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Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dahlhoff
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platschten. Der Stoff war in wenigen Minuten völlig durchnässt. Ohne lange zu überlegen, rutschte ich auf dem nassen Sack den Hügel hinunter und lief zum Ziegenstall. Die Ziegen würden sich vielleicht sogar freuen, wenn ich die Nacht bei ihnen verbrachte.
    »Komm raus, Monika, ich hab deinen Fuß gesehen.« Wie froh war ich, dass es Bernhard war, der mich entdeckt hatte, und nicht der Pflegevater. Bernhard stand mit dem Melkschemel vor dem Gatter. »Wie siehst du denn aus?«, fragte er und machte große Augen. Dann fing er an zu lachen.
    »Warum lachst du denn so?«
    »Weißt du, wie du aussiehst?« Er lachte noch mehr.
    Ich schaute an mir hinunter. Ich trug nicht nur den Sack über dem Nachthemd, sondern war auch von Kopf bis Fuß erdbraun. Jetzt musste ich auch lachen.
    »Wieso bist du denn so schmutzig? Vom Stroh kann das nicht kommen«, sagte Bernhard, nachdem er mich an die Hand genommen hatte, um nach Hause zu gehen.
    »Och, ich war auf der Wiese«, sagte ich bloß.
    Als wir uns dem Haus näherten, begann wieder das Zittern, und ich machte mich aus Bernhards Griff los. »Ich geh nicht zurück, immer schlägt er mich.«
    »Nein, Monika, diesmal tut es ihm wirklich leid. Tante Frieda und Mutti haben sehr mit ihm geschimpft. Vati will sich bei dir entschuldigen und hat sogar ein Geschenk für dich.«
    Ich wusste nicht, ob ich Bernhard glauben sollte. »Ich will kein Geschenk, ich hab doch gar nicht Geburtstag.«
    »Es wird dir aber sehr gefallen. Und du musst wirklich keine Angst haben«, sprach Bernhard mir Mut zu. Ich zögerte noch, dann legte ich meine Hand wieder in seine, und wir gingen über den Hof ins Haus.
    Die Pflegeeltern waren bei Tante Frieda in der Küche, als Bernhard mich hineinführte. Zuerst stürzte Tante Frieda auf mich zu und umarmte mich, dreckig wie ich war. Die Pflegemutter goss mir eine warme Milch ein, und beide Frauen sprachen ohne Pause und gleichzeitig auf mich ein. Dass sie sich alle Sorgen gemacht hätten. – Wo ich denn bloß gewesen sei? – Dass ich erst mal etwas trinken solle. – Dass ich später gebadet würde. – Ob mir etwas wehtue? – Ob ich Hunger habe? – Wo ich denn den Kartoffelsack her habe? – Nur der Pflegevater war am Tisch sitzen geblieben und musterte mich stumm. Ich wich zurück und wollte am liebsten wieder weglaufen. Er würde mich wieder schlagen, das sah ich ihm an. Doch da rief die Pflegemutter: »Arthur, nun hol es schon.«
    Mit einem Kistchen kam er zurück, bat mich aufzustehen und stellte die kleine Kiste auf meinen Stuhl. Darin war ein Handtuch. Was sollte ich damit? Doch dann bewegte sich das Handtuch, und ein leises Fiepen war zu hören. Der Pflegevater schob das Frottee zur Seite, und dunkle Kulleraugen, umgeben von samtig schwarzem Fell, blickten mich an. »Monika, ich möchte dir dieses Kätzchen schenken. Ich weiß, dass ich dich zu Unrecht geschlagen habe. Es tut mir leid.«
    Vorsichtig legte er das Katzenkind in meinen Arm, und ich spürte das weiche Fell und die Wärme und hatte es sofort lieb.
    »Wenn du das Kätzchen haben möchtest, musst du aber auch gut für es sorgen. Dass es immer genug zu essen hat und lernt, sein Geschäftchen draußen zu machen. Willst du das tun?«
    Ich hätte jetzt zu allem Ja gesagt, wenn ich nur dieses Kätzchen behalten durfte.
    »Wie möchtest du es denn nennen?«, fragte die Pflegemutter. Ich überlegte angestrengt, aber mir fiel kein Name ein. Und dann dachte ich an die kleinen Kinder im Lager, die ihre Namen nicht mehr gewusst hatten. »Es soll Katze heißen.«
    »Nur Katze?«
    »Ja, den Namen kann man nicht vergessen.«
    Ich riss zwar nicht wieder aus, aber glücklich wurde ich auch nicht. Für den Pflegevater gab es erst einmal keinen Anlass, mich mit dem Siebenzagel zu schlagen; vielleicht musste ich ihm deshalb nun samstags beim Teppichklopfen helfen. »Halt du die Ecke fest, und nicht loslassen, verstanden!«, befahl er jedes Mal. Doch wenn er den Teppich auf meiner Seite klopfte, waren die Schläge gegen den Teppich so stark, dass ich ihn nicht halten konnte. Dann rutschte er mir weg, und ich griff schnell wieder nach, aber schon bekam ich den Klopfer auf meiner Hand zu spüren. Der Blick des Pflegevaters dabei sagte mir, dass ich es verdient hätte, und ich konnte es nur geschehen lassen, die Zähne vor Schmerz und Wut zusammengebissen. Am Ende waren meine Hände feuerrot und brannten vor Schmerzen, und ich lief zum Brunnen, um sie zu kühlen. So ging es Samstag für Samstag. Auch die Arbeit

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