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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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vereinbart hatte, führte Johnny Kathy zum Essen aus; widerwillig hatte sie sich mit einem späten Frühstück einverstanden erklärt und zugegeben, daß sie seit gestern nacht nichts mehr gegessen hatte.
    „Ich bin einfach nicht hungrig“, gestand sie, als sie lustlos vor ihrem Teller mit Schinken und Eiern und Marmeladentoast saß.
    „Selbst wenn das Louis Sarapis war“, murmelte Johnny, „brauchen Sie nicht …“
    „Er war es. Sagen Sie nicht ‚selbst’; Sie wissen, daß er es war. Er gewinnt immer mehr an Stärke, während er dort draußen wartet. Vielleicht von der Sonne.“
    „Also ist es Louis“, gab er benommen zu. „Dennoch müssen Sie in Ihrem und nicht in seinem Interesse handeln.“
    „Unsere Interessen sind identisch“, versicherte Kathy. „Wir beide wollen Archimedean erhalten.“
    „Kann er Ihnen die Hilfe geben, die Sie benötigen? Kann er Ihnen sagen, was falsch ist? Er nimmt nicht einmal Ihre Drogensucht ernst; das ist offensichtlich. Alles, was er getan hat, war, mir zu predigen.“ Er empfand Zorn.
    „Johnny“, begann sie, „ich fühle ihn die ganze Zeit über ganz in meiner Nähe; ich brauche nicht den Fernseher oder das Telefon – ich spüre ihn. Es liegt an meinen mystischen Neigungen, glaube ich. An meiner religiösen Intuition; sie hilft mir, den Kontakt mit ihm aufrechtzuerhalten.“ Sie nippte an ihrem Orangensaft.
    „Sie meinen, es liegt an Ihrer Amphetamin-Psychose“, erklärte Johnny roh.
    „Ich werde nicht ins Krankenhaus gehen, Johnny. Ich werde mich nicht selbst einweisen; ich bin krank, aber nicht so krank. Ich komme durch diese Krise, weil ich nicht allein bin. Ich habe meinen Großvater. Und …“ Sie lächelte ihn an. „Ich habe Sie. Trotz Sarah Belle.“
    „Sie werden mich nicht haben, Kathy“, sagte er ernst, „wenn Sie nicht an Harvey verkaufen. Wenn Sie nicht das Ganymed-Angebot annehmen.“
    „Sie würden sonst kündigen?“
    „Ja“, nickte er.
    Nach einer Weile sagte Kathy: „Mein Großvater meint, Sie sollen kündigen.“ Ihre Augen waren dunkel, geweitet und völlig kalt.
    „Ich glaube nicht, daß er das gesagt hat.“
    „Dann sprechen Sie mit ihm.“
    „Wie?“
    Kathy deutete auf das TV-Gerät in der Ecke des Restaurants. „Schalten Sie ein und hören Sie zu.“
    Johnny erhob sich. „Das ist nicht nötig; ich habe bereits meine Entscheidung getroffen. Ich bin in meinem Hotel, falls Sie Ihre Meinung ändern sollten.“ Er entfernte sich vom Tisch und ließ sie allein. Würde sie ihm nachrufen? Er horchte, während erging. Sie rief nicht.
    Einen Moment später hatte er das Restaurant verlassen und stand auf dem Bürgersteig. Sie hatte seinen Bluff erkannt, und so hatte er aufgehört, ein Bluff zu sein und war Wirklichkeit geworden. Er hatte wirklich gekündigt.
    Benommen wanderte er ziellos dahin. Und dennoch – er hatte recht gehabt. Er wußte das. Es war nur … verdammt sei sie, dachte er. Warum lenkte sie nicht ein? Wegen Louis, erkannte er. Ohne den alten Mann hätte sie weitergemacht und ihre Aktienmehrheit gegen Ganymed eingetauscht. Verdammt sei Louis Sarapis und nicht sie, sagte er sich wütend.
    Was jetzt? fragte er sich. Sollte er nach New York zurückkehren? Sich nach einer neuen Stellung umsehen? Zum Beispiel für Alfonse Garn arbeiten? Wenn er es schaffte, konnte er viel Geld verdienen. Oder sollte er hier in Michigan bleiben und darauf hoffen, daß Kathy ihre Meinung änderte?
    Sie kann nicht dabei bleiben. Gleichgültig, was Sarapis ihr einredet. Oder eher, was sie glaubt, daß er es ihr einredet. Es bleibt sich gleich. Er winkte ein Taxi herbei, nannte dem Fahrer die Adresse seines Hotels. Nach kurzer Zeit betrat er die Halle des Antler Hotels und war wieder da, wo er früh am Morgen aufgebrochen war. Wieder in dem schrecklichen leeren Zimmer, um dazusitzen und zu warten. In der Hoffnung, daß Kathy sich besinnen und ihn anrufen würde. Diesmal hatte er keine Verabredung.
    Als er sein Hotelzimmer erreichte, hörte er das Telefon klingeln.
     
    Einen Moment lang stand Johnny vor der Tür, hielt den Schlüssel in der Hand und horchte auf das Klingeln auf der anderen Seite der Tür, auf das schrille Geräusch, das bis auf den Korridor zu vernehmen war. Ist das Kathy? fragte er sich. Oder ist es er?
    Er schob den Schlüssel in das Schloß, drehte ihn und betrat das Zimmer; er nahm den Hörer von der Gabel und meldete sich: „Hallo.“
    Knisternd und weit entfernt murmelte die Stimme ihren eintönigen Monolog, ihre

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