Eine Hand voll Asche
zerbrechlich, und der Druck aus einem Wasserschlauch kann sie überall verteilen oder in Stücke hauen. Nasse Asche kann, sobald sie trocknet, ziemlich hart verbacken – wie Beton. Tun Sie, was Sie tun müssen, um die Gefahr einzudämmen, aber je weniger Wasser die Knochen abkriegen, umso besser.«
Er entschuldigte sich, und ich hörte, wie er die Anweisungen per Funkgerät weitergab.
»Machen Sie sich wegen mir keine Sorgen, Jim. Sobald ich mal da bin und mir die Knochen ansehe, ist es wie bei jedem anderen Fall.«
Er stellte meine Aussage nicht infrage, obwohl ich spürte, dass er nicht ganz überzeugt war. Schließlich sagte er: »Okay, kommen Sie rauf. Vergessen Sie aber nicht, dass es keine Schande ist, um Hilfe zu bitten.«
»Okay, abgemacht«, sagte ich. »Lassen Sie die Knochen da, wo sie sind. Verändern Sie nichts am Brandort, es sei denn, jemand ist in Gefahr.«
»Wir fassen nichts an«, sagte O’Conner. Dann erklärte er mir, wie ich nach Fish Creek kam, und beendete das Gespräch. Sobald er aufgelegt hatte, wählte ich Mirandas Pager an und tippte meine Privatnummer ein. Es kam mir vor, als dauerte es Stunden, bis mein Telefon klingelte, obwohl die Digitaluhr auf dem Nachttisch anzeigte, dass nur eine Minute verstrichen war.
»Hey«, sagte Miranda verschlafen, »geht es Ihnen gut?« Diese Frage schienen mir in letzter Zeit viele Menschen zu stellen.
»Ja, mir geht’s gut. Garland Hamilton ist womöglich tot. Sie haben seine Spur bis zu einer Hütte in Cooke County verfolgt, und kurz bevor sie ihn schnappen wollten, ist die Hütte in die Luft geflogen und abgebrannt. Sie haben einen verkohlten Schädel gefunden.«
»Heilige Handgranate, Batman«, sagte sie. »Glauben Sie, er hat gewusst, dass das Spiel aus ist, und hat beschlossen, mit Pomp und Gloria unterzugehen?«
»Ich wünschte, es wäre so. Aber mir scheint es nicht sein Stil zu sein. Er war immer so selbstgefällig und überlegen, wissen Sie?«
Sie dachte darüber nach. »Das stimmt«, sagte sie. »Selbst als er sich geirrt hat, war er überzeugt, er wäre im Recht.
Schwer vorzustellen, dass er am Ende sein Scheitern eingesteht. Aber vielleicht war es kein Selbstmord. Vielleicht war es ein Unfall.«
»Was für ein Unfall führt zu einer gewaltigen Explosion?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Vielleicht hat er versucht, eine Bombe zu basteln, und sie ist zu früh losgegangen.«
»Könnte möglich sein. Fahren wir rauf und schauen, was wir in Erfahrung bringen können. Soll ich Sie zu Hause abholen?«
»Nein, ist schon gut … Das liegt nicht auf Ihrem Weg. Wir treffen uns auf dem Campus. Ich parke unten beim Knochenlabor und hoffe, dass wir zurück sind, bevor ich ein Knöllchen bekomme oder abgeschleppt werde.«
»Okay. In einer halben Stunde?«
»In einer halben Stunde.«
Dreißig Minuten später bog ich auf die schmale geteerte Zufahrt, die zum Fuß des Stadions führte. Als ich eine der Säulen umrundete, die die Tribünen an der südlichen Endzone stützten, sah ich die Bremslichter eines VW Jetta aufleuchten, dann ging die Innenbeleuchtung an, als die Fahrertür geöffnet wurde. Miranda hatte schon einen Schutzanzug übergezogen, und das grelle Licht meiner Scheinwerfer auf dem weißen Tyvek blendete mich fast. Ich schaltete die Scheinwerfer aus, fuhr im trüben Schein meines Standlichts neben den Jetta und öffnete die Beifahrertür.
»Kommt sonst noch jemand mit?«
»Nicht aus dem Institut.« Normalerweise nahm ich drei Doktoranden mit raus – einen, der die Knochen barg, einen, der alles, was wir fanden, protokollierte, und einen, der Fotos machte –, doch diesmal wollte ich keine ganze Mannschaft dabeihaben. »Ich bin ein bisschen nervös bei der Sache hier«, sagte ich. »Ich wollte niemanden von den anderen Studierenden mitnehmen.«
»Oh, verstehe«, Miranda, »Sie nehmen nur die Entbehrliche mit. Reizend.«
»Nein«, sagte ich, »nur die Un entbehrliche. Ich habe auch Art aus dem Schlaf gerissen. Er ist in Osteologie nicht so fix wie ein Doktorand, aber im Notfall ist er mit der Waffe schneller.«
»Wird es auf dem Berg nicht von Polizisten nur so wimmeln?«
»Wahrscheinlich. Aber ich fühle mich besser, wenn ich weiß, dass einer davon Art ist.«
Ich lenkte den Wagen wieder zum Stadium Drive hinauf und fuhr dann über den Neyland Drive in Richtung Innenstadt, wo das Polizeirevier von Knoxville lag. Die großen innerstädtischen Brücken ragten über uns auf – die Henley Street Bridge mit ihren
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