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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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    Ein Lastwagen war auf der Verladeplattform erschienen, und zwei Männer sprangen heraus, bekleidet mit den vertrauten blaßblauen Uniformen. Atlas Interplan Spedition, erkannte Herb. Sie brachten einen neuen Halblebenden, oder sie wollten einen abholen, dessen Uhr endgültig abgelaufen war. Er trat auf sie zu. „Ja, meine Herren?“ fragte er.
    Der Fahrer des Lasters lehnte sich aus dem Fenster und erklärte: „Wir bringen Ihnen Mr. Louis Sarapis. Haben Sie einen Platz für ihn bereitgehalten?“
    „Selbstverständlich“, entgegnete Herb sofort. „Aber ich kann Mr. St. Cyr nicht erreichen, um den Plan zu erstellen. Wann soll er wieder zurück ins Leben geholt werden?“
    Ein Mann mit schwarzen Haaren und funkelnden schwarzen Knopfaugen stieg aus dem Wagen. „Mein Name ist John Barefoot. Nach dem Testament bin ich für Mr. Sarapis verantwortlich. Er soll sofort erweckt werden; so lauten meine Anweisungen.“
    „Ich verstehe“, nickte Herb. „Nun gut. Bringen Sie ihn herein, und wir werden ihn unverzüglich wiederbeleben.“
    „Es ist kalt hier“, bemerkte Barefoot.
    „Das ist auch erforderlich“, entgegnete Herb.
    Die Männer trugen den Sarg heraus. Herb erhaschte einen kurzen Blick auf den toten Mann, auf das breite, graue Gesicht, an dem noch etwas Gips von der Totenmaske haftete. Ein beeindruckender alter Ganove, dachte er. Gut für uns alle, daß er endlich tot ist, trotz seines Einsatzes für wohltätige Zwecke. Denn wer will schon Almosen? Vor allem von ihm? Natürlich sagte Herb kein Wort davon zu Barefoot; er begnügte sich damit, die Männer zu der vorbereiteten Gruft zu führen.
    „Ich werde ihn binnen fünfzehn Minuten zum Sprechen bringen“, versicherte er Barefoot, der aufgeregt wirkte. „Machen Sie sich keine Sorgen; in diesem Stadium gibt es so gut wie keine Versager; die erste Wiederauferstehung hat gewöhnlich sofort Erfolg.“
    „Ich nehme an“, bemerkte Barefoot, „später, wenn er schwächer wird … daß dann die technischen Probleme beginnen.“
    „Warum wollte er denn schon so früh zurückgeholt werden?“ fragte Herb.
    Barefoot runzelte die Stirn und antwortete nicht.
    „Entschuldigen Sie“, bat Herb und beschäftigte sich weiter mit den Zuleitungen, die perfekt mit den Kathodenanschlüssen des Sarges verbunden werden mußten. „Bei niedrigen Temperaturen“, murmelte er, „wird dem Strom praktisch kein Widerstand entgegengesetzt; minus 150 Grad sind am besten für unsere Zwecke geeignet. Deshalb …“ Er schraubte die Anode fest. „Das Signal müßte jetzt klar und deutlich sein.“ Dann schaltete er den Verstärker ein.
    Ein Summen. Sonst nichts.
    „Nun?“ fragte Barefoot.
    „Ich werde es überprüfen“, erklärte Herb, und er fragte sich, wo der Fehler liegen mochte.
    „Hören Sie“, fuhr Barefoot ernst fort, „wenn Sie einen Schnitzer machen und der Lebensfunke erlischt …“ Er brauchte den Satz nicht zu beenden; Herb wußte Bescheid.
    „Will er an dem Nationalen Parteitag der Demokratisch-republikanischen Partei teilnehmen?“ fragte Herb. Der Parteitag würde Ende des Monats in Cleveland stattfinden. In der Vergangenheit war Sarapis hinter den Kulissen der Demokratisch-republikanischen und Liberalen Partei sehr aktiv gewesen und hatte seine Personalvorstellungen durchgesetzt. Tatsächlich war der letzte demokratisch-republikanische Präsidentschaftskandidat, Alfonse Garn, von ihm persönlich ausgewählt worden.
    „Noch immer keine Reaktion?“ wollte Barefooot wissen.
    „Hm, es scheint …“, begann Herb.
    „Nichts. Offensichtlich.“ Barefoot sah jetzt finster drein. „Wenn Sie ihn nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten wiedererwecken, dann werde ich mich mit Claude St. Cyr in Verbindung setzen, und wir werden Louis aus Ihrem Institut herausholen und gegen Sie eine Schadensersatzklage einreichen.“
    „Ich tue, was ich kann“, versicherte Herb, und er schwitzte, während er an den Zuleitungen des Sarges hantierte. „Denken Sie daran, daß nicht wir die Frostpackung installiert haben; vielleicht liegt dort die Fehlerursache.“
    Statische Geräusche überlagerten jetzt das monotone Summen.
    „Ist er das?“ fragte Barefoot.
    „Nein“, gestand Herb; er war jetzt vollkommen verwirrt. Dies war ein schlechtes Zeichen.
    „Versuchen Sie es weiter“, befahl Barefoot. Aber es war nicht nötig, Herbert Schönheit von Vogelsang dies zu sagen; verzweifelt setzte er all seine Erfahrung ein, die er im Lauf der

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