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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Anzug an und gehst sofort zurück ins Büro. Hast du verstanden? Wenn du das nicht tust, werde ich dich nie mehr ins Haus lassen. Du kannst die Tür mit deinem Hammer einschlagen, wenn du willst. Aber von nun an wird sie für dich versperrt sein, wenn du nicht dieses Boot sein läßt und zurück ins Büro gehst.«
    Stille trat ein.
    »Aus dem Weg«, verlangte Elwood. »Ich muß fertig werden.«
    Liz starrte ihn an. »Du willst weitermachen?« Der Mann schob sich an ihr vorbei. »Du willst wirklich weitermachen? Irgend etwas stimmt nicht mit dir. Irgend etwas stimmt mit deinem Verstand nicht. Du bist ...«
    »Ruhe«, sagte Elwood und sah an ihr vorbei. Liz drehte sich um.
    Toddy stand schweigend auf dem Weg und hatte seinen Frühstücksbeutel unter den Arm geklemmt. Sein kleines Gesicht wirkte ernst und feierlich. Er sprach kein Wort.
    »Tod!« entfuhr es Liz. »Ist es schon so spät?«
    Toddy schritt über den Rasen auf seinen Vater zu. »Hallo, Junge«, grüßte ihn Elwood. »Wie war es in der Schule?«
    »Schön.«
    »Ich gehe ins Haus«, erklärte Liz. »Es war mein Ernst, E. J. Denke daran, daß es mein Ernst war.«
    Sie ging davon. Die Tür fiel krachend hinter ihr ins Schloß.
    Elwood seufzte. Er hockte sich auf die Leiter, die an dem Schiffsrumpf lehnte, und legte den Hammer auf den Boden. Er setzte eine Zigarette in Brand und rauchte schweigend. Toddy wartete.
    »Nun, Junge?« begann Elwood schließlich. »Was meinst du?«
    »Was kann ich tun, Paps?«
    »Tun?« Elwood lächelte. »Tja, viel ist nicht mehr übrig. Hier und da ein paar Kleinigkeiten. Bald werden wir fertig sein. Du kannst ja nachschauen, ob noch einige Planken oben an Deck festgenagelt werden müssen.« Er rieb sein Kinn. »Fast fertig. Wir haben lange Zeit daran gearbeitet. Wenn du möchtest, kannst du es anstreichen. Ich möchte, daß die Kabine angestrichen wird. Rot.«
    »Grün.«
    »Grün? In Ordnung. In der Garage steht noch die grüne Farbe, die wir für die Veranda benutzt haben. Möchtest du sie anrühren?«
    »Sicher«, sagte Toddy. Er schritt auf die Garage zu.
    Elwood sah ihm nach. »Toddy ...«
    Der Junge drehte sich um. »Ja?«
    »Warte, Toddy.« Langsam trat Elwood auf ihn zu. »Ich möchte dich etwas fragen.«
    »Was denn, Paps?«
    »Dir ... dir macht es doch nichts aus, mir zu helfen, oder? Dir macht es doch nichts aus, an dem Boot zu arbeiten?«
    Toddy blickte ernst zu seinem Vater auf. Er sagte nichts.
    »Okay!« sagte Elwood unvermittelt. »Geh jetzt und rühr die Farbe an.«
    Bob kam mit zwei seiner Freunde aus der Oberschule den Weg herunter. »He, Paps«, rief Bob und lächelte. »Wie steht’s?«
    »Gut«, erklärte Elwood.
    »Schaut euch das an«, wandte sich Bob an seine Schulkameraden und deutete auf das Boot. »Seht ihr das? Wißt ihr, was das ist?«
    »Was ist es denn?« fragte einer von ihnen.
    Bob öffnete die Küchentür. »Das ist ein atombetriebenes U-Boot.«
    Er grinste, und die beiden Jungen grinsten zurück. »Es ist voller Uran 235. Paps wird sich damit bis nach Rußland durchschlagen.«
    Die Jungen betraten das Haus, und die Tür fiel hinter ihnen zu.
    Elwood stand da und betrachtete das Boot. Im Nachbargarten stellte Mrs. Hunt ihren Wäschekorb ab und sah zu ihm herüber.
    »Ist es wirklich atombetrieben, Mr. Elwood?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Wie fährt es dann? Ich kann keine Segel sehen. Was für einen Motor benutzen Sie denn? Eine Dampfmaschine?«
    Elwood biß sich auf die Lippe. Seltsamerweise hatte er sich über dieses Problem noch keine Gedanken gemacht. Das Boot besaß keinen Motor, überhaupt keinen Motor. Und es besaß keine Segel, keinen Dampfkessel. Er hatte keine Maschine eingebaut, keine Turbinen, keinen Kraftstoff eingelagert. Es war eine Holzhülle, eine riesige Kiste, und das war alles.
    Plötzlich übermannte ihn Verzweiflung. Er hatte keinen Motor, nichts. Es war kein Boot, sondern nur ein Haufen Holz und Teer und Nägel.
    Warum hatte er das Boot gebaut? Er wußte es nicht. Wohin wollte er damit fahren? Auch das wußte er nicht.
    Toddy hatte ihm die ganze Zeit über geholfen. Warum hatte er daran gearbeitet? Wußte er es? Wußte der Junge, wozu das Boot diente, warum sie es gebaut hatten? Toddy hatte nie danach gefragt, weil er seinem Vater vertraute, daß er es wußte.
    Aber er wußte es nicht. Und auch er, der Vater, wußte es nicht, und bald würde es fertig sein, bereit. Und was dann? Bald würde Toddy den Pinsel zur Seite legen, die letzte Dose Farbe zudecken, die Nägel und die

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