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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Rücken zugewandt und gab den Geranien Wasser. Bienen umsummten sie. Die Blumen schaukelten träge im warmen Wind. Kurz darauf war sie verschwunden, und Gretry war allein mit dem Karton.
    Verlegen und von Schuldgefühlen geplagt, trug er den Karton langsam den Hügel hinunter und über das Feld auf die Schlucht zu. Der Taxifahrer stand neben seinem Wagen, eine Zigarette rauchend. Die Kriecherkolonie setzte geschäftig die Arbeit an ihrer Stadt fort. Straßen und Wege waren zu erkennen. Neben einigen der Eingangstunnels entdeckte er komplizierte Kritzeleien, die vielleicht Worte darstellten. Einige der Kriecher hatten die Köpfe zusammengesteckt und errichteten ein Bauwerk, dessen Zweck ihm fremd blieb.
    »Verschwinden wir«, sagte er müde zu dem Taxifahrer.
    Der Fahrer grinste und öffnete die Wagentür. »Ich habe das Taxameter laufen lassen«, erklärte er, und sein rattenhaftes Gesicht verzog sich zu einer listigen Grimasse. »Bei euch Burschen wird doch alles über Spesen abgerechnet – also dürfte es Ihnen nichts ausmachen.«
     
    Er baute, und je mehr er baute, desto mehr Vergnügen bereitete es ihm. Bis jetzt reichte die Stadt einhundertzwanzig Kilometer tief in die Erde und maß acht Kilometer im Durchmesser. Die ganze Insel war in eine einzige riesige Stadt verwandelt worden, die mit jedem Tag größer und breiter wurde. Irgendwann würde sie sich bis zum Land jenseits des Meeres erstrecken.
    Zu seiner Rechten waren Tausende seiner methodisch vorwärtskriechenden Gefährten schweigend mit dem Bau der Verstärkungen beschäftigt, die die Hauptbrutkammer abstützen sollten. Sobald sie fertiggestellt war, würde sich jeder besser fühlen; die Mütter standen bereits kurz vor der Niederkunft.
    Dies war es, was ihm Sorgen bereitete. Es schmälerte sein Vergnügen am Bauen. Er hatte eines der ersten Jungen gesehen – bevor man es rasch versteckt und zum Schweigen gebracht hatte. Ein kurzer Blick auf einen zwiebelförmigen Kopf, einen kurzen Körper und unglaublich steife Gliedmaßen. Es hatte geschrien und gejammert und war rot im Gesicht angelaufen. Hatte ziellos gegluckst und gezittert und mit den Füßen getreten.
    Voller Entsetzen hatte jemand die Mißgeburt mit einem Stein erschlagen. Und man hoffte, daß es nicht noch mehr von ihnen geben würde.
     
Kriegsveteran
    (WAR VETERAN)
     
    Der alte Mann saß im hellen, heißen Sonnenlicht auf der Parkbank und beobachtete die vorbeiströmenden Spaziergänger.
    Der Park war hübsch und sauber; die Rasenflächen glitzerten feucht von dem Sprühnebel, der aus hundert glänzenden Kupferrohren trat. Ein polierter Robotgärtner kroch hin und her, jätete und zupfte Unkraut und schob Abfall in seinen Müllschlucker. Kinder tobten und schrien. Junge Liebespaare genossen die Sonne und hielten Händchen. Gruppen stattlicher Soldaten wanderten müßig vorbei, die Hände in den Taschen, die gebräunten, nackten Mädchen bewundernd, die in der Nähe des Teiches ihr Sonnenbad nahmen. Jenseits des Parks brummten Autos und funkelten und glitzerten die nadelgleichen Spiraltürme von New York.
    Der alte Mann räusperte sich und spuckte verdrossen in die Büsche. Die helle, heiße Sonne störte ihn; sie war zu gelb und ließ ihn unter dem schäbigen, zerlumpten Mantel schwitzen. Und an sein graues Kinn und sein fehlendes linkes Auge denken. Und an die tiefe, häßliche Brandwunde, die das Fleisch einer seiner Wangen fortgesengt hatte. Mürrisch betastete er die H-Schleife an seinem dünnen Hals. Er knöpfte den Mantel auf und preßte den Rücken gegen die funkelnden Metallstreben der Bank. Verärgert, einsam, voll Bitterkeit drehte er den Kopf und versuchte, Gefallen an dem friedlichen Bild der Bäume und des Grases und der spielenden Kinder zu finden.
    Drei weißhäutige junge Soldaten ließen sich auf der ihm gegenüberliegenden Bank nieder und packten ihre Frühstückspakete aus.
    Dem alten Mann stockte der flache, ranzige Atem. Schmerzhaft hämmerte sein abgenutztes Herz, und zum erstenmal seit Stunden war er vollkommen munter. Er riß sich aus seiner Lethargie und richtete sein verbliebenes, schwaches Auge auf die Soldaten. Der alte Mann holte sein Taschentuch hervor, wischte über sein schweißverklebtes Gesicht und sprach sie dann an.
    »Ein schöner Nachmittag.«
    Die Soldaten blickten kurz auf. Einer von ihnen nickte zustimmend.
    »Man hat hier gute Arbeit geleistet.« Der alte Mann deutete auf die gelbe Sonne und die Spiraltürme der Stadt. »Sieht perfekt aus.«
    Die

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