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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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abspielten.
    »Hier«, sagte er lächelnd. »Der alte Gus Schatz ist tot. Endlich.«
    »Wer ist Gus Schatz?« fragte Peggy verwirrt. »Dieser Name ... er klingt vertraut.«
    »Der Gewerkschafter«, erklärte Jim Briskin. »Erinnerst du dich? Der Stellvertretende Präsident, der vor zweiundzwanzig Jahren von der Gewerkschaft nach Washington geschickt wurde. Er ist tot, und die Gewerkschaft ...« Er reichte ihr die Meldung; sie war klar und kurz. »Jetzt schickt sie einen neuen Präsidenten-Stellvertreter als Ersatz für Schatz. Ich denke, ich werde ihn interviewen. Vorausgesetzt, daß er sprechen kann.«
    »Ja, stimmt«, sagte Peggy. »Das hatte ich vergessen. Es gibt noch immer einen menschlichen Stellvertreter für den Fall, daß Unicephalon ausfällt. Ist er denn jemals ausgefallen?«
    »Nein«, schüttelte Ed Fineberg den Kopf. »Und das wird auch nie geschehen. Trotzdem müssen wir diesen gewerkschaftlichen Schmarotzer durchfüttern. Das ist das Kreuz, das unsere Gesellschaft tragen muß.«
    »Aber«, sagte Jim Briskin, »es wird die Leute amüsieren. Das Privatleben des wichtigsten Stellvertreters in diesem Lande ... warum ihn die Gewerkschaft ausgewählt hat, welche Hobbys er betreibt. Was dieser Mann, wer immer es auch sein mag, unternehmen will, um zu verhindern, daß er vor Langeweile durchdreht. Der alte Gus hat sich die Buchbinderei beigebracht; er sammelte seltene alte Autozeitschriften und band sie in Velin ein, das er dann mit Goldprägung versah.«
    Ed und Peggy nickten zustimmend. »Tu’s«, drängte Peggy ihn. »Du kannst es so bringen, daß es die Leute interessiert, Jim-Jam; du kannst alles so bringen, daß es sie vom Stuhl haut. Ich werde ein Gespräch zum Weißen Haus anmelden; oder ist der Neue noch nicht da?«
    »Vermutlich steckt er noch in der Chicagoer Gewerkschaftszentrale«, sagte Ed. »Versuch’s dort zuerst. Gewerkschaft der zivilen Regierungsangestellten, Abteilung Ost.«
    Peggy griff nach dem Apparat und begann flink zu wählen.
     
    Um sieben Uhr morgens drang Lärm in Maximilian Fischers verschlafenes Bewußtsein; er hob den Kopf vom Kissen, hörte das wachsende Durcheinander in der Küche, die schrille Stimme der Hauswirtin und dann Männerstimmen, die ihm fremd waren. Benommen richtete er sich auf. Er beeilte sich nicht; der Arzt hatte ihm geraten, jede Anstrengung zu vermeiden, um sein krankes Herz zu schonen.
    Wahrscheinlich wollen sie den Gewerkschaftsbeitrag kassieren, sagte sich Max. Hört sich an wie ein paar von den Kollegen. Verdammt früh dran heute. Er war nicht beunruhigt. Ich hab’ pünktlich bezahlt, dachte er gelassen. Kein Grund zur Panik.
    Sorgfältig knöpfte er das mattrosa und grün gestreifte seidene Hemd zu, das zu seinen Lieblingssachen gehörte. Verleiht mir eine gewisse Klasse, dachte er, während er sich mühsam bückte und in seine authentisch nachgebildeten Wildlederpumps schlüpfte. Ich muß bereit sein, ihnen auf gleichberechtigter Ebene entgegenzutreten, überlegte er, als er sein schütteres Haar vor dem Spiegel kämmte. Wenn die mir was Mieses andrehen wollen, werde ich mich direkt an Pat Noble von der New Yorker Arbeitsvermittlung wenden. Ich meine, schließlich brauche ich nicht jeden Mist anzunehmen; dafür bin ich schon zu lange in der Gewerkschaft.
    Aus dem Nebenzimmer rief eine Stimme: »Fischer – ziehen Sie sich an und kommen Sie heraus. Wir haben einen Job für Sie, und Sie müssen ihn heute antreten.«
    Einen Job, dachte Fischer mit gemischten Gefühlen; er wußte nicht, ob er sich freuen oder Sorgen machen sollte. Seit über einem Jahr erhielt er jetzt Geld aus der Gewerkschaftskasse, wie die meisten seiner Freunde. So war die Lage eben. Schitt, dachte er; angenommen, es handelt sich um eine schwere Arbeit, bei der man sich vielleicht die ganze Zeit bücken oder bei der man herumlaufen muß. Er empfand Zorn. Was für eine dreckige Sache. Ich meine, was glauben die eigentlich, was sie sind? Er öffnete die Tür und stand ihnen gegenüber. »Hören Sie«, begann er, aber einer der Gewerkschaftsfunktionäre schnitt ihm das Wort ab.
    »Packen Sie Ihre Sachen, Fischer. Gus Schatz hat den Löffel abgegeben, und Sie müssen nach Washington D. C. und die Nummer eins unter den Stellvertretern werden; wir wollen, daß Sie dort sind, bevor man den Posten abschafft oder sonstwas anstellt und wir noch streiken oder vor Gericht ziehen müssen. Vor allem wollen wir, daß jemand die Sache ohne viel Lärm und Ärger in die Hand nimmt, klar? Übernehmen

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