Eine Handvoll Dunkelheit
Gliedmaßen. Es hatte geschrien und gejammert und war rot im Gesicht angelaufen. Hatte ziellos gegluckst und gezittert und mit den Füßen getreten.
Voller Entsetzen hatte jemand die Mißgeburt mit einem Stein erschlagen. Und man hoffte, daß es nicht noch mehr von ihnen geben würde.
Kriegsveteran
(WAR VETERAN)
Der alte Mann saß im hellen, heißen Sonnenlicht auf der Parkbank und beobachtete die vorbeiströmenden Spaziergänger.
Der Park war hübsch und sauber; die Rasenflächen glitzerten feucht von dem Sprühnebel, der aus hundert glänzenden Kupferrohren trat. Ein polierter Robotgärtner kroch hin und her, jätete und zupfte Unkraut und schob Abfall in seinen Müllschlucker. Kinder tobten und schrien. Junge Liebespaare genossen die Sonne und hielten Händchen. Gruppen stattlicher Soldaten wanderten müßig vorbei, die Hände in den Taschen, die gebräunten, nackten Mädchen bewundernd, die in der Nähe des Teiches ihr Sonnenbad nahmen. Jenseits des Parks brummten Autos und funkelten und glitzerten die nadelgleichen Spiraltürme von New York.
Der alte Mann räusperte sich und spuckte verdrossen in die Büsche. Die helle, heiße Sonne störte ihn; sie war zu gelb und ließ ihn unter dem schäbigen, zerlumpten Mantel schwitzen. Und an sein graues Kinn und sein fehlendes linkes Auge denken. Und an die tiefe, häßliche Brandwunde, die das Fleisch einer seiner Wangen fortgesengt hatte. Mürrisch betastete er die H-Schleife an seinem dünnen Hals. Er knöpfte den Mantel auf und preßte den Rücken gegen die funkelnden Metallstreben der Bank. Verärgert, einsam, voll Bitterkeit drehte er den Kopf und versuchte, Gefallen an dem friedlichen Bild der Bäume und des Grases und der spielenden Kinder zu finden.
Drei weißhäutige junge Soldaten ließen sich auf der ihm gegenüberliegenden Bank nieder und packten ihre Frühstückspakete aus.
Dem alten Mann stockte der flache, ranzige Atem. Schmerzhaft hämmerte sein abgenutztes Herz, und zum erstenmal seit Stunden war er vollkommen munter. Er riß sich aus seiner Lethargie und richtete sein verbliebenes, schwaches Auge auf die Soldaten. Der alte Mann holte sein Taschentuch hervor, wischte über sein schweißverklebtes Gesicht und sprach sie dann an.
„Ein schöner Nachmittag.“
Die Soldaten blickten kurz auf. Einer von ihnen nickte zustimmend.
„Man hat hier gute Arbeit geleistet.“ Der alte Mann deutete auf die gelbe Sonne und die Spiraltürme der Stadt. „Sieht perfekt aus.“
Die Soldaten sagten nichts. Sie konzentrierten sich auf ihre Tassen mit dem dampfend heißen Kaffee und den Apfelkuchen.
„Es kann einen fast täuschen“, fuhr der alte Mann traurig fort. „Ihr Burschen seid bei den Saatteams?“ vermutete er.
„Nein“, entgegnete einer von ihnen. „Wir gehören zu den Raketenmannschaften.“
Der alte Mann umklammerte seinen Aluminiumstock und erklärte: „Ich war bei den Zerstörern. In der alten Ba-3-Truppe.“
Keiner von den Soldaten antwortete. Sie flüsterten miteinander. Die Mädchen auf einer etwas entfernt stehenden Bank hatten sich ihnen zugewandt.
Der alte Mann griff in seine Manteltasche und holte einen Gegenstand hervor, der in graues, zerknittertes Seidenpapier eingewickelt war. Er wickelte es mit zitternden Fingern auseinander und erhob sich dann. Schwankend ging er über den Kiesweg auf die Soldaten zu. „Seht ihr das?“ Er zeigte ihnen eine kleine Scheibe aus glitzerndem Metall. „Ich habe das ’87 bekommen. Schätze, das war noch vor eurer Zeit.“
Etwas wie Interesse glitt über die Gesichter der jungen Soldaten. „He“, pfiff einer von ihnen bewundernd. „Das ist ein Kristallorden Erster Klasse.“ Fragend blickte er auf. „Den haben Sie sich verdient?“
Der alte Mann kicherte stolz, während er den Orden wieder einwickelte und in seiner Manteltasche verstaute. „Ich habe unter Nathan West gedient, auf der Wind Giant. Erst beim letzten Angriff, den sie gegen uns unternahmen, bekam ich ihn. Ich war schon mit meiner V-Truppe draußen. Vielleicht habt ihr von dem Tag gehört, an dem wir unser Netzwerk errichteten, das bis zum …“
„Tut mir leid“, brummte einer der Soldaten. „Daran können wir uns nicht erinnern. Das muß vor unserer Zeit gewesen sein.“
„Natürlich“, sagte der alte Mann eifrig. „Das war vor mehr als sechzig Jahren. Habt ihr schon einmal von Major Perati gehört? Wie er ihre Geleitflotte in einen Meteorschwarm gelockt hat, als sie sich für die Entscheidungsschlacht
Weitere Kostenlose Bücher