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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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näherte sich der Tür. An der Tür hielt sie an. Dann drehte sie sich zu einigen Bausteinen um, die dort herumlagen, und schob sie zu einem Haufen zusammen.
    Bobby sah interessiert zu. Die kleine Figur mühte sich mit den Bausteinen ab und schichtete sie zu einer Pyramide auf. Schließlich kletterte sie auf die Klötze und drehte den Schlüssel im Schloß um.
    Verwirrt kratzte sich Bobby den Kopf. „Warum hast du das getan?“ fragte er. Die Figur kletterte wieder hinunter und kam summend und klickend auf Bobby zu. Bobby und die Stofftiere verfolgten mit Überraschung und Erstaunen das Geschehen. Die Figur erreichte das Bett und verharrte.
    „Heb mich hoch!“ schrie sie ungeduldig mit ihrer dünnen, metallischen Stimme. „Beeil dich! Sitz nicht so faul herum!“
    Bobbys Augen weiteten sich. Er blinzelte. Die Stofftiere sagten nichts.
    „Mach schon!“ rief der kleine Soldat.
    Bobby griff nach unten. Fest umklammerte der Soldat seine Hand. Bobby schrie auf.
    „Sei still“, befahl der Soldat. „Heb mich aufs Bett. Ich habe einiges mit dir zu besprechen, das von größter Wichtigkeit ist.“
    Bobby setzte ihn neben sich auf das Bett. Im Zimmer war es bis auf das leise Summe der Metallfigur still.
    „Das ist ein hübsches Zimmer“, erklärte der Soldat schließlich. „Ein sehr hübsches Zimmer.“
    Bobby rückte ein wenig ab.
    „Was ist los?“ fragte der Soldat scharf, drehte den Kopf und blickte zu ihm hinauf.
    „Nichts.“
    „Was hast du?“ Die kleine Figur musterte ihn. „Du hast doch keine Angst vor mir, oder?“
    Bobby bewegte sich unbehaglich.
    „Angst vor mir ?“ Der Soldat lachte. „Ich bin nur ein kleiner Metallmann, nicht größer als vierzehn Zentimeter.“ Er lachte wieder. Abrupt verstummte er dann. „Hör zu. Ich werde eine Zeitlang hier bei dir wohnen. Es wird dir schon nichts geschehen; du kannst dich ganz auf mich verlassen. Ich bin dein Freund – ein guter Freund.“
    Ängstlich blickte er zu Bobby hinauf. „Aber ich möchte, daß du einige Dinge für mich erledigst. Das macht dir doch nichts aus, oder? Sag einmal, wie viele von ihnen gibt es in deiner Familie?“
    Bobby zögerte.
    „Komm schon, wie viele sind es? Erwachsene.“
    „Drei … Vati und Mutter und Foxie.“
    „Foxie? Wer ist das?“
    „Meine Großmutter.“
    „Drei also.“ Die Figur nickte. „Ich verstehe. Nur drei. Aber von Zeit zu Zeit kommen auch andere? Andere Erwachsene, die deine Familie besuchen?“
    Bobby nickte.
    „Drei. Das sind nicht allzu viele. Drei stellen kein großes Problem dar. Schenkt man der Fabrik Glauben …“
    Sie brach ab. „Gut. Hör mir zu. Ich möchte nicht, daß du ihnen etwas von mir verrätst. Ich bin dein Freund, dein geheimer Freund. Es interessiert sie auch gar nicht, was mit mir ist. Denk daran, daß ich dir keinen Schaden zufügen werde. Du hast nichts zu befürchten. Ich werde nur hier bei dir wohnen.“
    Forschend betrachtete sie den Jungen und wägte sorgfältig die nächsten Worte ab.
    „Ich werde eine Art Privatlehrer für dich sein. Ich werde dir Dinge beibringen, ich werde dir sagen, was du tun und sagen mußt. Genau wie ein Hauslehrer. Wird dir das gefallen?“
    Schweigen.
    „Natürlich wird dir das gefallen. Wir können gleich jetzt beginnen. Vielleicht möchtest du wissen, wie du mich anreden sollst. Möchtest du das wissen?“
    „Dich anreden?“ Bobby blickte ihn an.
    „Du wirst mich …“ Die Figur verstummte und zögerte. Hochmütig straffte sie sich dann. „Du kannst mich … ‚mein Gebieter4 nennen.“
    Bobby sprang auf und schlug die Hände vor das Gesicht.
    „Mein Gebieter“, wiederholte die Figur unbarmherzig. „Mein Gebieter. Du brauchst aber jetzt noch nicht damit zu beginnen. Ich bin müde.“ Die Figur sank zusammen. „Ich bin fast abgelaufen. Bitte ziehe mich in ungefähr einer Stunde wieder auf.“
    Die Figur begann steif zu werden. Sie sah zu dem Jungen auf. „In einer Stunde. Wirst du mich dann aufdrehen? Das wirst du doch, oder?“
    Ihre Stimme brach ab.
    Bobby nickte langsam. „In Ordnung“, murmelte er. „In Ordnung.“
    Es war Dienstag. Das Fenster stand offen, und warmes Sonnenlicht fiel in das Zimmer. Bobby war in der Schule; im Haus war es still und leer. Die Stofftiere befanden sich wieder im Schrank.
    Mein Gebieter lag auf der Kommode, sah aus dem Fenster und faulenzte zufrieden.
    Ein leiser Summton erklang. Etwas Kleines flatterte plötzlich in das Zimmer. Das kleine Objekt beschrieb einige Kreise und ließ sich dann

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