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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Sie den Job und sorgen Sie dafür, daß nicht viel Aufhebens darum gemacht wird.«
    Mit einemmal fragte Max: »Wie sieht’s denn mit der Bezahlung aus?«
    »Sie haben keine Wahl«, erwiderte der Funktionär mit einem vernichtenden Blick. »Sie sind auserwählt. Oder wollen Sie, daß wir Ihnen die Unterstützung sperren? Wollen Sie, daß wir Sie in Ihrem Alter rausschmeißen, so daß Sie sich nach Arbeit umschauen müssen?«
    »Hören Sie bloß auf«, protestierte Max. »Ich kann zum Videofon greifen und Pat Noble anrufen ...«
    Die Gewerkschaftsfunktionäre griffen bereits nach seinen Habseligkeiten. »Wir helfen Ihnen beim Packen. Pat möchte, daß Sie um zehn Uhr im Weißen Haus sind.«
    »Pat!« echote Max. Er war verraten und verkauft.
    Die Gewerkschaftsfunktionäre holten die Koffer vom Schrank und grinsten.
    Kurz darauf fuhren sie mit einer Monobahn durch die Ebenen des Mittelwestens. Verdrossen sah Maximilian Fischer die Landschaft an sich vorbeifliegen; er sprach kein Wort mit den Funktionären, die neben ihm saßen, und ließ sich statt dessen die ganze Sache immer wieder durch den Kopf gehen. Was wußte er über die Nummer eins unter den Stellvertreter-Jobs? Die Arbeit begann um acht Uhr morgens – davon hatte er gelesen. Und es gab immer einen Haufen Touristen, die durch das Weiße Haus strömten, um einen Blick auf Unicephalon 40-D zu werfen, hauptsächlich Schulkinder ... und er verabscheute Kinder, weil sie ihn immer wegen seines Übergewichtes verspotteten. Schitt, sie würden zu Millionen an ihm vorbeiflanieren, da es seine Aufgabe war, zu repräsentieren. Nach dem Gesetz mußte er sich ständig, Tag und Nacht, in unmittelbarer Nähe von Unicephalon 40-D aufhalten und durfte sich nie mehr als hundert Schritte von ihm entfernen; oder waren es fünfzig Schritte? Jedenfalls mußte er ständig zur Verfügung stehen, falls der homöosthatische Problemlösungs-Mechanismus versagte ... Vielleicht sollte ich mich besser mit dem Gedanken anfreunden, entschied er. Und mich für den Fall des Falles über das TV-Bildungsprogramm mit den Problemen der Regierungsadministration vertraut machen.
    Er wandte sich an den rechts neben ihm sitzenden Gewerkschaftsfunktionär. »Hören Sie, Kollege, gibt mir dieser Job, den Sie mir aufgedrängt haben, eigentlich irgendwelche Befehlsgewalt? Ich meine, kann ich ...«
    »Es ist ein Job wie jeder andere Job«, unterbrach der Gewerkschaftsfunktionär gelangweilt. »Sie sitzen. Sie vertreten. Sind Sie schon so lange aus dem Arbeitsleben raus, daß Sie sich nicht mehr erinnern können?« Er lachte und stieß seinen Begleiter an. »Hör mal, Fischer will wissen, welche Befugnisse dieser Job mit sich bringt.« Jetzt lachten beide. »Wenn Sie sich im Weißen Haus eingerichtet und Ihren Stuhl und Ihr Bett bekommen und alles für die Mahlzeiten und die Wäsche und die Fernsehabende vorbereitet haben, dann können Sie ja hinüber zu Unicephalon 40-D wieseln und da herumquaken, Sie wissen schon, quaken und krakeelen, bis er Notiz von Ihnen nimmt.«
    »Hören Sie auf«, knurrte Max.
    »Und dann«, fuhr der Funktionär fort, »können Sie sagen: ›He, Unicephalon, hör zu. Ich bin dein Mann. Wie wär’s, wenn wir nach dem Motto Eine Hand wäscht die andere vorgehen würden? Du gibst für mich eine Verordnung raus ... ‹«
    »Aber was könnte er ihm als Gegenleistung anbieten?«
    »Er könnte ihn unterhalten. Er könnte ihm seine Lebensgeschichte erzählen, wie er sich aus der Armut und der Anonymität hochgearbeitet und sich durch tägliches Fernsehen weitergebildet hat, bis er schließlich zur Spitze vorgestoßen ist; bis er ...« – der Funktionär kicherte – »... bis er der Stellvertreter des Präsidenten wurde.«
    Maximilian errötete und sagte nichts; starr blickte er aus dem Fenster der Monobahn.
     
    Als sie Washington D. C. und das Weiße Haus erreicht hatten, führte man Maximilian Fischer in ein kleines Zimmer. Es hatte Gus gehört, und obwohl die vergilbten alten Autozeitschriften hinausgeschafft worden waren, hingen noch ein paar Drucke an der Wand; ein 1963er Volvo S-122, ein 1957er Peugeot 403 und andere antike Klassiker eines vergessenen Zeitalters. Und auf einem Bücherregal entdeckte Max ein handgeschnitztes Plastikmodell eines 1950er Studebaker Starlight Coupés, bei dem jedes Detail stimmte.
    »Er hat es gemacht, bevor er abgekratzt ist«, bemerkte einer der Gewerkschaftsfunktionäre, als er Max’ Koffer abstellte. »Er wußte alles über diese alten

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