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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fragte Fred.
    „Das Paket mit den Spielzeugen. Die Panzer und Gewehre.“
    „Oh, wir können damit umgehen. Erinnere dich doch daran, wie wir nebenan geholfen haben, als dieser erste Gebieter, der erste, dem wir je begegnet sind …“
    Teddo lachte. „Ja, er hat uns einen hübschen Kampf geliefert. Er war zäher als der hier. Aber wir hatten die Pandabären von gegenüber als Unterstützung.“
    „Wir werden es wieder schaffen“, versicherte Fred. „Alimählich beginnt mir das Spaß zu machen.“
    „Mir auch“, sagte Bonzo vom Fenster her.

 
Die Konservierungsmaschine
(THE PRESERVING MACHINE)
     
    Doc Labyrinth lehnte sich in seinem Gartenstuhl zurück und kniff düster die Augen zusammen. Dann zog er die heruntergerutschte Decke wieder über die Knie.
    „Nun?“ sagte ich. Ich stand neben dem Grill und wärmte meine Hände. Es war ein klarer, kalter Tag. Der sonnige Himmel von Los Angeles war fast wolkenlos. Hinter Labyrinths bescheidenem Haus erhoben sich sanft dahinrollende grüne Hügel, die bis zu den Bergen reichten – ein kleiner Wald, der einem die Illusion der Wildnis inmitten einer großen Stadt verschaffte. „Nun?“ wiederholte ich. „Also arbeitet die Maschine so, wie Sie erwartet haben?“
    Labyrinth antwortete nicht. Ich drehte mich um. Der alte Mann blickte mürrisch geradeaus und beobachtete einen großen, graubraunen Käfer, der langsam an der einen Seite seiner Decke hinaufkletterte. Methodisch, mit würdevollen Bewegungen schob sich der Käfer höher. Er erreichte den höchsten Punkt und verschwand die andere Seite hinunter. Wir waren wieder allein.
    Labyrinth seufzte und blickte zu mir auf. „Oh, sie funktioniert ausgezeichnet.“
    Ich sah nach dem Käfer, aber er war nirgends zu entdecken. Milder Wind kam auf, kühl und schwach in der einsetzenden Dämmerung. Ich stellte mich näher an den Grill.
    „Erzählen Sie mir davon“, bat ich.
    Doktor Labyrinth war, wie die meisten Leute, die viel gelesen und zuviel Zeit zur Verfügung haben, zu der Erkenntnis gelangt, daß unsere Zivilisation das gleiche Schicksal wie das alte Rom erwartete. Er sah, so glaube ich, die gleichen Risse, die die Antike erschüttert hatten, die Welt Griechenlands und Roms; und er war überzeugt, daß schließlich auch unsere Welt, unsere Gesellschaft, wie die alten Kulturen untergehen und einem Zeitalter der Dunkelheit Platz machen würde.
    Nachdem Labyrinth dies überdacht hatte, begann er über all die schönen und angenehmen Dinge zu brüten, die in diesem gesellschaftlichen Umbruch untergehen mußten. Er dachte an die Kunst, die Literatur, die Sitten, die Musik, an alles, das verschwinden würde. Und es schien ihm, daß von all diesen großen und noblen Dingen die Musik wahrscheinlich der größte Verlust war und am schnellsten in Vergessenheit geraten mußte.
    Musik ist das vergänglichste aller Dinge, zerbrechlich und kostbar, leicht zu zerstören.
    Labyrinth machte sich Sorgen deswegen, denn er liebte Musik, und er haßte die Vorstellung, daß es eines Tages keinen Brahms und keinen Mozart, keine sanfte Kammermusik mehr geben würde, die ihn mit Träumen von gepuderten Perücken, höfischen Verbeugungen und großen, schlanken Kerzen erfüllte, die in der Dämmerung verglühten.
    Wie mußte die Welt doch ohne Musik leer und unglücklich sein! Wie öde und unerträglich.
    Und so kam ihm die Idee mit der Konservierungsmaschine. Eines Abends, als er im Wohnzimmer in seinem weichen Sessel saß, bei leiser Musik vom Plattenspieler, da überwältigte ihn eine Vision. Ein seltsames Bild zeichnete sich in seinem Innern ab – er sah die letzte Partitur eines Schubert-Trios, das letzte Exemplar, eselsohrig, abgegriffen auf dem Boden eines zerfallenen Gebäudes, vermutlich einem Museum, liegen.
    Ein Bomber kreiste am Himmel. Bomben fielen und sprengten das Museum in tausend Teile und ließen die Mauern in einem Donner aus Schutt und Stein einstürzen. Unter den Trümmern verschwand die letzte Partitur, von Schmutz bedeckt, um zu verrotten und zu Staub zu zerfallen.
    Und dann sah Doc Labyrinth in seiner Vision, wie die Partitur wieder ans Tageslicht kam, sich wie ein Maulwurf aus der Erde wühlte. Tatsächlich war sie jetzt ein Maulwurf und mit Klauen und scharfen Zähnen und einem unbeugsamen Willen ausgerüstet.
    Wenn Musik diese Eigenschaft besäße, den gewöhnlichen, natürlichen Überlebenstrieb, den jeder Wurm und jeder Maulwurf besaß, was für einen Unterschied würde dies doch bedeuten! Wenn man Musik

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