinhalb Kilometer zum Fluss markierte, verbreiterte sich der Mittelstreifen um einen großen Springbrunnen herum, umgeben von einem Grasstreifen

Weitere Kostenlose Bücher