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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fotografiert, mit tausend verschiedenen Motiven; mit Hunden, Kindern, auf Jahrmärkten, in Krankenhäusern, bei Wohltätigkeitsveranstaltungen – was eben so dazugehörte.
    Aber unglücklicherweise hatte Kathy dieses Image zerstört, und das auf sehr ungewöhnliche Weise.
    Kathy behauptete – ganz einfach –, daß sie mit ihrem Großvater in Verbindung stehen würde. Daß er es war, der aus einer Entfernung von einer Lichtwoche die Sendungen ausstrahlte, die im Kennedy-Krater aufgefangen wurden. Sie hörte ihn, wie ihn auch alle anderen Menschen hörten ... und auf wunderliche Weise hörte er auch sie.
    St. Cyr lachte laut, während er mit dem automatischen Aufzug hinauf zur Kopterlandefläche auf dem Dach fuhr. Ihre religiöse Verschrobenheit konnte vor den Klatschkolumnisten nicht verheimlicht werden ... Kathy hatte zuviel davon in der Öffentlichkeit erzählt, in Restaurants und in kleinen, berühmten Lokalen. Und auch wenn Johnny sie begleitete, konnte selbst er sie nicht zum Schweigen bringen.
    Außerdem war da noch dieser Zwischenfall auf jener Party, wo sie ihre Kleider abgelegt und erklärt hatte, daß der Augenblick der Läuterung gekommen sei, und an einigen Körperstellen hatte sie sich mit rotem Nagellack betupft als eine Art rituelle Zeremonie ... natürlich war sie betrunken gewesen.
    Und das ist die Frau, dachte St. Cyr, die Archimedean beherrscht. Die Frau, die wir in unserem und im öffentlichen Interesse hinauswerfen müssen. Für ihn war dies praktisch eine Aufgabe im Namen des Volkes. Das Gemeinwohl verlangte dies, und der einzige, der dies nicht einsah, war Johnny.
    St. Cyr dachte: Johnny LIEBT sie. Das ist sein Motiv. Ich frage mich, durchfuhr es ihn amüsiert, was Sarah Belle davon hält.
    Heiter bestieg er seinen Kopter, schloß die Luke und schob seinen Schlüssel in den Anlasser. Und dann dachte er erneut an Alfonse Gam. Und seine gute Laune verschwand abrupt; er fühlte sich mit einemmal wieder bedrückt.
    Da sind zwei Menschen, erkannte er, die der Meinung sind, daß der alte Louis Sarapis noch lebt; Kathy Egmont Sharp und Alfonse Gam. Zwei völlig unterschiedliche Menschen. Und trotz seines Widerwillens würde er mit beiden zusammenarbeiten müssen. Das schien sein Schicksal zu sein.
    Ich bin jetzt nicht besser dran als damals mit dem alten Louis, sagte er sich. In gewisser Hinsicht ist alles noch schlimmer geworden.
    Der Kopter stieg in den Himmel und machte sich auf den Weg zu Phil Harveys Wohnung in der City von Denver.
    Da er sich verspätet hatte, schaltete er das kleine Funkgerät ein, griff nach dem Mikrofon und setzte sich mit Harvey in Verbindung. »Phil«, sagte er, »kannst du mich verstehen? Hier spricht St. Cyr, und ich befinde mich auf dem Weg zu dir.«
    Er horchte.
    Er horchte, und dann drang aus dem Lautsprecher ein fernes Gemurmel, ein Gewisper durcheinandergewürfelter Worte. Er erkannte die Stimme; oft war sie schon über die TV-Nachrichten gesendet worden.
    »... trotz persönlicher Angriffe, die zumeist von Chambers ausgingen, der keine Wahl gewinnen kann, weil er an einer Erkrankung des Magenpförtners leidet. Sie müssen Glauben in sich selbst finden, Alfonse. Die Menschen wissen einen guten Mann zu schätzen; warten Sie nur. Der Glaube versetzt Berge. Ich muß das wissen, denn schauen Sie sich an, was ich in meinem Leben erreicht habe ...«
    Es war, erkannte St. Cyr, das Wesen, das aus einer Lichtwoche Entfernung nun stärkere Signale abstrahlte; wie Sonnenflecken überlagerten sie die normalen Radiofrequenzen. Er fluchte, runzelte die Stirn und schaltete den Empfänger dann aus.
    Eine Behinderung des Funkverkehrs, sagte er sich. Das ist verboten; ich sollte die FCC benachrichtigen.
    Bebend steuerte er seinen Kopter über das offene Weideland. Mein Gott, dachte er, die Stimme klang wie die vom alten Louis!
    Hatte Kathy Egmont Sharp vielleicht doch recht?
     
    In der Michiganer Zweigstelle der Archimedean erschien Johnny Barefoot zu seiner Verabredung mit Kathy und traf sie in düsterer Stimmung an.
    »Merken Sie denn nicht, was geschieht?« fragte sie und deutete auf das Büro, das einst Louis gehört hatte. »Ich packe die Dinge nicht richtig an; jeder weiß das. Merken Sie das denn nicht?« Mit blitzenden Augen starrte sie ihn an.
    »Ich wußte nichts davon«, erklärte Johnny. Aber im Innern war er davon überzeugt gewesen; sie hatte recht. »Regen Sie sich nicht auf und setzen Sie sich«, bat er. »Harvey und St. Cyr müssen jetzt jede Minute eintreffen, und

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