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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Holzreste fortschaffen und die Säge und den Hammer wieder in die Garage hängen. Und dann würde er fragen, jene Frage aussprechen, die er nie zuvor gestellt hatte und die gleichwohl unausweichlich war.
    Und er konnte ihm keine Antwort geben.
    Elwood stand da, blickte hinauf an dem massigen Rumpf, den sie gezimmert hatten, und versuchte verzweifelt zu verstehen. Warum hatte er daran gearbeitet? Welchen Sinn hatte das alles? Wann würde er es wissen? Würde er es jemals wissen? Endlos lange stand er da und blickte nach oben.
    Erst als die ersten großen, schwarzen Regentropfen vom Himmel fielen, begann er zu verstehen.
     
Die kleine Bewegung
    (THE LITTLE MOVEMENT)
     
    Der Mann saß auf dem Bürgersteig und hielt die Schachtel mit seinen Händen zu. Ungeduldig bewegte sich der Deckel der Schachtel und versuchte, seine Finger hochzudrücken.
    »In Ordnung«, murmelte der Mann. Schweiß rann über sein Gesicht, feuchter, dicker Schweiß. Langsam öffnete er die Schachtel und hielt die Hand über die Öffnung. Aus dem Innern drang ein metallisches Dröhnen, ein tiefes, durchdringendes Brummen, das sich aufgeregt verstärkte, als das Sonnenlicht in die Schachtel fiel.
    Ein kleiner Kopf erschien, rund und glänzend, und dann ein weiterer. Mehr und mehr Köpfe reckten sich, äugten und bogen die Hälse, um besser sehen zu können. »Ich bin der erste«, piepste einer der Köpfe. Eine Auseinandersetzung entstand, die sich jedoch rasch wieder legte.
    Der Mann hockte auf dem Bürgersteig und hob die kleine metallene Gestalt mit zitternden Händen heraus. Er stellte sie auf dem Pflaster ab und begann sie ungeschickt und schwerfällig aufzuziehen. Es war ein grellbemalter Soldat mit einem Helm und einem Gewehr, der in Habachtstellung dastand. Als der Mann den Schlüssel drehte, bewegten sich die Arme auf und ab, und der kleine Soldat wehrte sich heftig gegen die Umklammerung.
    Zwei Frauen kamen den Bürgersteig entlang und waren in ein Gespräch vertieft. Neugierig blickten sie auf den Mann hinunter, der auf dem Boden saß, und auf die Schachtel und die glänzende Figur in den Händen des Mannes.
    »Fünfzig Cent«, murmelte der Mann. »Machen Sie Ihren Kindern eine ...«
    »Warte!« ertönte eine leise metallische Stimme. »Die nicht!«
    Abrupt verstummte der Mann. Die beiden Frauen sahen einander an, und dann kehrten ihre Blicke wieder zu dem Mann und der kleinen Metallfigur zurück. Hastig eilten sie weiter.
    Der kleine Soldat blickte auf und die Straße hinunter, betrachtete die Autos und die Kauflustigen. Plötzlich zitterte er und stieß mit leiser, heiserer Stimme etwas hervor.
    Der Mann schluckte. »Nicht das Kind«, bat er rauh. Er versuchte, die Figur festzuhalten, aber die Metallfinger gruben sich tief in seine Hand. Er keuchte auf.
    »Sag ihnen, daß sie stehenbleiben sollen«, schrillte die kleine Figur. »Sie müssen stehenbleiben!« Die Metallfigur riß sich los und klapperte mit steifen, ungelenkigen Beinen über das Pflaster.
    Der Junge und sein Vater verlangsamten ihre Schritte, blieben schließlich stehen und sahen dem Spielzeug interessiert zu. Der sitzende Mann lächelte schwach; er verfolgte, wie die Figur sie erreichte und sich drehte, während die Arme sich auf und ab bewegten.
    »Machen Sie Ihrem Jungen eine Freude. Es ist ein wundervolles Spielzeug. Ein aufregender Zeitvertreib.«
    Der Vater lächelte und beobachtete, wie die Figur sich seinem Schuh näherte. Der kleine Soldat stieß gegen den Absatz. Er summte und klickte. Dann hörte er auf, sich zu bewegen.
    »Zieh ihn auf!« rief der Junge.
    Sein Vater griff nach der Figur. »Wieviel?«
    »Fünfzig Cent.« Der Verkäufer erhob sich unsicher und hielt die Schachtel fest umklammert. »Machen Sie Ihrem Jungen eine Freude.«
    Der Vater drehte die Figur. »Du bist sicher, daß du ihn haben willst, Bobby?«
    »Klar! Zieh ihn auf!« Bobby griff nach dem kleinen Soldaten. »Laß ihn wieder gehen!«
    »Ich kaufe ihn«, erklärte der Vater. Er holte aus seiner Tasche eine Dollarnote hervor.
    Benommen, mit abgewandtem Gesicht gab ihm der Verkäufer das Wechselgeld.
     
    Alles lief ausgezeichnet.
    Die kleine Figur lag ruhig da und überdachte alles. Alle Umstände hatten zusammengewirkt und zu einer optimalen Lösung geführt. Das Kind hätte vielleicht nicht stehenbleiben mögen und der Erwachsene kein Geld haben können. Viele Dinge hätten schiefgehen können; allein daran zu denken, war schrecklich genug. Aber alles war ideal verlaufen.
    Die kleine Figur

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